Healing Revival
Das Healing Revival war eine zwischen 1946 und 1958 stattgefundene pfingstlerische und teilweise überkonfessionelle Erweckungsbewegung in Nordamerika, die eng mit der Praktizierung von Geistheilung verbunden war und einen großen Einfluss auf die Entstehung der Charismatischen Bewegung hatte.[1]
Auslöser
Als Auslöser der Bewegung werden neben anderen Gesichtspunkten das 1946 veröffentlichte Buch „Atomic Power with God through Fasting and Prayer“ des pfingstlerischen Evangelisten Thomas Hall († 1994) sowie das erste Auftreten von William Branham als Heilungsevangelist in Jonesboro, Arkansas 1946 angesehen.[2][3]
Protagonisten
Wenn William Branham auch eine bedeutende Rolle in der Bewegung spielte[4], übertraf ihn doch Oral Roberts. Beide wurden als die „Giganten des Healing Revivals“ bezeichnet.[5] Andere Berühmtheiten waren Jack Coe, A. A. Allen, T. L. Osborn, William Freeman und viele mehr. Die Zeitschrift „Voice of Healing“ nannte 1951 eine Anzahl von 1.000 Heilungsevangelisten, die in den USA aktiv waren.[6]
Vermarktung
Neben groß aufgezogenen Zeitungsannoncen, Radiowerbung und der Proklamation von Wunderheilungen wie zu biblischen Zeiten („Bible Times are Back“), veröffentlichte Oral Roberts die Monatszeitschrift „Healing Waters“[7], der bald darauf „The Voice of Healing“ von Gordon Lindsay und die anderer Heilungsevangelisten folgten. „The Voice of Healing“ hatte ursprünglich als Werbemagazin für die Kampagnen William Branhams begonnen, doch wurden nach dessen Auszeit 1948 auch andere Heilungsevangelisten in ihr mit aufgenommen.[8] Die Zeitschrift wurde eine feste Größe in der Vermarktung von Heilungskampagnen aufstrebender Protagonisten. Aus der durch sie entstehenden Organisation ging 1970 das „Christ for the Nations Institute“ hervor. Gefördert wurde die Bewegung zudem durch das "Full Gospel Business Men's Fellowship International" von Demos Shakarian.
Niedergang
Der nach 1956 eintretende Niedergang des Healing Revivals wird u. a. der ausbleibenden Dauerhaftigkeit der angeblichen Heilungen, dem damit verbundenen Rückgang der Menschenmengen und die steigende finanzielle Belastung für die einzelnen Gemeinden zugeschrieben. Zudem machten Medien wie das Fernsehen (Fernsehprediger) große Zeltveranstaltungen überflüssig. Der zu Beginn gepriesene überkonfessionelle Ansatz hatte keine Entsprechung in der Realität gefunden. Die Bewegung endete um 1958.
Einfluss
Es war kein Zufall, dass 1948 die Spätregen-Erweckung (Latter Rain Revival) aufkam. Das Healing Revival war stark mit einem Endzeitglauben verbunden, der durch das Drohszenario des Kalten Krieges und das Aufkommen des UFO-Phänomens zusätzlich befördert wurde und viele durch das scheinbar machtvolle Auftreten von Personen wie William Branham an eine erneute Ausgießung des Heiligen Geistes glauben ließ.[9] Auch bildet das Healing Revival das geistige Fundament der Charismatischen Bewegung der 1960er Jahre, dessen Führungspersönlichkeiten teilweise identisch waren.
Kritik
Wenn Befürworter des Healing Revivals es auch als „the most extensive public display of miraculous power in modern history“[10] beschreiben, wurde die Bewegung bereits von Zeitzeugen sehr kritisch gesehen. Christliche Geistheiler waren seit dem Auftreten von John Alexander Dowie, Smith Wigglesworth und F. F. Bosworth bekannt. Ebenso ihre Misserfolge. So wurden auch die Heilungsevangelisten des Healing Revivals als Schwindler und Scharlatane bezeichnet, die mit dem Glauben und der Hoffnung der Menschen spielten.[11]
Der Autor Hank Hanegraaff bezeichnete das gesamte Healing Revival als „Hoax“.[12]
Literatur
- John Crowder, Miracle Workers, Reformers and the New Mystics, Destiny Image Publishers, Shippensburg, Pennsylvania 2006
- Hank Hanegraaff, Counterfeit Revival: Looking For God in All the Wrong Places, Thomas Nelson, Nashville, Tennessee 1997
- David Edwin Harrell, All Things are possible: The Healing and Charismatic Revivals in modern America, Indiana University Press, Bloomington, Indiana 1978
- Walter J. Hollenweger, Pentecostalism: Origins and Developments Worldwide, Baker Publishing Group, Peabody, Massachusetts 1997
- Jeff Oliver, Pentecost To The Present: Worldwide Revivals and Renewal, Band 3, Bridge Logos, Newberry, Florida 2017
- James Randi, The Faith Healers, Prometheus Books, Amherst, New York 1989
- C. Douglas Weaver, The Healer-Prophet, Mercer University Press, Macon, Georgia 1987
Weblinks
Einzelnachweise
- Jeff Oliver, Pentecost To The Present: Worldwide Revivals and Renewal, Band 3, Bridge Logos, Newberry, Florida 2017, S. 129 f.
- Roy Weremchuk, Thus Saith the Lord?, Deutscher Wissenschafts-Verlag, Baden-Baden 2019, S. 89
- John Crowder, Miracle Workers, Reformers and the New Mystics, Destiny Image Publishers, Shippensburg, Pennsylvania 2006, S. 317
- C. Douglas Weaver, The Healer-Prophet, Mercer University Press, Macon, Georgia 1987, S. 165
- David Edwin Harrell, All Things are possible: The Healing and Charismatic Revivals in modern America, Indiana University Press, Bloomington, Indiana 1978, S. 25 f.
- The Voice of Healing. Shreveport, Louisiana, Januar 1951
- David Edwin Harrell, Oral Roberts: An American Life, Indiana University Press, Bloomington, Indiana 1985, S. 112
- Roy Weremchuk 2019, S. 129 ff.
- Roy Weremchuk 2019, S. 125
- John Crowder 2006, S. 321
- Vgl. James Randi, The Faith Healers, Prometheus Books, Amherst, New York 1989
- Hank Hanegraaff, Counterfeit Revival: Looking For God in All the Wrong Places, Thomas Nelson, Nashville, Tennessee 1997, S. 173