Heidemarie Wenzel
Heidemarie Wenzel (* 7. Juli 1945 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin.
Leben
Ihre Eltern waren die Kaufmannsgehilfin Irmgard Wenzel und der Reichsbahnoberinspektor Fritz Schiller. Heidemarie Wenzel spielte schon in ihrer Jugend im Kindertheater und im Bewegungschor der Deutschen Staatsoper. 1963 bis 1966 studierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Nach dem Studium bekam sie erste Engagements in Rostock und Greifswald. Sehr bald begann sie als freischaffende Darstellerin beim Film und im Fernsehen zu arbeiten.
Ihre erste größere Rolle spielte sie als Fanny in der Verfilmung von Johannes R. Bechers Roman Abschied. Der Film von Egon Günther wurde von offizieller Seite in der DDR aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise stark kritisiert. Ihren Durchbruch hatte Wenzel in der Rolle der selbstbewussten Lehrerin Susanne in Zeit der Störche (1971). In Die Taube auf dem Dach (1973) konnte sie ihr schauspielerisches Talent erstmals richtig ausspielen, jedoch wurde der Film noch vor seiner Premiere verboten. Im selben Jahr spielte sie die schöne, aber untreue Ehefrau von Winfried Glatzeder in dem Erfolgsfilm Die Legende von Paul und Paula. Die hübsche, große, schlanke und blonde Schauspielerin, die sowohl offen und intelligent wie auch introvertiert wirken konnte, wurde oft für zeitgenössische Rollen besetzt. Sie spielte bis Mitte der 1970er Jahre noch mehrere Hauptrollen, bekam anschließend jedoch immer weniger gute Angebote, da sie als politisch unzuverlässig galt. 1986 stellte sie einen Ausreiseantrag und wurde in der Folgezeit nicht mehr besetzt. Deshalb musste sie in dieser Zeit als Bürohilfskraft bei der Kirche arbeiten. 1988 solidarisierte sie sich mit verhafteten Bürgerrechtlern und wurde im Februar ausgebürgert.
In der Bundesrepublik wurde sie ab 1991 zum gesamtdeutschen Star in der Serie Unsere Hagenbecks. Als ihre Filmrolle bei einem Unfall starb, kam es zu Publikumsprotesten. In den 1990er Jahren trat Wenzel auch wieder häufiger im Theater auf. Zwischen 2000 und 2013 stand sie in insgesamt 27 Folgen für die ARD-Krankenhausserie In aller Freundschaft in der wiederkehrenden Nebenrolle der Eva Globisch vor der Kamera.
Wenzel lebte nach ihrer Ausbürgerung aus der DDR zunächst in München und seit 1998 in Berlin-Tempelhof. Sie hat einen Sohn und eine Tochter.[1] In erster Ehe war Wenzel verheiratet mit dem Regisseur Kurt Veth, weshalb sie sich auch zeitweise Heidemarie Wenzel-Veth nannte. In zweiter Ehe ist sie seit 1977 mit dem Regisseur und Autor Helmut Nitzschke verheiratet.
Filmografie
- 1966/1971: Der verlorene Engel
- 1968: Abschied
- 1968: Der Staatsanwalt hat das Wort: Das Wochenendhaus (TV-Reihe)
- 1968: Die Toten bleiben jung
- 1969: Az idő ablakai
- 1970: Netzwerk
- 1970: Junge Frau von 1914 (Fernsehfilm)
- 1970: Aus unserer Zeit (Episode 3)
- 1970: Unterwegs zu Lenin
- 1971: Anlauf (Fernsehfilm)
- 1971: Die Verschworenen
- 1971: Zeit der Störche
- 1971: KLK an PTX – Die Rote Kapelle
- 1973: Die Legende von Paul und Paula
- 1973/2010: Die Taube auf dem Dach
- 1974: Polizeiruf 110: Die verschwundenen Lords (Fernsehreihe)
- 1974: Die erste Nacht
- 1974: Rückkehr als Toter
- 1974: Wolz – Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten
- 1975: Ikarus
- 1976: Liebesfallen
- 1976: Die Insel der Silberreiher
- 1976: Das Licht auf dem Galgen
- 1976: Jede Woche Hochzeitstag (Fernsehfilm)
- 1977: Die zertanzten Schuhe
- 1978: Brandstellen
- 1978: Polizeiruf 110: Doppeltes Spiel
- 1980: Archiv des Todes (TV-Serie)
- 1980: Polizeiruf 110: Der Einzelgänger
- 1982: Bessie Bosch
- 1983: Insel der Schwäne
- 1984: Front ohne Gnade (TV-Serie)
- 1984: Polizeiruf 110: Inklusive Risiko
- 1985: Franziska
- 1986: Der Snob (Studioaufzeichnung)
- 1986: Der Bärenhäuter
- 1990: Polizeiruf 110 und Tatort – Unter Brüdern (Fernsehreihe)
- 1990: Tatort: Medizinmänner
- 1991–92: Unsere Hagenbecks (TV-Serie)
- 1996: Polizeiruf 110: Die Gazelle
- 2000, 2005–2006, 2010–2013: In aller Freundschaft (Fernsehserie)
Hörspiele
- 1971: Heinrich Mann: Die Vollendung des Königs Henri Quatre – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
Literatur
- Ralf Schenk, Ingrun Spazier: Heidemarie Wenzel – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 31, 1999.
Weblinks
- Heidemarie Wenzel in der Internet Movie Database (englisch)
- Ines Walk: Biographie auf der Website der DEFA-Stiftung