Haus Wenge
Geschichte
Ein Ritter Henricus de Wenge wird erstmals 1239 erwähnt. Die Wasserburg wurde im 13. Jahrhundert von Goswin und Johann von der Wenge erbaut. Grundmauern und Teile der Umfassung des Rittersitzes Haus Wenge sind bis heute erhalten. Dieser Rittersitz ist der Ursprungsort des Adelsgeschlechts der Herren und späteren Freiherren von der Wenge sowie ihrer zu Beginn des 15. Jahrhunderts in die baltischen Länder ausgewanderten Nebenlinie, den 1817 in den russischen Grafenstand erhobenen von der Wenge genannt Lambsdorff (dieser Name bezieht sich auf eine ältere Schreibweise von Lanstrop).
1648 ging der Besitz durch Erbschaft an die Familie von Neuhoff und später an die Familie von Beverförde zu Werries über. Danach gelangte es wieder in die Hände derer von der Wenge: Als Besitzer wird 1800 Clemens August von der Wenge genannt. Nach dem Tod seines Sohnes Friedrich Florens Raban 1850 fiel das Erbe der Familie von der Wenge, darunter auch Schloss Beck, an die Nachfahren seiner Schwester, einer verheirateten Gräfin Wolff-Metternich zur Gracht auf Schloss Gracht bei Liblar.
Beschreibung
Das Haus Wenge ist das einzige im Raum Dortmund erhaltene Adelshaus des 16. Jahrhunderts mit gotischen Formen. Es ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen.[1] Das zweigeschossige Herrenhaus mit dem Staffelgiebel in Backstein und den Steinkreuzfenstern entstand im 16. Jahrhundert und zeigt noch gotische Formen. Diese äußere Formen blieben auch beibehalten, als das Haus nach der Zerstörung durch spanische Truppen im Jahre 1598 wieder aufgebaut wurde. Im Inneren dagegen richtete man das Herrenhaus nach dem Wohngeschmack der Barockzeit ein. Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten einige bauliche Veränderungen am Portal und an den Kaminen.
Das 25 Meter lange und 14,5 Meter breite freitragende Sparrendach wurde ohne Stützen und Pfetten konstruiert und wird nur durch Holznägel zusammengehalten. Der Dachstuhl ist in seiner speziellen Konstruktion einzigartig in Nordrhein-Westfalen.[2]
Aktuelle Situation
Seit 1952 gehört das Grundstück der Stadt Dortmund. Die Wasserburg wurde zwischen 1962 und heute (mit Unterbrechungen) umfassend restauriert. Es ist geplant, die Renovierung im Jahr 2021 abzuschließen.[2][3] Der Besitz am Haus ist für 99 Jahre per Erbbaurecht vergeben. Der Bezirk beabsichtigt, die Wasserburg für Veranstaltungen, wie z. B. Ausstellungen, gelegentliche Konzerte und Trauungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur Erarbeitung eines zukünftigen Nutzungskonzeptes haben sich zwei neue Vereine namens „Haus Wenge Heimat- & Kulturverein“ sowie „Haus Wenge Heimat und Kulturverein“ in Lanstrop gebildet.[4][2]
Weblinks
- Haus Wenge in Dortmund-Lanstrop (2014), ein Film von Klaus-Dieter Lemm, Filmklub Dortmund e.V.
- Baudenkmal Haus Wenge (2015), eine Dokumentation von Hans-Joachim Hirschfeld, Filmklub Dortmund e.V.
- Urkundenregesten aus dem Archiv Schloss Loburg mit Bestand zum Haus Wenge / Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)
- Lanstrop alt und neu virtuell erkunden, Verband Wohneigentum.
- Artikel zum Haus Wenge im Nordstadtblogger.
Literatur
- Erich Hammer: Erhaltene historische Bauwerke in Dortmund und seinen Vororten. Verlag Fr. Wilh. Ruhfus, Dortmund 1965, S. 54f.
- Josef Bieker: Schlösser im Revier. Harenberg Kommunikation, Dortmund 1989, S. 28f.
- Anneliese Vahlhaus: Lanstrop: das Dorf am Grenzpfahl der Grossstadt Dortmund. Regio-Verlag, 2001.
- Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW / Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Burgen auf Ruhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Klartext Verlag, Essen 2010, S. 78–80.
- Otto Pesch: Dortmund-Lanstrop. Ein Beitrag zur Heimatkunde von Dortmund. Band I, 1964.
Einzelnachweise
- Nr. A 0093. Denkmalliste der Stadt Dortmund. (PDF; 180 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: dortmund.de – Das Dortmunder Stadtportal. Denkmalbehörde der Stadt Dortmund, 14. April 2014, archiviert vom Original am 15. September 2014; abgerufen am 16. Juni 2014.
- Digitaler Rundgang - Haus Wenge öffnet seine Türen. Stadtportal dortmund.de, 17. Juli 2020, abgerufen am 23. Januar 2022.
- Haus Wenge. nordwärts, abgerufen am 23. Januar 2022.
- Andreas Schröter: Streit in Lanstrop: Zwei Vereine wollen sich um Haus Wenge kümmern. Ruhr Nachrichten, 15. Mai 2020, abgerufen am 23. Januar 2022.