Hellerkräuter
Die Hellerkräuter (Thlaspi), auch als Täschelkräuter bezeichnet, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Die wenigen Arten sind in Eurasien und Ostafrika beheimatet. Die beiden in Mitteleuropa heimischen Arten sind in vielen Teilen der Welt Neophyten, beispielsweise in Nordamerika.
Hellerkräuter | ||||||||||||
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Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Thlaspi | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Thlaspi-Arten wachsen als krautige Pflanzen. Zerdrückte Pflanzen riechen oft unangenehm. Die Pflanzenteile können je nach Art Trichome (Pflanzenhaare) besitzen. Die aufrechten Stängel sind unverzweigt oder zur Spitze hin verzweigt.
Die Laubblätter stehen sowohl in grundständigen Rosetten als auch am Stängel verteilt (Phyllotaxis). Die Blattspreiten sind einfach mit gewellten, gezähnten oder glatten Blatträndern. Die zur Fruchtreife oft schon verwelkten, grundständigen Blätter sind mehr oder weniger lang gestielt und die wechselständigen Stängelblätter sind sitzend. Nebenblätter sind keine vorhanden.
Generative Merkmale
Die traubigen Teilblütenstände enthalten nur einige Blüten. Bis zur Fruchtreife verlängern sich die Blütenstandsachsen. Die schlanken Blütenstiele sind bei der Fruchtreife sparrig, gerade oder leicht gebogen.
Die zwittrigen Blüten sind vierzählig mit doppelten Perianth. Die vier aufrechten oder aufsteigenden Kelchblätter sind eiförmig oder länglich. Die vier Kronblätter sind meist spatelförmig und sie können genagelt sein. Die Staubfäden sind an der Basis leicht verbreitert. Es sind zwei oder vier Nektardrüsen vorhanden, wobei die mittleren Drüsen immer fehlen. Der oberständige Fruchtknoten enthält 6 bis 16 Samenanlagen. Ein Griffel ist manchmal kaum erkennbar und die Narbe ist kopfig.
Es werden gestielte, längliche, verkehrt-eiförmige, verkehrt-herzförmige oder fast kugelige Schötchen gebildet, d. h., sie sind höchstens dreimal so lang wie breit. Die zwei kahlen Klappen sind geflügelt. Das Replum ist rundlich und das Septum ist vollständig ausgebildet. Die Samen sind flügellos, dicklich und eiförmig. Die Samenschale ist grob netzartig, wabenförmig oder konzentrisch gestreift und wird im nassen Zustand nicht klebrig-schleimig.
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7.
Systematik
Aus der ehemals sehr weit gefassten, heterogenen Gattung Thlaspi wurden neuerdings einige eigenständige Gattungen abgetrennt. So die Gattungen Microthlaspi und Noccaea, letztere beinhaltet die meisten ehemaligen Thlaspi-Arten der mitteleuropäischen Flora. Die Gattung Thlaspi gehört zur Tribus Thlaspideae in der Familie der Brassicaceae.[1]
Der Gattungsname Thlaspi wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[2] erstveröffentlicht. Thlaspi (griechisch ϑλάσπι; die in der griechischen und lateinischen Antike verwendete Bezeichnung für das Gewöhnliche Hirtentäschel,[3] später auch für andere weißblühende Kreuzblütler[4]) leitet sich vom griechischen Wort thalo für „ich presse zusammen“ bzw. ϑλάω „ich presse“ ab und bezieht sich auf die (ähnlich wie bei Hirtentäschel-Arten) abgeflachten Schötchen.
Heute enthält die Gattung Thlaspi nur noch sechs einjährige Arten:
- Lauch-Hellerkraut (Thlaspi alliaceum L.)
- Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense L.)
- Thlaspi ceratocarpon (Pall.) Murray: Die Heimat ist die östliche Türkei, Kasachstan, Afghanistan, West-Sibirien und die nördliche Mongolei.
- Thlaspi huetii Boiss.: Die Heimat ist Georgien, Armenien und die nordöstliche Türkei.
- Thlaspi kochianum F.K.Mey.: Die Heimat ist die nordöstliche Türkei.
- Thlaspi oliveri Engl.: Die Heimat ist Ostafrika von Äthiopien bis Tansania.
Nicht mehr zur Gattung Thlaspi im engeren Sinne gehören beispielsweise:
- Stängelumfassendes Hellerkraut (Microthlaspi perfoliatum (L.) F.K.Mey., Syn.: Thlaspi perfoliatum L.)
- Gebirgs-Hellerkraut (Noccaea caerulescens (J. Presl & C. Presl) F.K.Mey., Syn.: Thlaspi caerulescens J. Presl & C. Presl): Mit der Unterart:
- Galmei-Hellerkraut (Noccaea caerulescens subsp. sylvestris (Jord.) F.K.Mey., Syn.: Thlaspi calaminare (Lej.) Lej. & Courtois)
- Ostalpen-Hellerkraut (Noccaea crantzii F.K.Mey., Syn.: Thlaspi alpinum Crantz)
- Kerner-Hellerkraut (Noccaea minima (Ard.) F.K.Mey., Syn.: Thlaspi kerneri Huter)
- Berg-Hellerkraut (Noccaea montana (L.) F.K.Mey., Syn.: Thlaspi montanum L.)
- Rundblättriges Hellerkraut (Noccaea rotundifolia (L.) Moench, Syn.: Thlaspi rotundifolium (L.) Gaudin)
Quellen
Literatur
- Ihsan A. Al-Shehbaz: Thlaspi. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2010, ISBN 978-0-19-531822-7, S. 445 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., Online. (Abschnitt Beschreibung und Systematik).
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- Friedrich Karl Meyer: Kritische Revision der „Thlaspi“-Arten Europas, Afrikas und Vorderasiens. Spezieller Teil. I – Thlaspi L. In: Haussknechtia. Band 8, 2001, S. 3–42.
- Friedrich Karl Meyer: Kritische Revision der „Thlaspi“-Arten Europas, Afrikas und Vorderasiens. Spezieller Teil IX – Noccaea Moench. In: Haussknechtia, Beiheft. Band 12, 2006, 343 S.
Einzelnachweise
- Thlaspi im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 645, Digitalisat .
- Hans Zotter: Antike Medizin. Die medizinische Sammelhandschrift Cod. Vindobonensis 93 in lateinischer und deutscher Sprache. Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1980 (= Interpretationes ad codices. Band 2); 2., verbesserte Auflage ebenda 1986, ISBN 3-201-01310-2, S. 302–305.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 157 .