Heinrich Damisch
Heinrich Damisch (* 30. November 1872 in Wien; † 1961) war ein österreichischer Musikschriftsteller.
Ausbildung
Heinrich Damisch wurde als Sohn eines Generals geboren. Er absolvierte die Theresianische Militärakademie, die geodätische Schule am k.u.k. Militärgeographischen Institut und die Exportakademie. Anschließend studierte er Klavier, Musiktheorie und Komposition. Seine Offizierslaufbahn musste er aufgrund eines Augenleidens aufgeben. Von 1904 an war er Mitglied einer deutschnational-antisemitischen Studentenverbindung.
Laufbahn
Ab 1907 war er als Musikredakteur und Musikreferent tätig. Im Jahr 1913 gründete er die Wiener akademische Mozartgemeinde als Verein und gehörte ihr bis 1945 als Vorsteher (Eigenbezeichnung) an. Es gelang ihm relativ rasch, die Profilierung dieser Vereinigung zu einer allseits anerkannten Wiener Musikinstitution zu erreichen. Unter Damisch entfaltete die Mozartgemeinde eine rege Konzerttätigkeit; man bemühte sich u. a. um die Aufführung selten gespielter Mozartwerke[1].
Salzburger Festspiele
Damisch entwickelte gemeinsam mit Friedrich Gehmacher den Plan für die am 1. August 1917 in Wien gegründete Salzburger Festspielhausgemeinde und leitete diese als geschäftsführendes Direktionsmitglied bis zu ihrer Übersiedlung nach Salzburg 1925. Damisch „gab damit den Anstoß zur Gründung der Salzburger Festspiele“[1]. Er war Fachberater für Musik im nationalsozialistischen Deutschen Kulturbund.
Im Jahr 1923 war er völlig erblindet.
Internationale Gesellschaft für Neue Musik
Er gründete 1922/23 mit Rudolph Reti die Internationale Gesellschaft für Neue Musik und war bis zu ihrer Übersiedlung nach London deren Präsident.
Damisch war Herausgeber des Allgemeinen Deutschen Sängerkalenders in den Jahren 1926 bis 1932 und des Wiener Mozart-Almanachs für 1931 und 1941.[2] Am 1. Mai 1933 trat Damisch der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.515.003)[3]. Seine „Beiträge gegen ‚die jüdische Korruption alles Musikalischen‘ machen ihn zu einem Wegbereiter nationalsozialistischen Gedankenguts“[1].
1939/40 passte Damisch die Statuten der Wiener akademischen Mozartgemeinde an die Wünsche der NS-Machthaber an. 1941 fand in Wien mit Joseph Goebbels als Festredner die ‚Mozart-Woche des Deutschen Reiches‘ statt.
Nachkriegszeit
1945 floh Damisch vor dem Einmarsch der Roten Armee nach Salzburg, wo er sein weiteres Leben verbrachte. Der Verein Wiener akademische Mozartgemeinde bestand bis 1948, als Hans Pemmer als Vorstandsmitglied seine freiwillige Auflösung bekanntgab. Parallel dazu hatte sich 1947 mit Erik Werba als Vorsteher ein neuer Verein namens Mozartgemeinde Wien gebildet, der bis heute besteht.
Ehrungen
Nach den Untersuchungen von Kretschmer wurde Heinrich Damisch vor und nach 1945 geehrt. Im Salzburger Stadtteil Parsch ist seit 1963 eine Straße nach ihm benannt.
- 1943 Nicolai-Medaille der Wiener Philharmoniker
- 1952 Mozartmedaille der Mozartgemeinde Wien[4]
- 1957 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
Literatur
- Robert Hoffmann: Wer war Heinrich Damisch? Versuch einer biographischen Annäherung. In: Cornelia Szabó-Knotik, Barbara Boisits (Hrsg.): Musicologica Austriaca 27 (2008). Jahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Musikwissenschaft 2009, S. 181–209.
- Robert Hoffmann (Hg.): Festspiele in Salzburg. Quellen und Materialien zur Gründungsgeschichte. Band 1: 1913–1920, Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar 1920. ISBN 978-3-205-21031-3
- Helmut Kretschmer: Ein Verein im Dienste Mozarts. 100 Jahre Mozartgemeinde in Wien, in: Wiener Geschichtsblätter. Hrsg. Verein für Geschichte der Stadt Wien, Beiheft 1 / 2013, ISSN 0043-5317, 24 Seiten
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Damisch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinrich Damisch und die Wiener akademische Mozartgemeinde (1913-1945) (abgerufen am 19. Juni 2014)
Einzelnachweise
- Helmut Kretschmer: Ein Verein im Dienste Mozarts. 100 Jahre Mozartgemeinde in Wien, in: Wiener Geschichtsblätter. Hrsg. Verein für Geschichte der Stadt Wien, Beiheft 1 / 2013, ISSN 0043-5317, 24 Seiten
- 85. Geburtstag von Heinrich Damisch, Wiener Rathauskorrespondenz November 1957
- Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/5551120
- Inschrift Deutschordenshof, Singerstraße: Heinrich Damisch 1952 (abgerufen am 12. Juni 2014)