Haferbrei
Haferbrei, auch Porridge () [ˈpɒrɪdʒ] (engl. für „Brei“) oder Oatmeal () [ˈəʊt.miːl] (US-amerik. für „Haferschrot“), ist ein Getreidebrei (Grütze), der aus Haferflocken oder Hafermehl sowie Wasser und/oder Milch zubereitet wird. Hafersuppe ist die verdünnte Variante; Haferschleim ist der nach dem Kochen von Haferflocken abgeseihte Schleim.
Zubereitung
Die Haferflocken werden in Wasser und Milch so lange gekocht, bis sich eine cremige Konsistenz ergibt. Hierin liegt der wesentliche Unterschied zum Müsli, in dem die Haferflocken lediglich eingeweicht werden. Häufig wird mit Sahne, Zucker, Honig oder auch mit Salz verfeinert. Je nach Geschmack können zum Beispiel auch Äpfel und Rosinen mitgekocht oder weitere Zutaten nach dem Kochen zugefügt werden (zum Beispiel Obst wie Bananen, Kirschen oder Blaubeeren oder auch Ahornsirup, Nüsse, Zimt usw.).
Von der Nahrungsmittelindustrie werden mittlerweile Instant-Gerichte in der Art des Haferbreis angeboten. Diese zerkleinerten und ausgewalzten Haferflocken, auch als Schmelzflocken bezeichnet, lösen sich beim Einrühren in Flüssigkeiten schnell auf, erfordern also (im Gegensatz zu unbehandelten Haferflocken) kein Aufkochen. Instant-Haferflocken gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie zum Beispiel mit Rosinen, Nüssen oder mit Zimt und Zucker. Im Gegenzug gehen einige Köche dazu über, eigene Variationen des Gerichts zu entwickeln.[1]
Geschichte
Im 16. Jh. war das Hafermus in Schwaben, im Allgäu und im Thurgau eine Speise der Armen. Zwischen den Ärzten Lorenz Fries und Hieronymus Bock entwickelte sich eine Kontroverse über den Nährwert des Hafers.
1518, in seinem Spiegel der Arznei, berichtete der Colmarer Arzt Lorenz Fries darüber, wie er in seiner Jugend in der Lateinschule eines geizigen Pfaffen zur Kost ging und alle Tage Haferbrei essen musste. Fries urteilte:
- „Haber als Galienus ſagt am erſten bůch von den ſpeiſen in dem Cap. Auena[2] / ſo iſt es ein ſpeiß der vnuernünfftigen thierer vnd nit der menſchen. […] Aber in vil landen eſſen in die menſchen bei der vile / dz erſt vnd dz letſt iſt allweg habermůß / als die Algöwer / Schwaben vnd Thürgöwer / da machet man zwerch Stopfferbrey / Rörenbrei / zünnen / vnd mancherlei geköcht von habermůß / ettlichs als dick dz ein wolbeſchlagner gul darüber lieff vnd nit hinyn fiel. […] Etliche eſſen milch darzů / fürwar wa ſie nicht ſo grob weren / nem mich nit wunder / das sie gleich zerſpringen von diſer speiß. Ettliche ſagen den krancken ſei gůt ein habermüßlin. Nein ſag ich es iſt nit gůt in keiner kranckheit […] mein rat iſt du laſt die pferd den habern eſſen.“[3]
1539, in seinem Kräuterbuch, widersprach Hieronymus Bock:
- „Habern. … Von der krafft vnnd würckung. Dje jhenige ſo im Algew / Torgaw / Schwaben / vnd anderen rauhen enden oder lendern wonen / die wiſſen die beſten brei von Habermeel zů kochen / dünn vnnd dick / rören vnd zwerch ſtopffer brei / Derhalben Plinius nit onbillich ſagt / wie das die teütſchen ſtets habern eßen[4] / vnd iſt zwar nit eyn ongeſunde koſt / wann ſie recht bereyt würt. Es ſind auch die menſchen / ſo ſtets Haber můßer vnd der gleichen brauchen / ſtercker vnd geſunder dann die jhenige ſo do ſtets Apitios [ apitios cibos = Leckereien? ] in jren kuchen [Küchen] haben. Wer augen hatt vnnd ſehen will / der můß bekennen / das mehr kranckheyt / vnnd ſiechtagen auß den vollen kuchen vnnd Apotecken / weder ſunſt von natur wachſen / nach dann wöllen wir vns (wiewol offt gewarnt) nit hüten. …“[5][6]
Vereinigtes Königreich
Porridge wird in Großbritannien, aber auch in anderen Ländern als warme Frühstücksmahlzeit verzehrt und konnte früher in Arbeiterfamilien auch die Mittags- oder Abendmahlzeit sein. Ursprünglich stammt das Gericht aus Schottland. In den schottischen Highlands heißt es auf Gälisch brochan. Es war früher üblich, dem Porridge selbst nichts hinzuzufügen, sondern kalte Milch, Sahne oder Buttermilch als Tunke auf den Tisch zu stellen und den vollen Löffel beim Essen dann dort einzutauchen. Gesüßt wurde Porridge in Schottland nur für Kinder, während die Engländer meist Zucker zufügten. Heute wird Porridge üblicherweise pur gereicht mit separaten Zutaten zum Süßen, beispielsweise Ahornsirup oder braunem Zucker. In Schottland wird Porridge auch herzhaft gesalzen serviert.
Literatur
- Porridge. In: Alan Davidson: The Oxford Companion to Food. 2nd edition, edited by Tom Jaine. Oxford University Press, Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-280681-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sybil Kapoor: How to make perfect porridge. In: The Guardian. 7. Januar 2010.
- C. G. Kühn. Claudii Galeni opera omnia. Leipzig 1823, Band VI, S. 522. (De alimentorum facultatibus, lib. I, Cap. XIV: De bromo.)
- Spiegel der Arznei. Straßburg 1518, Blatt 38v–39r.
- Plinius der Ältere. 1. Jh. Naturalis historia, Buch XVIII, § 149-50 (Kapitel XLIV)
- Hieronymus Bock. Kräuterbuch 1539, Buch II, Kapitel 26, Blatt 22v
- Michael Eyl. M. O. Bircher-Benner. Ordnung und Hafermüesli. In: Soziale Medizin. 15. Jg. Basel August 1988, S. 67