Hasenmühle (Alzenau)
Die Hasenmühle war eine Wassermühle in Alzenau im Landkreis Aschaffenburg in Bayern. Sie war die älteste der drei Mühlen in Alzenau und davon auch am längsten im Betrieb.[1]
Geographie
Die Hasenmühle befand sich im unteren Kahlgrund im Stadtzentrum von Alzenau in der Nähe des heutigen Rathauses. Sie wurde von der Kahl betrieben, die man über ein etwa 15 m langes Wehr unterhalb der Kaiser-Ruprecht-Brücke staute und den Mühlbach zu den Wasserrädern leitete. Vor der Ölmühle befand sich ein Streichwehr, das den Mühlbach teilte.[2]
Von der Mühle ist heute nur noch das Gebäude der Ölmühle Hofmann zu sehen, das mittlerweile unter Denkmalschutz (Baudenkmal D-6-71-111-7) steht und nun als „Hasenmühle“ bezeichnet wird. Bis 2015 bestanden das alte, eigentliche Hasenmühlengebäude und die drei Wasserräder noch. Der Mühlbach wurde reaktiviert.
Geschichte
Die Hasenmühle wurde am 25. März 1311 als „Mühle zu Wilmundsheim“ der Abtei Seligenstadt erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist also älter als die Burg.[3] Erbpächter der Mühle war der Ritter Hermann Schelris.[4] Im Jahr 1548 wurden in Alzenau drei Mühlen erwähnt: die „Mühle unterm Schloß“ (Burgmühle), die „Klostermühle“ mit zwei Mahlgängen und die „unterste Mühle“ (Habermühle). In diesem Jahr wurde ein Müller namens Siegmund genannt. 1588 besaß Ludwig Nester die Mühle.[1]
Am 1. März 1604 erhielt Ludwig Maßen die „Mühl mitten im Dorff Altzenau“ vom Kurfürst von Mainz zu Lehen. Sie hatte zwei Mahlgänge und einen Ölgang. 1638 verkaufte Caspar Becker die Mühle an Cornelius de Haase, der sie am 9. Oktober 1670 als insolvent anmeldete. 1701 übernahm Jakob Hildenbrand die „Dehasische Mahlmühle“. Von 1721 bis 1770 hatte die nun genannte „Hasenmühle“ fünf Besitzer. 1770 verkaufte Hans Conrad Kühn die Mühle an Johann Reussert (später Reisert genannt).
Auf der anderen Seite des Mühlbaches errichtete die Familie Reisert im Jahr 1801 ein weiteres Gebäude als Gipsmühle, die 1816 zur Ölmühle umgebaut wurde.[5] Zu dieser Zeit drehten sich drei unterschlächtige Wasserräder im Bach. Michael Reisert hatte zwei Kinder Catharina und Peter. Der Sohn war noch nicht volljährig als sein Vater starb. Catharina heiratete 1816 den Müller Johann Christ aus Gailbach, der von da an die Mühle mitbetrieb.
Da beide Kinder an der Mühle interessiert waren, beantragte ihre Mutter Margareta 1816 die Ablösung des Erbleihverbandes. Der Ablösebrief wurde vom Königlich Bayerischen Rentamt beurkundet und genehmigt. Die Hasenmühle war nun kein Lehen mehr und die erblichen Besitzer als Eigentümer frei von Lehnspflichten. Daraufhin wurden 1816 der Mühlenkomplex und das Anwesen geteilt: Das Gebäude mit der Hausnummer 57 war die Hasenmühle Reisert, die Hausnummer 58 die Hasenmühle Christ. Beide Mühlen hatten im gegenüberliegenden, der Kahl näher gelegenen und heute noch bestehenden Gebäude je eine Ölmühle. So gab es im 19. Jahrhundert auf dem Gelände insgesamt vier Mühlen, zwei Getreidemühlen und zwei Ölmühlen (Doppelmühlgebäude).[2][1]
Im 19. Jahrhundert wurde die Hasenmühle Reisert modernisiert. Eine Dampfmaschine wurde eingebaut und 1857 ein 20 m hoher Schornstein errichtet. Die Umstellung von Wasserkraft auf Dampf war auf Dauer unrentabel, da Kohle von Kahl mit Pferdefuhrwerken nach Alzenau transportiert werden musste. 1865 verkaufte Theodor Reisert seine Mühlenhälfte an Friedrich Fellner. 1882 wurden die Gebrüder Zang als Besitzer genannt. Peter Josef Hein wurde 1887 Betreiber der Mühle und dessen Familie blieb bis zur Stilllegung im Besitz der Mühlenhälfte.[1]
Die Hasenmühle Christ wurde im 19. Jahrhundert kaum modernisiert. So blieben Wasserrad und Mühlstein bis zur Stilllegung in Betrieb. Am 30. März 1829 tauschten Johann und Catharina Christ ihre Hälfte der Hasenmühle mit Adam Bambeck († 1854), dem Müller der Burgmühle. Joseph Christ, der Sohn von Johann und Catharina, erwarb vermutlich die Mühlenhälfte von Adam Bambeck zurück. Nach dem Tod von Joseph Christ übernahm sein Schwiegersohn Georg Joseph Leeb aus Kleinwallstadt 1882 den Betrieb. 1883 bekam jedoch Christs anderer Schwiegersohn Wilhelm Hofmann aus der Sandmühle bei Kahl die Hälfte der Mühle. Die Hasenmühle Christ wurde zur Mühle Hofmann.[1]
Ab dem 20. Jahrhundert waren die beiden Mühlen im Besitz der Familien Hein und Hofmann. Bis 1976 blieb die Mühle Hein in Betrieb, die Ölmühle Hein musste schon Anfang der 1960er Jahre wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Sie grenzte an die westliche Mauer der Ölmühle Hofmann an. Mit dem Ausbau der Kahl im Jahr 1978 verlor die Hasenmühle ihre Wasserrechte. Dadurch erlosch das Recht zum Aufstauen der Kahl und Nutzen der Wasserkraft. Die Mühle Hofmann wurde im März 1979 stillgelegt. Beim Kahlausbau wurden die Wehre beseitigt und der Fluss ab der Burgmühle tiefer gelegt.[1] Der Mühlbach der Hasenmühle sollte verschüttet werden, was vom Heimathistorischen Arbeitskreis verhindert werden konnte.[6] Die Zuleitung erfolgte von da ab unterirdisch über ein Rohr. Die Durchflussmenge war unzureichend, um die Wasserräder der Hasenmühle über längere Zeit anzutreiben. Bis 1985 wurden sie zu Demonstrationszwecken gelegentlich in Betrieb genommen.[1]
Die Stadt Alzenau erwarb im Jahr 2013 die Mühlbachwiese. 2015 kaufte ein Immobilienbesitzer das Mühlengelände, um den Wohnpark „Alte Hasenmühle“ zu errichten. Die Hasenmühle sowie die Wohn- und Nebengebäude wurden abgerissen und der Wasserlauf stillgelegt. Das als Baudenkmal ausgewiesene und heute Hasenmühle genannte Gebäude der Ölmühle Hofmann besteht noch.[6] An ihm wurden im Jahr 2015 die Fassade renoviert und 2016 Dachstuhl und Ziegel erneuert sowie baufällige Teile des Innenraumes gesichert. Das Mühleninventar wurde im gleichen Jahr weiter gegeben und findet sich heute in der Windmühle „de Wielewaal“ in Beneden-Leeuwen (Niederlande) und der Wassermühle „Herkermolen“ in Herk-de-Stad (Belgien) wieder.[1] Im Jahr 2020 wurde der Mühlbach renaturiert und wieder aktiviert.[6] Auf dem Gelände der früheren Ölmühle Hofmann legte man einen Nutz- und Ziergarten an.
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- Hasenmühle in Alzenau: 700 Jahre Geschichte
- Uraufnahme (1808–1864)
- Main-Echo vom 6. Mai 2021: "Alzenauer Heimat- und Geschichtsverein enthüllt Schautafel an Ölmühle hinter Rathaus" (kostenpflichtig)
- Infotafel am ehemaligen Standort der Hasenmühle
- Unser Kahlgrund 1957. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN 0933-1328.
- Main-Echo vom 14. Februar 2014: "Die Alzenauer Mühlbachwiese aufwerten" (kostenpflichtig)