Hans Bär (der Jüngere)
Hans Bär (auch Baer) der Jüngere (* vor 1484 in Basel; † 14. September 1515 in Marignano) war Basler Ratsherr,[1] seit 1507 besaß er das Haus „zum goldenen Falken“.[1] Hans Bär nahm an den Mailänderkriegen als Fourier und Bannerherr teil und fiel als Träger des Basler Banners in der Schlacht von Marignano.[2] Als Tuchhändler war er Mitglied der Basler Herrenzünfte zu Safran, zum Schlüssel und zu Hausgenossen, zu Safran hatte er das Amt des Zunftmeisters inne.[3]
Leben
Herkunft
Hans Bär entstammte einem Basler Geschlecht. Seine Eltern waren der Kaufmann und Wechsler Hans Bär der Ältere und Anna, eine Tochter des Nikolaus Eberler genannt Grünenzweig († 1518), Schultheissen von Baden,[2] mit dem das Geschlecht der Eberler im Mannesstamm erlosch. Die Eberler, seit Beginn des 15. Jahrhunderts mit dem Zusatz „genannt Grünenzweig“, waren ursprünglich jüdischen Glaubens und kamen aus Colmar. 1362 wurden sie erstmals in Basel erwähnt und erreichten, nach einer Ausweisung 1377 wegen angeblicher Blasphemie und Rückkehr 1393 als Christen, rasch in Zünften und Räten bedeutende Stellungen.[4] Hans Bär des Jüngeren älterer Bruder war der Theologe und Humanist Ludwig Bär (* 1479; † 1554).[5] Der Vater war seinem Gewerbe entsprechend zünftig zu Safran, wo er es 1485 bis zum Zunftmeister brachte. Er war auch Zunftbruder in der Zunft zum Schlüssel. Hans Bär senior gehörte das Haus „zum Kardinal“, nahe zum Basler Marktplatz. 1487 erwarb er das Nachbarhaus „zum Venix“ und vereinigte in einem Umbau die Häuser zu einer einzigen Liegenschaft (Freie Strasse 36). Als Hans Bär senior 1502 starb, wurde sein Sohn Hans einer der Hauserben. Seit 1507 waren Hans Bär junior und seine Frau Eigentümer des Basler Hauses „zum goldenen Falken“ (Freie Strasse 9).[1]
Wirken
Hans Bär war Tuchhändler und Mitglied der Basler Herrenzünfte zu Safran und zum Schlüssel, zu Safran bekleidete er – wie vor ihm sein Vater – das Amt des Zunftmeisters.[3] Um 1504 stiftete er gemeinsam mit seinem Bruder Hieronymus zwei Fenster in der Gästekammer der Kartause in Kleinbasel.[1] 1513 wurde der wohlhabende Bär zusätzlich zünftig zur Herrenzunft zu Hausgenossen. Er wurde auch Seckelmeister der Zunft und Ratsherr. Als Zunftherr war Hans Bär auch zum Kriegsdienst verpflichtet.[1] Er galt um 1500 als proeidgenössisch und nahm an den Mailänderkriegen teil, erstmals 1511 und in der Schlacht bei Novara 1513 als Fourier.[2]
In der Heiligen Liga fochten die Eidgenossen gegen die Feinde von Papst Julius II. Basel beteiligte sich auch mit einem Kontingent 1515.[1] Hans Bär fiel als Basler Bannerträger in der Schlacht von Marignano am 14. September 1515.[2] Christian Wurstisen (* 1544; † 1588) schrieb 1580 in seiner «Basler Chronik», dass Zeugen, die in der Schlacht gewesen waren, erzählten, dass ein Projektil eines schweren Geschützes Bär beide Schenkel zerrissen habe. Im Angesicht des nahen Todes soll der zu Boden gesunkene Hans Bär das Banner an den dabeistehenden Basler Georg Werlin übergeben haben. Weitere Überlieferungen besagen, dass Bär das Fahnentuch von der Stange gerissen habe, und dass Werlin das Banner unter seiner Kleidung verbarg und es nach Basel brachte. Gedenkfeiern zu Ehren Hans Bärs fanden im Basler Münster, zu St. Martin und bei den Barfüssern statt.[1]
Familie
Hans Bär war mit Barbara Brunner verheiratet.[2] Gemeinsam mit seiner Frau Barbara Brunner erwarb Hans Bär der Jüngere im Jahr 1507 für 700 Gulden von den Erben Hans Jungermanns das Basler Haus „zum goldenen Falken“ (Freie Strasse 9).[2] Hans Bär hatte noch im Frühjahr 1515 eine Tischplatte mit den Wappen der Familien Bär und Brunner in Auftrag gegeben, die als „Zürcher Holbeintisch“ erst Hans Holbein dem Jüngeren (* 1497/98; † 1543) zugeschrieben wurde, aufgrund neuerer Forschung jedoch Hans Herbst (1470–1552) zugeordnet werden konnte.[2] Hans Bär hatte mit Barbara Brunner sechs Kinder.[1]
Hans Bärs Tochter Helena Bär war die erste Ehefrau des Junkers Bernhard Meyer zum Pfeil (* 1488; † 1558), Tuchhändler, Geheimer Staatsrat und Gesandter des Kantons Basel sowie 1548 bis 1558 Bürgermeister zu Basel. Militärisch hatte auch er den Rang eines Bannerherrn.[3]
Hans Bärs Schwester Magdalena Bär heiratete mit Jakob Meyer zum Hasen einen einflussreichen Mann, der von 1516 bis 1521 das Amt des Basler Bürgermeisters bekleidete. Allerdings hatte Magdalena Bär diesen Aufstieg ihres Ehemannes nicht mehr erlebt, denn sie starb 1511. Ihre Grabplatte befindet sich in der Basler Kirche St. Martin. 1526/28 verewigte Hans Holbein der Jüngere sie auf dem heute als Darmstädter Madonna bekannten Gruppenbild, das Meyer zum Hasen in Auftrag gegeben hatte.[1] Magdalena Bär war zuvor schon mit zwei gesellschaftlich hoch stehenden Baslern verheiratet gewesen und hatte Meyer zum Hasen den Zugang zu den wirtschaftlich einflussreichen Personen der Stadt ermöglicht. Er verband sich nun mit Hans Gallizian zu einer Handelsgesellschaft, betätigte sich als Verleger für den Erzbischof von Besançon und spekulierte mit Immobilien. 1513 heiratete er Dorothea Kannengiesser. Im selben Jahr kam die gemeinsame Tochter Anna zur Welt.[6]
Literatur
- August Burckhardt: Die Familie Bär. In: Freunden vaterländischer Geschichte (Hrsg.): Basler Biographien. Band 1. Schwabe, Basel 1900, S. 59–89.
- Lucas Wüthrich: Der sogenannte „Holbein-Tisch“. Geschichte und Inhalt der bemalten Tischplatte des Basler Malers Hans Herbst von 1515 (= Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 57 = Antiquarische Gesellschaft in Zürich. Neujahrsblatt 154). Rohr, Zürich 1990, ISBN 3-85865-505-8.
Einzelnachweise
- altbasel.ch: Hans Bär -Basler Bannerträger bei Marignano 1515
- Mario Sabatino: Bär, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Samuel Schüpbach-Guggenbühl: Bernhard Meyer (zum Pfeil). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. März 2008, abgerufen am 7. Juni 2019.
- Ruedi Brassel-Moser: Eberler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. Juli 2004, abgerufen am 7. Juni 2019.
- Mario Sabatino: Ludwig Bär. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16. April 2019, abgerufen am 7. Juni 2019.
- Nikolaus Meier: Die Krone der Maria. In: Bodo Brinkmann: Hans Holbeins Madonna im Städel. Der Bürgermeister, sein Maler und seine Familie. Imhof, Petersberg 2004, ISBN 3-937251-24-3, S. 63–77.