Heinrichplatz
Der Heinrichplatz ist ein zentraler Berliner Platz – im als SO 36 bezeichneten Teil Kreuzbergs – des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg.
Heinrichplatz | |
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Westseite des Platzes | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Kreuzberg |
Angelegt | 19. Jahrhundert |
Hist. Namen | Heinrichplatz |
Einmündende Straßen | Oranienstraße, Mariannenstraße |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Straßenverkehr |
Technische Daten | |
Platzfläche | 8.100 m² |
Der Platz liegt südlich des Mariannenplatzes an der Kreuzung der Oranienstraße mit der Mariannenstraße. Seit dem 7. April 1849 ist der Platz nach Prinz Heinrich von Preußen, Großmeister der preußischen Johanniter, einem jüngeren Bruder von König Friedrich Wilhelm III., benannt.
Geschichte
Die erste Schreibweise nach der Namensgebung war Heinrichs-Platz.[1] Zu dieser Zeit waren dem Stadtplatz keinerlei Adressen oder Parzellen zugeordnet. Im Jahr 1860 wurde lediglich das Privathaus des Maurermeisters Kunst hier angegeben. Als Platz mit postalischer Adresse kommt er im Weiteren in den Adressverzeichnissen nicht wieder vor.
Der Heinrichplatz und die angrenzenden Abschnitte der Oranienstraße bildeten von Ende der 1990er bis Ende der 2000er Jahre den Mittelpunkt der Kreuzberger Ausschreitungen am 1. Mai, seit 2003 außerdem ein Zentrum des als kulturelles Gegenprogramm entwickelten Myfests. Auch die erste Gemüseschlacht zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, die seit 1998 jährlich auf der Oberbaumbrücke durchgeführt wird, fand 1995 auf dem Heinrichplatz statt und wurde von den Kämpfern der KPD/RZ gewonnen.
Überregionale Bekanntheit erreichte der Platz auch durch seine traditionsreichen Cafés und Kneipen. Zentrale Szenen des Romans Herr Lehmann und seiner Verfilmung spielen sich in der Kneipe Zum Elefanten am Heinrichplatz ab. Der ebenfalls am Heinrichplatz ansässigen Kneipe Zum goldenen Hahn setzte Bernd Kramer in zwei Büchern[2] ein Denkmal. Kramer und Thomas Kapielski hatten bei der UNESCO beantragt, die Kneipe auf die Liste des Weltkulturerbes zu setzen. Das traditionsreiche Café Jenseits des Künstlers Clement de Wroblewsky schloss Ende 2009 aufgrund von extremen Mieterhöhungen des neuen Hausbesitzers und Vorschriften des Rauchverbotes.[3]
Bauwerke
Die an den Platz angrenzenden Mietshäuser (Oranienstraße 12–18 auf der Nord- und 191–198 auf der Südseite) wurden (bis auf das in den 1980er Jahren neu errichtete Gebäude Oranienstraße 195) zwischen 1860 und 1866 erbaut. Alle Gebäude sind Bestandteil des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudeensembles Oranienstraße.[4] Ebenfalls denkmalgeschützt ist der um 1905 nach einem Entwurf von Alfred Grenander erbaute Kiosk auf dem Platz.[5] Schräg gegenüberliegend vom Kiosk befand sich ein historisches Pissoir, das 1989/1990 zur Instandsetzung abgetragen wurde; eine Wiederaufstellung erfolgte allerdings nicht.
Von der Mariannenstraße Ecke Skalitzer Straße zu sehen ist das Wandbild Astronaut Cosmonaut des französischen Streetart-Künstlers Victor Ash, das sich auf der Brandwand eines am Platz stehenden Wohnhauses befindet.
Umbenennung
Im Jahr 2017 stellte Die PARTEI in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg einen Antrag auf Umbenennung des Platzes in Arbeitsplatz. Der Antrag wurde mit fünf Dafürstimmen, zwölf Gegenstimmen und einer Enthaltung abgelehnt.[6]
2018 gab es eine schriftliche Befragung von Anwohnern und außerdem auf einer Beteiligungsveranstaltung im November 2019 eine Umfrage über die Benennung eines Platzes im historischen Postzustellbezirk SO 36 nach dem Sänger Rio Reiser.[7] Nachdem sich eine Mehrheit für die Umbenennung des Heinrichplatzes in Rio-Reiser-Platz aussprach, wurde das Ergebnis als Beschlussempfehlung in die BVV eingebracht.[8]
Am 27. November 2019 beschloss die BVV mit großer Mehrheit, den Platz in Rio-Reiser-Platz umzubenennen. Dies sollte im Rahmen einer Feier zum 70. Geburtstag Reisers im September 2020 geschehen, wurde aber aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben.[9][veraltet] Anschließend war die Umbenennung für den 12. Juni 2021 geplant, wurde jedoch wegen der Einsprüche von Anwohnern bis zu einer juristischen Klärung erneut verschoben.[10]
Musikalische Erwähnung
Der Heinrichplatz wird in dem Lied Hurra die Welt geht unter von K.I.Z und Henning May erwähnt.
Weblinks
- Heinrichplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Einzelnachweise
- Heinrichs-Platz. In: Berliner Adreßbuch, 1850, Teil 2, S. 49.
- Geschichte & Geschichten „Zum Goldenen Hahn“ (3. Auflage 2007) und Mit dem Flachmann auf Tuchfühlung (2007)
- Existenzielle Bedrohungen sind nicht lustig. In: taz
- Eintrag des Ensembles Oranienstraße in der Berliner Denkmalliste
- Eintrag des Kiosks Heinrichplatz in der Berliner Denkmalliste
- Auszug – Umbenennung von Heinrichplatz in Arbeitsplatz. Abgerufen am 29. März 2019.
- „Ein Platz für Rio Reiser?!“ Diskussions- und Beteiligungsveranstaltung, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Pressemitteilung Nr. 258 vom 4. November 2019. abgerufen 28. November 2019
- Stefan Hunglinger: Rio-Reiser-Platz in Berlin-Kreuzberg: Im Hausbesetzerland. In: Die Tageszeitung: taz. 8. November 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. November 2019]).
- Kriss Rudolph: Der Rio-Reiser-Platz in Berlin kommt später. In: Mannschaft Magazin. 18. August 2020, abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Umbenennung von Heinrichplatz in Rio-Reiser-Platz vorerst geplatzt. In: Der Tagesspiegel. 3. Juni 2021, abgerufen am 4. Juni 2021.