Hammerprägung
Hammerprägung ist die von Antike bis zur Neuzeit verbreitetste Form der Münzprägung mittels Münzstempeln. Im engeren Sinne bezeichnet die Hammerprägung eine mittels Hammer, Ober- und Unterstempel (Eisen und Stock)[1] ausgeführte Prägung. Mit Hammerprägung wird auch insgesamt die Münzprägung von Hand (Handprägung) vor Beginn der mechanisierten Prägung bezeichnet.
Grundtechnik
Bei der eigentlichen Hammerprägung wird der Münzrohling (auch Ronde; Schrötling) zwischen einem Unter- und einem Oberstempel geprägt. Der Unterstempel ist dabei fest mit dem Untergrund verbunden, z. B. in einen großen Hartholzklotz eingeschlagen. Auf den Unterstempel wird dann zentriert der Rohling gelegt. Auf den liegenden Rohling wird der Oberstempel angesetzt, der im einfachsten Fall vom Münzschmied mit einer Hand gehalten wird. Mit einem Hammer in der anderen Hand schlägt der Münzschmied auf den Oberstempel, um die für die Prägung erforderliche Energie aufzubringen. Oft übernimmt schon bei der einfachen Hammerprägung ein Gehilfe das Einlegen und Herausnehmen der Münzen (siehe Abb. unten).
Groschenprägung mit mehreren Schlägen
Kleine Silbermünzen von etwa einem Gramm (mittelalterliche Silberpfennige) konnten mit einem einzigen Hammerschlag geprägt werden. Dies traf auf die sich ab dem Hochmittelalter verbreitenden, wesentlich größeren Silbermünzen des Groschen-Typus nicht zu. Die Abnutzung der Oberstempel wie auch ein nur sektorweise auftretender Doppelschlag weisen auf eine Prägetechnik mit mehreren Schlägen hin. Dabei wurde der Oberstempel jeweils nach 1–2 Schlägen leicht in eine andere Richtung gekippt.[2] Kleinmünzen wurden bis ins 18. Jahrhundert mittels Hammerprägung hergestellt.
Weiterentwicklungen
Ein ähnliches Problem trat auf, als an der Wende zum 15. Jahrhundert erstmals Silbermünzen in Talergröße geprägt wurden. Diese Guldengroschen sollten den erfolgreichen Goldmünzen der Zeit („Gulden“ von etwa 2,5 g) wertmäßig entsprechen. Sie hatten daher eine Masse (Raugewicht) von fast 30 g. Während die wesentlich kleineren Goldmünzen mit einem Hammer von 2 kg geprägt werden konnten, mussten nun wesentlich schwerere Hämmer eingesetzt werden.[3]
Zur besseren Zentrierung von Ober- und Unterstempel sowie zur Verringerung der Verletzungsgefahr wurde teilweise eine Flachzange (Traité) genutzt. Mit der Traité werden Ober- und Unterstempel mit dem eingelegten Schrötling gemeinsam gehalten. Eine weitere technische Verbesserung war das Klippwerk, mit dem die Führung des Oberstempels nochmals verbessert wurde.
Auch beim Einsatz eines Klippwerks wird noch von Hammerprägung gesprochen. Die Hammerprägung kommt bei großen Münzen, die oft mit zenterschweren Hämmern geprägt wurden, insgesamt an ihre Grenze. Bereits 1550 wurde die mechanische Walzenprägung erfunden, wenig später das Stoßwerk, mit denen die „mechanische“ Münzprägung beginnt.
Nach hergebrachter Technik prägten Münzstätten im Harz dennoch (Clausthal, Zellerfeld, s. u.), teilweise noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, nicht nur Taler, sondern auch Mehrfachtaler.
Historischer Einsatz der Hammerprägung
Dieser Abschnitt enthält Angaben zum Einsatz der Hammerprägung in einzelnen Prägeanstalten. Angeführt sind insbesondere der Zeitpunkt der Aufgabe der Hammerprägung und die dafür angeführten Gründe.
- Clausthaler Münzstätte: Hammerprägung bis 1674. Diese wird für gefährlicher gehalten, sorge jedoch auch für ein „schöneres Gepräge“.[4]
- Zellerfelder Münze: Hammerprägung bis zur Anschaffung eines Stoßwerks 1746. Noch 1705 werden die Gepräge aus der Zellerfelder Hammermünze als zu den schönsten aus Deutschland gehörend gelobt. Unter anderem werden Glockentaler, 1½-fache Taler und sogar dreifache Löser mittels Hammerprägung hergestellt.[5]
Einzelnachweise
- Helmut Kahnt, Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte. Ein Lexikon. Bibliographisches Institut, Leipzig 1986, Lizenzausgabe Mannheim/Wien/Zürich 1987, ISBN 3-411-02148-9, S. 391 (Münzstempel).
- Walter Kühn (1989) Zur Hammerprägung der spätmittelalterlichen Münzen in Groschengröße. NNB 10/1989, S. 232–240. Online verfügbar, abgerufen am 23. August 2015.
- Peter Hammer (2005) Zur Entstehung des Talers. 8th International Symposium: Cultural Heritage in Geosciences, Mining and Metallurgy. Berichte Geologische Bundesanstalt ISSN 1017-8880 Band 65, Wien/Schwaz, S. 72–73.
- Gesche Löning, Claudia Küpper-Eichas (1994) Der Betrieb der Clausthaler Münzstätte 1617–1849. In: B. Gisevius, C. Küpper-Eichas, G. Löning, W. Schütze, C. Wiechmann (Hrsg.) Die Münze zu Clausthal – Beiträge zur Geschichte der Münzstätte. Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e. V., Studentenwerk Clausthal, Clausthal-Zellerdfeld, S. 13. - Zitat dort aus Gatterer (1785) S. 13
- Hans Burose (1984) Zur Geschichte der Zellerfelder Münze. In: H. Burose, H. E. Kolb, W. H. Frank, E. Reiff (Hrsg.) Die Zellerfelder Münze – Vier Beiträge zur Geschichte der alten Münzstätte. Oberharzer Geschichts- und Museumsverein, Clausthal-Zellerfeld. S. 7–91
Quellen
- Gerhard Welter: Großes Lexikon der Numismatik. Hrsg.: Tyll Kroha. Bertelsmann-Lexikonverlag, Gütersloh 1997, ISBN 3-577-10554-2, S. 544.
- Friedrich Frhr. v. Schrötter (Hrsg.): Wörterbuch der Münzkunde. Walter de Gruyter, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930, 777 Seiten und 28 Tafeln).