Handberge
Eine Handberge oder Armberge ist ein Schildarmring, ein Armreif mit zwei Flachspiralscheiben), der vor allem in Norddeutschland in der Bronzezeit verbreitet war. In der modernen Fachliteratur werden solche Stücke auch als Handschutzspirale bezeichnet.[1]
Beschreibung
Der Armring besteht aus runden oder platten Metallstäben, die von ihren Enden aus horizontal in zwei platte Spiralscheiben aufgewunden und durch einen platten und breiten Bügel, der das Handgelenk oder den Arm umfasst, so miteinander verbunden sind, dass die eine Spiralscheibe die Knöchel der Hand und die andere den Arm bedeckt. Die Windungen der beiden Spiralen wickeln sich in entgegengesetzter Richtung auf. Auf ihrer Oberseite sind sie meist durch Striche, Punkte und Linien verziert. Sie finden sich auch in einer Variante, in der nur ein Ende des Drahts in einer Spiralscheibe endet, während das andere Ende nur kurz eingebogen ist.
Fundorte waren in Dänemark, Pommern, Schlesien, Sachsen, Westpreußen und besonders in Mecklenburg, dem „Zentrum ihres Verbreitungsgebietes“[2] Hier gelten sie als die „auffallendste Charakterform der me[c]klenburgischen entwickelten Bronzezeit“.[3] Anfang des 20. Jahrhunderts umfasste die großherzogliche Sammlung 47 Exemplare aus Gräbern, zu denen noch 7 aus Moorfunden und annähernd 12 Einzelfunde kamen, also insgesamt 66 Stücke.[4] Auch in Rumänien wurden ähnliche „Handschutzspiralen“ gefunden.[5]
Verwendung
Der Name Handberge geht auf Hans Rudolf Schröter zurück, den ersten Beschreiber der großherzoglich mecklenburgischen Altertümersammlung, der ihn 1824 erstmals verwendete.[6] Zu diesem Zeitpunkt erschien die Funktion dieser Stücke noch rätselhaft. Georg Christian Friedrich Lisch fand „nach allen möglichen Versuchen“ heraus, dass „dieses Geräth nur auf einen Theil des Leibes“ passe: nämlich „auf das Handgelenk eines männlichen Körpers“.[7] Es wird seither vermutet, dass die Handbergen zum Schutz der äußeren Hand, des Handgelenks und des Unterarms gegen Hiebe und gegen das Anprallen der Bogensehnen beim Bogenschießen dienten.[8] Sie sind in sich elastisch und geben in der Weise den Bewegungen der Hand beim Auf- und Zumachen derselben nach, dass die Spiralwindungen sich dem Druck der Fingerknöchel fügen sich und mit diesen heben und senken. Nach Lisch sind sie „als Schmuck und als Schutzwaffe gleich passend“.
Siehe auch
Literatur
- Robert Beltz: Die Gräber der älteren Bronzezeit in Meklenburg: erster Theil. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. 67 (1902), S. 83–196 (Volltext)
- Rolf Hachmann: Die frühe Bronzezeit im westlichen Ostseegebiet und ihre mittel- und südosteuropäischen Beziehungen. 1957, S. 92
- Georg Christoph Friedrich Lisch: Friderico-Francisceum oder Grossherzogliche Alterthümersammlung aus der Altgermanischen und Slavischen Zeit Meklenburg's zu Ludwigslust. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1837, S. 32–36
- Friedrich August Karl von Specht: Geschichte Der Waffen. Band 1, Cassel und Leipzig: Luckhardt 1870, S. 194
- Julie Schlemm: Wörterbuch zur Vorgeschichte. Berlin: Reimer 1908, S. 219
Einzelnachweise
- Siehe die Übersicht über die Bezeichnungen bei Mircea Petrescu-Dîmboviţa: Der Arm- und Beinschmuck in Rumänien. (Prähistorische Bronzefunde, Abt. 10, Band 4) Stuttgart: Steiner 1998 ISBN 9783515067997, S. 29
- Nach Schlemm (Lit.).
- Beltz (Lit.) S. 110.
- Beltz (Lit.) S. 111.
- Mircea Petrescu-Dîmboviţa: Der Arm- und Beinschmuck in Rumänien. (Prähistorische Bronzefunde, Abt. 10, Band 4) Stuttgart: Steiner 1998, ISBN 9783515067997, S. 29.
- Nach Lisch (Lit.)< S. 33
- Lisch S. 35
- Specht (Lit.)