Halbes Schloss
Halbes Schloss ist der Name eines ehemaligen Rittergutes in Langenleuba-Niederhain im Landkreis Altenburger Land (Thüringen).
Geschichte
1290 gehörte das Gut den Burggrafen von Altenburg. 1329 erwarben die Markgrafen von Meißen die Lehnshoheit und gaben das Lehen u. a. an Burggrafen von Leisnig, die Herren von Creutzen, von Zschadras und von Schauroth. Das Gebäude war damals eine mittelalterliche Wasserburg. Im 17. Jahrhundert wurde das Gut von einer Familie von Brand bewirtschaftet, von der es an die Familie von Kuntsch gelangte. Johann von Kuntsch baute das Schloss 1707 und 1711 als Vierflügelanlage mit 121 Außenfenstern zu einem Barockschloss mit Dekorationen im Regence-Stil um. Elemente der Spätrenaissance blieben erhalten. Im Jahr 1712 verfügte er testamentarisch die Umwandlung des Rittergutes in ein Familienfideikommiss und die Errichtung einer Familienstiftung.[1] Diese setzte sich zusammen aus einer Reihe von Legaten für Studierende, für Handwerks- und Handlungslehrlinge sowie zur Beschaffung der Aussteuer von Bräuten. Die finanziellen Mittel für die Legate flossen aus den Erträgen des Ritterguts Langenleuba-Niederhain und aus Zinsen von Kapitalvermögen.
1714 erbte Dr. Christoph von Kuntsch das Anwesen. Noch 1805 war das Schloss von Wasser umgeben und den davor gelegenen Wirtschaftshof konnte man nur über eine Brücke erreichen. 1838 ließ die Familie den Südflügel aus unbekannten Gründen abreißen. Seither wird es auch „Halbes Schloss“ genannt.
1926 wurde das Familienfideikommiss aufgehoben und ging auf die Familienstiftung über. Diese wurde durch einen Stiftungsvorstand verwaltet. 1946 wurde die Nachfahren der Familie von Kuntsch im Zuge der Bodenreform enteignet und die Stiftung aufgehoben. Auf den Gutsflächen entstanden elf Neubauernstellen. Im Schloss selbst fand unter anderem bis 1965 Schulunterricht statt. Seit etwa 1980 verfällt das leer stehende Schlossgebäude, während die Wirtschaftsgebäude, einschließlich des ehemaligen Ritterguts-Gasthofes, erhalten geblieben sind.
Zu Zeiten der DDR befand sich das Schloss im „Eigentum des Volkes“ und ging 1990 in den Besitz des Bundes über.[2] Am 20. November 2014 wurde das Gebäude vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege als eines von sechzehn gefährdeten Schlösser Thüringens gelistet.[3] Erst daraufhin endete ein jahrelanger Streit um das Eigentum am Schloss und der Bund erkannte sein Eigentum an. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernahm die Verantwortung und schrieb das Schloss zum Verkauf aus.[2] Am 28. November 2015 wurde das Schloss zu einem Mindestgebot von 5.000 Euro versteigert und fand für 22.000 Euro einen neuen Eigentümer.[4] Am 1. Juni 2018 wurde das Schloss für 31.000 Euro nach einem Mindestgebot von nur noch 1.000 Euro erneut bei einer Versteigerung verkauft.[5] Das Bauwerk, in dem sich zahlreiche, originale Ausstattung aus der Barockzeit finden soll, galt inzwischen als einsturzgefährdet.[2] Seit Ende 2019 wird versucht das Gebäude zu retten. Nach ersten Sicherungsmaßnahmen konnte das Objekt zum Tag des Offenen Denkmals 2021 erstmals wieder für Besucher geöffnet werden.
Architektur
Das zweigeschossige Schloss mit seinem hohen Mansarddach stellte einst die schönste barocke Schlossanlage des Altenburger Landes dar. Das jetzige Gebäude umfasst noch eine nutzbare Fläche von über 1300 Quadratmetern. Im Innern befinden sich Kreuzgewölbe, barocke Stuckdecken und reich verzierte Kamine. Die Fassade ist mit zahlreichen Verzierungen sowie einer Figur und einem Wappen über dem Eingang versehen. Die Stuckdecken des Erdgeschosses sind gut erhalten. Die reiche Stuckdecke im Obergeschoss des nordöstlichen Flügels wurde bereits im 19. Jahrhundert durch zwei Zwischenwände aus dem Zusammenhang gerissen.
Weblinks
- Verwaltungsgemeinschaft Wieratal
- Website Burg Posterstein
- Eintrag zu Halbes Schloss in der privaten Datenbank „Alle Burgen“.
Literatur
- Hans Werner Rothe: Burgen und Schlösser in Thüringen. Burgen-Schlösser-Herrensitze, Frankfurt/Main 1960.
- Gustav Wolf, Sabine Hofmann, Klaus Hofmann: Das alte Schloss sehn wir noch heut… – Aus der Geschichte der Rittergüter im Altenburger Land Teil II. Museum Burg Posterstein (Hrsg.), Posterstein 2010.
- Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag 2003.
Einzelnachweise
- Archivportal Thüringen Sign. 1-97-2201
- Halbes Schloss wird wieder versteigert, mdr.de, aufgerufen am 11. September 2018
- Michael Helbing: Denkmalamt listet 16 gefährdete Schlösser und Herrenhäuser auf. Thüringer Allgemeine, 20. November 2014.
- Neuer Besitzer für Halbes Schloss in Langenleuba-Niederhain. Ostthüringer Zeitung vom 3. Dezember 2015.
- Neuer Eigentümer für „Halbes Schloss“ im Altenburger Land. MDR, 5. Juni 2018, abgerufen am 1. August 2018.