Henry Sidgwick
Henry Sidgwick (* 31. Mai 1838 in Skipton, Yorkshire; † 28. August 1900 in Cambridge) war ein englischer Philosoph und Utilitarist. Er gilt im angelsächsischen Raum vielfach als der erste „moderne“ Moralphilosoph.
Leben
Sidgwick besuchte ab 1855 das Trinity College in Cambridge. Im Jahre 1857 wurde er Mitglied der stark von den liberalen Ideen John Stuart Mills beeinflussten Cambridger Diskussionsgesellschaft Apostles und löste sich schrittweise von seinem religiös geprägten Elternhaus. 1859 wurde er „Fellow of Trinity“ und Tutor für Altphilologie. 1869 musste er diese Position aufgeben, da er sich geweigert hatte, die für Fellows verbindlichen 39 Glaubensartikel der Church of England zu unterschreiben. Daraufhin wurde für ihn die Position eines Lecturer in Moral Sciences an der Universität Cambridge geschaffen, die kein Glaubensbekenntnis erforderte. 1883 wurde er dort Professor für Moralphilosophie. Zu seinen Studenten gehörte u. a. George Edward Moore.
Zusammen mit seiner Ehefrau Eleanor Mildred Sidgwick (die Schwester des späteren Premierministers Arthur Balfour) setzte sich Sidgwick dafür ein, auch Frauen eine akademische Ausbildung zu ermöglichen. Die Bemühungen führten zunächst am Trinity College zur Einrichtung von einzelnen Lehrveranstaltungen für weibliche Studenten, im Jahre 1871 dann zur Gründung des Newnham College in Cambridge, dessen Direktorin 1892 seine Frau Eleanor wurde und wo seine Cousine Ellen Wordsworth Darwin Dozentin für Englische Literatur war. Frauen konnten dort erstmals in Großbritannien ein vollständiges Studium absolvieren.
Insbesondere aufgrund seines Hauptwerks The Methods of Ethics gilt Sidgwick als wichtiger Vertreter der Moralphilosophie. In kritischer Auseinandersetzung mit den Victorian Moralists (William Whewell u. a.) und den Vätern des Utilitarismus (John Stuart Mill, Jeremy Bentham) versuchte er die Common-sense-Moral mit dem Utilitarismus in Einklang zu bringen.
1882 war Sidgwick ein Mitbegründer der Society for Psychical Research und bis 1884 deren erster (und 1888–1892 dritter) Präsident. Ferner wurde er 1888 mit der Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences geehrt.
Er war der Vater des Chemikers Nevil Vincent Sidgwick.
Schriften
- The Methods of Ethics, London 1874.
- Principles of Political Economy, 1883.
- The Scope and Method of Economic Science, 1885.
- Elements of Politics, 1891.
- The Development of European Polity, 1903.
- Unreasonable Action. In: Mind. Band 2, Nr. 6, 1893, S. 174–187.
Literatur
- Bart Schultz (Hg.), Essays on Henry Sidgwick, Cambridge University Press, Cambridge 1992, ISBN 0-521-39151-2
- Bart Schultz, Henry Sidgwick: Eye of the Universe. An Intellectual Biography, Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2004, ISBN 0-521-82967-4
Weblinks
- Barton Schultz: Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Sidgwick writings online
- Henry Sidgwick Website. (englisch und französisch)
- Henry Sidgwick blog. (englisch und französisch)
- Official website of the 2nd International congress: Henry Sidgwick Ethics, Psychics, Politics. University of Catania, Italy. (italienisch, englisch und französisch)
- Henry Sidgwick, biographisches Profil auf Utilitarianism.net. (englisch)