Hebelade
Die Hebelade ist ein historisches Werkzeug zum schrittweisen Heben oder Senken von sehr schweren Lasten allein durch Muskelkraft.[1][2]
Aufbau und Wirkungsweise
Eine Hebelade besteht aus einem langen Hebel, dessen Drehachse zum Heben der Last nach und nach erhöht wird. Dies geschieht, indem zwei eiserne Bolzen abwechselnd in zwei Lochreihen der sich gegenüberliegenden Bohlen eines hölzernen Rahmens versetzt werden.
Zum Heben der Last wird der Hebelarm in einzelnen Arbeitsschritten auf und nieder bewegt und der dabei jeweils entlastete Bolzen um eine Position in der Lochreihe erhöht. Insgesamt kann die Last also maximal um die Länge einer dabei senkrecht stehenden Hebelade angehoben werden.
Das Absenken der angehobenen Last erfolgt wie das Anheben, nur werden die Bolzen dabei jeweils um eine Position in der Lochreihe nach unten versetzt.
Die Hebelade ist ein zerlegbares und damit leicht zu transportierendes Hebezeug. Aufgrund ihrer kleinen Standfläche wurde sie unter Last mit hölzernen oder eisernen Streben gegen ein Abrutschen gesichert.
Geschichte und Bezeichnung
Eine der frühesten Abbildungen und Beschreibungen einer Hebelade befindet sich im Buch "Recueil de machines" aus dem Jahr 1617 von Franyois Thybourel und Jean Appler.[3]
1723 erwähnt Jacob Leupold in seinem Buch "Theatrum machinanrum" die deutsche Hebelade, die bereits 1651 von Daniel Schwenter beschrieben worden sei.[4]
Christopher Polhem erfand 1740 die schwedische Hebelade.[5]
Bis ins 19. Jahrhundert wurden Hebeladen weiterentwickelt und mit etlichen Patenten geschützt, wie z. B. die Hebelade von Friedländer und Josephson in Berlin 'Zum stufenweisen Anheben schwerer Lasten' mit D.R.P. Kl.35 Nr.31798 vom 18. Januar 1885. Beim Bau der Wittenberger Elbbrücke verwendete die Berliner Firma Belter & Schneevogel noch 32 Hebeladen mit je 2,5 t Tragkraft zum Heben der Träger mit jeweils 80 t Gewicht. Die gleichzeitige Bewegung aller Hebel erfolgte dabei auf Kommando, dass in diesem Fall sogar von Soldaten ausgeführt wurde.[6]
Hebeladen lassen die Last zwischen zwei Hebungen jeweils um ein Stückchen zurücksinken, um welches sie anschließend erneut angehoben werden muss. Daher wurden sie später durch Winden verdrängt und verloren mit der zunehmenden Motorisierung der Forstwirtschaft im 20. Jahrhundert dann vollends an Bedeutung.
Am 30. September 1953 wurde der Gemeinde Anspach amtlich noch ein Wappen verliehen[7], das neben zwei Glocken auch eine Hebelade zeigt.
In manchen Gegenden Deutschlands wird die Hebelade als Heblade oder auch als Wippkiste bezeichnet. Im 4. Teil der Krünitz Encyclopädie wird die Hebelade auch unter dem Namen Baumhebe oder Holzheber geführt.[8] Im Friesischen wird die Hebelade kurz Heewe genannt. Steht die Hebelade schräg, spricht man auch vom Hebebock.[9]
Sonderformen
Man unterscheidet die deutsche, französische und schwedische Hebelade. Letztere wurde auch zum Aufziehen von Schützen verwendet. Bei der französischen Hebelade werden die veränderlichen Drehachsen durch die Einschnitte einer sägeartig auf zwei gegenüberliegenden Seiten verzahnten und senkrecht stehenden Stange gebildet.
Hieraus entwickelt sich dann die Stockwinde und später auch die Zahnstangenwinde.
Literatur
- Johann Friedrich Lempe: Lehrbegriff der Maschinenlehre mit Rücksicht auf den Bergbau, Band 1, Verlag Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig 1795
- B. Harres: Die Schule der Baukunst, Zweiter Band, Erste Abtheilung, Die Schule des Zimmermanns, Verlag Otto Spamer, Leipzig 1863
- Friedrich Meinert: Lehrbuch der Mathematik, 3. Teil, Mechanische Wissenschaften, Halle 1795
Weblinks
- Das Verladen von Baumstämmen mit der Hebelade als Lehrfilm der IWF Göttingen von 1971, Autor: Arnold Lühning.
- Eine gefällte Eiche wird mit einer Hebelade verladen in einem Lehrfilm der IWF Göttingen von 1980, Autor: Arnold Lühning.
- Hebelade des Landschaftsmuseum Westerwald, Hachenburg
- Beschreibung und Bilder der Anspacher Heblade
Einzelnachweise
- Herders Conversations-Lexikon, Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 246.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9, Leipzig 1907, S. 25.
- Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Prof. Dr. Ludwig Darmstaedter, Springer Verlag, 1908, Seite 112.
- Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Prof. Dr. Ludwig Darmstaedter, Springer Verlag, 1908, Seite 171.
- Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Prof. Dr. Ludwig Darmstaedter, Springer Verlag, 1908, Seite 183.
- Prof. Ad. Ernst: Die Hebezeuge. Theorie und Kritik ausgeführter Konstruktionen, 1. Band, Springer Verlag, 1903, S. 86–87.
- Genehmigung zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Anspach im Landkreis Usingen, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 30. September 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr. 42, S. 912, Punkt 1182 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,0 MB]).
- Johann Friedrich Lempe: Lehrbegriff der Maschinenlehre mit Rücksicht auf den Bergbau, Band 1, Verlag Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig 1795, S. 107.
- Heinrich August Pierer: Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, 9. Band, Hahn Altenburg, 1828, Seite 220.