Heinrich Vogtherr der Jüngere
Heinrich Vogtherr der Jüngere (* 1513; † 1568 in Wien) war ein Maler, Zeichner, Holzschneider und Radierer.
Leben
Über seine Jugend ist nichts bekannt. Sein Vater Heinrich Vogtherr der Ältere war Maler, Zeichner, Holzschneider, Radierer, Drucker, Verleger, Autor, Lieddichter und Augenarzt. 1525 kam der junge Vogtherr mit seinem Vater nach Straßburg und wurde vermutlich von diesem künstlerisch und handwerklich ausgebildet. Einige Jahre stand er ihm als Gehilfe zur Seite und arbeitete 1537/1538 an dessen erfolgreichem »Kunstbüchlein« mit. Um 1540 ließ er sich als Maler und Radierer in Augsburg nieder, der Geburtsstadt seiner Ehefrau Sybilla Steinmaier. Dieser Verbindung entstammten sieben Söhne und fünf Töchter. Eine mögliche Zuschreibung an ihn und (oder) Hans Burgkmair d. J. als Schöpfer des Augsburger Wunderzeichenbuches ist umstritten. Dagegen gilt als gesichert, dass er zusammen mit Hans Burgkmair d. J. am »Augsburger Geschlechterbuch« arbeitete; der Titelkupferstich dieses Werkes (das Wappen der Stadt Augsburg) stammt von ihm. Wie andere Augsburger Künstler stand Vogtherr d. J. auch im Dienst der Fugger und arbeitete in deren Auftrag an monumentalen Freskogemälden, mit denen etliche Augsburger Gebäude geschmückt wurden. Diskutiert wird, ob die für den Fugger´schen Baugarten gemalten Kopien der vier großen »Augsburger Monatsbilder«, deren Originalfassungen (heute im Deutschen Historischen Museum, Berlin) wahrscheinlich in der Werkstatt von Jörg Breu dem Älteren entstanden sind, von ihm oder (nach Paul von Stetten) seinem Vater stammen. Die einzig überlieferte Kopie (»Der Winter«), welche sich heute im Augsburger Maximiliansmuseum befindet, wird von der jüngsten Forschung wieder Vogtherr d. Ä. zugesprochen.[1] 1554 verließ Heinrich Vogtherr d. J. Augsburg und folgte mit einem Teil seiner Familie dem wohl als Augenarzt an den Hof Ferdinand I. berufenen Vater nach Wien. In der dortigen Hofbuchhaltung ist er als Maler belegt. Seinen dort 1556 verstorbenen bedeutenderen Vater überlebte er um zwölf Jahre.
Werke
- »Kunstbüchlein«, in Zusammenarbeit mit seinem Vater Heinrich Vogtherr d. Ä., Straßburg 1538
- »Der Schalksnarr«, Holzschnitt, um 1540, Schlossmuseum Gotha
- »Die Auferstehung«, Holzschnitt, um 1540
- »Augsburger Geschlechterbuch«, in Zusammenarbeit mit Hans Burgkmair d. J., Augsburg 1545
- „Augsburger Monatsbilder“, Kopie des „Winters“, Augsburg, Maximiliansmuseum (Beweislage unsicher, siehe Text unter „Leben“)
Einzelnachweise
- Frank Muller: Heinrich Vogtherr l´Ancien – Un artiste entre Renaissance et Réforme. Wiesbaden 1997, S. 316f.
Literatur
- Karl Schorbach: Vogtherr, Heinrich der Jüngere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 194–196.
- Friedrich Vogtherr: »Geschichte der Familie Vogtherr im Lichte des Kulturlebens«, zweite, vermehrte und illustrierte Auflage, Ansbach 1908, (Digitalisat Erste Auflage, Ansbach 1892)
- Frank Muller: »Heinrich Vogtherr der Ältere (1490–456). Aspekte seines Lebens und Werkes«. Dillingen 1990 (Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau, XCII. Jahrgang, S. 173–274).
- Gode Krämer, in: »Welt im Umbruch – Augsburg zwischen Barock und Renaissance«. Ausstellungskatalog. Augsburg 1980.
- Karl Baumann: Die Auferstehung als Holzstich, in: Augsburger Allgemeine, 11. März 2011
- Ausstellungskatalog »Augsburger Geschlechterbuch – Wappenpracht und Figurenkunst«, Stuttgart 2012, Staatsgalerie.
- »Feste und Bräuche aus Mittelalter und Renaissance – Die Augsburger Monatsbilder«, Gütersloh / München 2007, S. 31 (Gode Krämer) und S. 208 (Hans H. Wilmes)
- Till-Holger Borchert, Joshua P. Waterman: The Book of miracles. Facsimile of the Augsburg manuscript from the collection of Mickey Cartin. Das Wunderzeichenbuch. Kommentarband und Faksimileband. Dreisprachige Ausgabe. Taschen, Köln 2013, ISBN 978-3-8365-4285-2
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Vogtherr den Jüngeren im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- https://de.linkfang.org/wiki/Augsburger_Wunderzeichenbuch