Henri de Baillet-Latour
Der belgische Graf Henri de Baillet-Latour (* 1. März 1876 in Brüssel; † 6. Januar 1942 ebenda) war von 1925 bis zu seinem Tod 1942 der dritte Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Leben
De Baillet-Latour wurde 1903 Mitglied des IOC. Drei Jahre später war er Mitbegründer des Nationalen Olympischen Komitees von Belgien. Theodor Lewald, der für die Reichsregierung der Zivilverwalter Belgiens war, half ihm während des Ersten Weltkrieges, wodurch es Lewald einfacher hatte, IOC-Mitglied zu werden.[1]
Bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen übernahm er zentrale Aufgaben in der Organisation. Die ersten Spiele nach Ende des Ersten Weltkriegs, mit deren Ausrichtung Antwerpen erst 1919 betraut wurde, wurden, trotz der kurzen Vorbereitungszeit und der schwierigen Umstände, in denen sich das Land zwei Jahre nach Kriegsende befand, ein großer Erfolg. Der Begründer der olympischen Bewegung, Pierre de Coubertin, hatte ihn als seinen Nachfolger aufgebaut, indem er ihm ermöglichte für das IOC nach Südamerika zu reisen und dort eine Vielzahl nationaler Olympischer Komitees aufzubauen und neue IOC-Mitglieder zu rekrutieren. Diese stimmten dann alle für ihn.[2] Baillet-Latour war, zusammen mit dem amerikanischen YMCA und lokalen Politikern und Sportexperten, zudem in die Verbreitung von noch vielenorts unbekanntem, westlichem Sport in Asien involviert.[3]
Als sich Coubertin 1925 aus dem Amt des IOC-Präsidenten zurückzog, wurde De Baillet-Latour zu dessen Nachfolger gewählt. Er stand der Organisation bis zu seinem Tod 1942 vor. Sein Nachfolger wurde Vizepräsident Sigfrid Edström.
Literatur
- Hans Joachim Teichler: Anstoß nahmen sie nicht. Die IOC-Präsidenten und das Dritte Reich. In: FAZ. 10. März 1999.
Weblinks
- Biografie bei olympic.org (PDF; englisch)
Einzelnachweise
- Arnd Krüger & Rolf Pfeiffer: Theodor Lewald und die Instrumentalisierung von Leibesübungen und Sport. Uwe Wick & Andreas Höfer (Hrsg.): Willibald Gebhardt und seine Nachfolger (= Schriftenreihe des Willibald Gebhardt Instituts Bd. 14). Aachen: Meyer & Meyer 2012, S. 120–145, ISBN 978-389899-723-2
- Arnd Krüger: Neo-Olympismus zwischen Nationalismus und Internationalismus, in: Horst Ueberhorst (Hrsg.): Geschichte der Leibesübungen. Band. 3/1, Berlin: Bartels & Wernitz 1980, 522 – 568.
- Stefan Huebner: Pan-Asien Sports and the Emergence of Modern Asia, 1913-1974. NUS Press, Singapore 2016, ISBN 978-981-4722-03-2, S. 17–101.