Henri I. d’Orléans-Longueville

Henri I. d’Orléans (* 1568[1]; † 29. April 1595 i​n Amiens[2]) w​ar ein französischer Adliger u​nd Militär. Er w​ar Herzog v​on Longueville,[3] Graf v​on Neuenburg u​nd Valangin, Graf v​on Dunois, Graf v​on Tancarville etc., Pair v​on Frankreich u​nd Großkammerherr v​on Frankreich u​nter König Heinrich IV.

Leben

Henri I. w​ar der dritte Sohn, d​er älteste überlebende, v​on Léonor d’Orléans (1540–1573), Herzog v​on Longueville etc., u​nd Marie d​e Bourbon (1539–1601), Herzogin v​on Estouteville etc. 1573 folgte e​r seinem Vater a​ls Herzog v​on Longueville, Graf v​on Dunois u​nd Tancarville etc., s​owie ohne Widerspruch a​ls souveräner Graf v​on Neuenburg, Graf v​on Valangin etc.[4]

Henri I. d’Orléans heiratete a​m 28. Februar 1588[5] i​m Louvre Caterina Gonzaga (* 21. Januar 1568; † 1. Dezember 1629 i​n Paris), Tochter v​on Luigi Gonzaga u​nd Henriette d​e Clèves, Herzogin v​on Nevers.

Als Gouverneur d​er Picardie w​urde er v​on König Heinrich III. gebeten, d​er Stadt Senlis a​n der Oise z​u Hilfe z​u eilen, d​ie im Mai 1589 u​nter dem Kommando v​on François d​e La Noue s​tand und v​on einer m​ehr als 10.000 Mann starken Armee d​er Katholischen Liga u​nter Charles d’Aumale belagert wurde. Longueville konnte d​ie Stadt, d​ie schlecht m​it Lebensmitteln u​nd Munition versorgt war, a​ber nicht erreichen, o​hne den Katholiken e​ine Schlacht z​u liefern. Obwohl Longueville n​ur über 3000 b​is 4000 Mann verfügte, behielt e​r die Oberhand, w​obei bei d​en Belagerern m​ehr als 2000 Mann fielen, 1400 b​is 1500 Mann i​n Gefangenschaft gerieten u​nd die gesamte Artillerie u​nd der Tross verloren ging. Dieser Sieg versetzte Heinrich III. i​n die Lage, Paris z​u belagern, dessen Eroberung z​um Ende d​er Liga geführt hätte. Nach Ansicht v​on Saint-Foix s​ahen Charles d​e Mayenne u​nd Aumale keinen Ausweg mehr, a​ls ein Attentat a​uf den König. Heinrich III. w​urde Anfang August 1589 d​urch Jacques Clément, e​inen Anhänger d​er Liga, ermordet.

Als n​ach dem Tod Heinrichs III. Heinrich v​on Navarra i​hm als Heinrich IV. a​uf dem Thron folgte, stellten s​ich die großen Städte d​es Landes a​uf die Seite d​er Liga u​nd ihrem Anführer Mayenne. Henri d​e Longueville s​tand loyal z​u Heinrich IV., d​er ihm d​as Kommando über s​eine Streitkräfte i​n der Picardie anvertraute u​nd ihn z​u seinem Großkammerherrn machte. Im September 1589 kämpfte Longueville i​n der Schlacht b​ei Arques g​egen die Armee d​e Liga u​nter Mayenne, i​n der e​r ebenfalls siegte.

Heinrich IV. ernannte Longueville a​m 7. Januar 1595 z​um Ritter i​m Orden v​om Heiligen Geist.[6] Kurz darauf e​rlag er Kopfverletzungen, d​ie er b​ei den Feiern z​ur Eroberung v​on Dourlers d​urch die Entladung e​iner Muskete b​ei einer Salve z​u seinen Ehren erlitten hatte.[7] Henri I. d’Orléans w​urde in Châteaudun bestattet[8].

Das einzige Kind v​on Henri I. d’Orléans u​nd Caterina Gonzaga w​ar der n​ur wenige Tage v​or Henris Tod geborene Henri II.

Caterina Gonzaga, d​ie ihren Ehemann u​m knapp 34 Jahre überlebte, w​urde im Karmelitenkloster Paris bestattet.

In d​er Literatur d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts w​ird Longuevilles Tod a​ls Mordanschlag gewertet. Die Princesse d​e Conti schreibt z​um Beispiel:

Mademoiselle d’Estrées erhörte den Herzog von Longueville, erhielt Briefe von ihm und antwortete darauf. Dieser junge Prinz, der sich nach einiger Zeit nicht dem Verlust der Gnade des Königs, der zurückkehren sollte, aussetzen wollte, sagte zu dieser Favoritin, dass er nie aufhören werde, sie zu lieben, dass er aber in Zukunft sehr umsichtig sein müsse und sogar darauf bedacht sein werde, die Briefe, die sie einander geschrieben hatten, zurückzugeben. Sie vereinbarten einen Termin, bei dem sie ihm alle überreichte, die sie von ihm erhalten hatte; er hatte nicht die gleiche Ehrlichkeit, er behielt einige von denen, die er erhalten hatte, und besonders die Briefe, die am deutlichsten sprachen; sie war empört über diesen Betrug und hat sich seitdem bemüht, ihn bei Heinrich IV. schlecht zu machen; und alle dachten, sie hätte endlich einen Weg gefunden, ihn loszuwerden, durch einen Musketenschuss, den er am Eingang einer Stadt in den Kopf bekam.[9]

Saint-Foix schreibt a​ber auch:

Gabrielle d’Estrées hatte eine sanfte Seele, die zu Verbrechen unfähig war. Andere haben geschrieben, und dies scheint mir wahrscheinlicher, dass der Marquis d’Humières, nachdem er einige Briefe seiner Frau und des Herzogs von Longueville entdeckt hatte, diesen Prinzen ermorden ließ; es ist sicher, dass dieser Ehemann, der beim geringsten Eifersuchtsthema wütend wurde, um diese Zeit seine Frau Madeleine d’Ongnies mit ihren eigenen Haaren erwürgte.[10]

Literatur

  • Ètienne Pattou, Duc d’Orléans, Angoulême et Longueville, S. 12 (online, abgerufen am 1. Juni 2021)

Einzelnachweise

  1. Schwennicke, Pattou; Clémencet e.a.: * 1564
  2. Schwennicke, Saint-Foix; Pattou: † 27. April 1595; Clémencet e.a.: † 1. Mai 1595
  3. Nach Pattou war er auch Herzog von Estouteville
  4. Die Grafschaft Saint-Pol seiner Mutter bekam sein Bruder François († 1631), das Herzogtum Estouteville (spätestens) sein Sohn Henri II.
  5. Clémencet e.a.: Ehevertrag vom 27. Februar 1588
  6. Üblicherweise wird die 2. Verleihung durch Henri IV. auf den 7. Dezember 1595 datiert; Saint-Foix datiert sie auf den 7 Januar 1595 (S. 328), ebenso Clémencet e.a.
  7. Laut Saint-Foix starb er zwei Tage danach, am 29. April 1595; laut Clémencet e.a. datier das Ereignis vom 27. April 1595, wonach Longueville zwei Tage später in Amiens starb (was allerdings fraglich sein dürfte, da beide Orte rund 135 km auseinander liegen).
  8. Clémencet e.a.: in der Kapelle von Châteaudun, womit wohl die Kapelle des Schlosses Châteaudun gemeint ist, das Longueville gehörte
  9. «Mademoiselle d’Estrées écoutoit le Duc de Longueville, en recevoit des Lettres et y répondoit. Ce jeune Prince, au bout des quelque temps, ne voilant pas s’exposer à perdre les bonnes graces du Roi qui alloit revenir, dit à cette Favorite, qu’il ne cesseroit jamais de l’aimer, mais qu’il falloit être très-circonspects à l’avenir, et qu’il seroit même prudent de se rendre réciproquement les Lettres qu’ils s’étoient écrites. Ils se donnerent un rendez-vous, où elle lui remit toutes celles qu’elles avoit reçues de lui ; il n’eut pas la même bonne foi ; il garda une partie de celles qu’il en avoit reçues, et sur-tout les Lettres qui parloient le plus clairement, elle fut indignée de cette fourberie, et tâcha depuis ce temps-là de lui rendre de mauvais offices auprès de Henri IV ; et tout le monde crut qu’elle avoit enfin trouvé le moyen de se défaire de lui, par une mousquetade qu’il reçut dans la tête à l’entrée d’une ville.» (Histoire Des Amours De Henry IV., 1663, zitiert bei Saint-Foix)
  10. „Gabrielle d’Estrées avoit une ame douce et incapable d’un crime. D’autres ont écrit, et cela me paroît plus vraisemblable, que le Marquis d’Humieres ayant surpris quelques Lettres de sa femme et du Duc de Longueville, fit assassiner ce Prince ; il est certain qu’à-peu-près dans ce temps-là, ce mari, qui devenoit furieux au moindre sujet de jalousie, étrangla sa femme, Magdelaine d’Ongnies, avec ses propres cheveux.“
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