HMS Collingwood (1882)
Die HMS Collingwood war das Typschiff ihrer Klasse von Panzerschiffen, die in den 1880er Jahren für die Royal Navy gebaut wurden. Das grundlegende Design des Schiffes wurde zum Standard für die meisten der folgenden britischen Schlachtschiffe. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1887 verbrachte es die nächsten zwei Jahre in der Reserve, bevor es für die nächsten acht Jahre der Mittelmeerflotte zugeteilt wurde. Nach der Rückkehr in die Heimat im Jahr 1897 diente das Schiff die nächsten sechs Jahre als Wachschiff in Irland. Das Schiff wurde 1909 zum Verschrotten verkauft und anschließend abgewrackt.
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Design
Zum Zeitpunkt ihres Entwurfs wurde sie nicht als Vorläuferin einer Klasse angesehen. Sie wurde vom Direktor für Marineschiffsbau, Sir Nathaniel Barnaby, als Antwort auf die französischen Panzerschiffe der Amiral-Baudin-Klasse entworfen, die drei schwere Geschütze mittschiffs und eine Reihe kleinerer Geschütze auf der Längsseite trugen. Er unterbreitete dem Marineministerium mehrere Vorschläge, die jedoch alle abgelehnt wurden.[1] Barnaby ließ sich bei seinem letzten Vorschlag von den vier französischen Panzerschiffen der Terrible-Klasse inspirieren, die 1877–78 in Dienst gestellt wurden, und kehrte zur Konfiguration der Devastation zurück, bei der die Hauptbewaffnung vorn und achtern an den mittleren Aufbauten positioniert war, jedoch mit der Hinterlader-Hauptbewaffnung wie bei französischen Schiffen in Barbetten montiert,[2][3] wodurch es möglich war, sie 3 m weiter über der Wasserlinie zu befestigen als bei den Geschützen der Devastation.[4] Die Admiralität änderte Barnabys Konstruktion, indem das Schiff um 7,6 m verlängert wurde. Zusätzlich wurde die Maschinenleistung um 1500 kW erhöht, um eine Geschwindigkeit von 15 Knoten (28 km/h) bei voller Auslastung zu gewähren. Außerdem wurden die beiden 81 Tonnen schweren Geschütze durch vier kleinere 43-Tonnen-Geschütze ersetzt. Durch die zusätzlichen Umbauten erhöhte die Verdrängung des Schiffs um 2.500 tn.l. (2.540 t)[5]
Barnaby wurde heftig kritisiert, besonders von Sir Edward Reed, - selbst ehemaliger Chefkonstrukteur der Royal Navy -, da die Gürtelpanzerung der Collingwood mittschiffs konzentriert war und nicht bis zu den Enden des Schiffes reichte. Reed war der Ansicht, dass diese Schwäche zu einer ungehinderten Flutung des Schiff führen könnte, wenn seine ungepanzerten Enden von Granaten durchbohrt würden und offen zur See stünden. Barnaby wählte bewusst eine Rumpfform mit schmalen, feinen Enden, um das Volumen des Rumpfes, das geflutet werden konnte, zu begrenzen, und platzierte das gepanzerte Deck unterhalb der Wasserlinie, um zu verhindern, dass es von feindlichen Granaten durchschlagen werden konnte und den unteren Teil des Panzerschiffs flutete. Darüber hinaus unterteilte er den Rumpf stark, um die Wassermenge zu begrenzen, die bei einem Treffer eindringen konnte, und platzierte Kohlebunker über dem Panzerdeck, um die Splitter explodierender Granaten aufzufangen. Unbemerkt von seinen Kritikern wurde die Collingwood 1884 getestet, wobei ihre Enden und die großen Laderäume mit Wasser beschwert wurden und sich ihr Tiefgang nur geringfügig erhöhte. Der Preis dafür war, dass es dem Schiff an den Enden an Auftrieb fehlte und es dazu neigte, seinen Bug in entgegenkommenden Wellen einzutauchen, anstatt über diese gehoben zu werden. Bei Gegenwind wurde ihre Geschwindigkeit stark reduziert, und die daraus resultierende Gischt erschwerte die Arbeit an den Kanonen erheblich. Die Collingwood neigte dazu, stark zu rollen und galt nicht als gutes Hochseeschiff. Trotz dieser Probleme wurde die Grundkonfiguration der Collingwood von den meisten nachfolgenden britischen Panzerschiffen und Schlachtschiffen bis 1905 beibehalten.[6][7]
Das Schiff hatte eine Länge zwischen den Loten von 99,1 m, eine Breite von 20,7 m und einen Tiefgang von 8,50 m. Bei Normallast verdrängte es 9.500 tn.l. (9.700 t). Die Besatzung bestand aus 498 Offiziere und Mannschaften.[8] Angetrieben wurde das Schiff von einem Paar 2-Zylinder-Dampfmaschinen mit Verbundwirkung, die jeweils einen Propeller drehten. Die von Humphreys hergestellten Dampfmaschinen erzeugten 5.200 kW. Mittels einer Zwangsbelüftung der Dampfkessel konnte die Leistung auf 7.200 kW mit einem Arbeitsdruck von 100 psi (689 kPa; 7 kgf/cm²) gesteigert werden.[8]
Das Schiff war für eine Geschwindigkeit von 15,5 Knoten (28,7 km/h) bei natürlichem Zug in den Kesseln ausgelegt. Bei einer Testfahrt erreichte die Collingwood jedoch sogar eine Geschwindigkeit von 16,6 Knoten (30,7 km/h). Sie war der erste britische Panzerschiff, das mit einer Zwangsbelüftung der Kesselfeuer ausgestattet war, erreichte aber bei Testfahrten nur eine Geschwindigkeit von 16,84 Knoten (31,19 km/h), da die Maschinen nicht in der Lage waren, den zusätzlichen Dampf zu bewältigen.[9] Die Collingwood hatte eine Höchstmenge an Kohle an Bord, die ihr eine Reichweite von 8.500 Seemeilen (15.700 km) bei einer Geschwindigkeit von 10 Knoten (19 km/h) ermöglichte.[10]
Bewaffnung und Panzerung
Die Hauptbewaffnung bestand aus Hinterladerkanonen des Kalibers 30,5 cm Mk II mit gezogenem Lauf. Die vier Geschütze waren in zwei Doppelkanonenbarbetten montiert, eine vor und eine hinter den Aufbauten. Die Barbetten waren offen, ohne Hauben oder Geschützabdeckungen, auch die auf einer Drehscheibe montierten Geschütze waren völlig offen. Sie konnten nur geladen werden, wenn sie in einer Neigung von 13° nach vorne und hinten gerichtet waren. Die von diesen Geschützen abgefeuerten 714 Pfund (324 kg) schweren Granaten konnten 523 mm (20,6 Zoll) Schmiedeeisen auf 910 m (1.000 Yards) durchschlagen,[11] wobei eine Ladung von 134 kg (295 Pfund) prismatischem Schwarzpulver verwendet wurde. Bei maximaler Elevation hatten die Geschütze eine Reichweite von rund 8.600 m (9.400 Yards).[12]
Die Sekundärbewaffnung der Collingwood bestand aus sechs 15,2-cm-Mk-IV-Geschützen auf Einzellafetten, die auf dem Oberdeck mittschiffs aufgestellt waren, jeweils drei an Steuerbord und drei an Backboard. Sie feuerten 45 kg (100 Pfund) schwere Geschosse ab, die in der Lage waren, 267 mm (10,5 Zoll) Schmiedeeisen auf 1000 m zu durchschlagen[11] und hatten eine Reichweite von 8.830 m (8.070 m) bei einer Elevation von +15° unter Verwendung von prismatischem Schwarzpulver. Ab etwa 1895 wurden alle diese Geschütze zu Schnellfeuergeschützen mit einer viel schnelleren Feuerrate umgebaut. Durch die Verwendung von Kordit wurde ihre Reichweite auf 8.481 m (9.275 Yards) erhöht.[13] Zur Abwehr von Torpedobooten trugen die Schiffe ein Dutzend 5,7-cm- und acht 4,7-cm-Hotchkiss-Geschütze. Außerdem waren vier Torpedorohre mit 35,6 cm Durchmesser, jeweils zwei an Backbord und Steuerbord, montiert.[3]
Der Wasserliniengürtel der Collingwood aus Verbundpanzerung erstreckte sich über die Mitte des Schiffes zwischen den Rückseiten der einzelnen Barbetten über eine Länge von 42,7 m (140 Fuß). Er hatte eine Gesamthöhe von 2,3 m (7 Fuß 6 Zoll), wovon 5 m (1,5 m) unter Wasser und 0,8 m (2 Fuß 6 Zoll) über Wasser bei normaler Beladung lagen; bei maximaler Verdrängung erhöhte sich der Tiefgang des Schiffes um weitere 15 cm. Die oberen 1,2 m (4 Fuß) der Gürtelpanzerung waren 457 mm (18 Zoll) dick und die Platten verjüngten sich an der Unterkante auf 203 mm (8 Zoll). Seitliche Schotten an den Enden des Gürtels verbanden ihn mit den Barbetten; sie waren auf der Ebene des Hauptdecks 406 mm (16 Zoll) und darunter 178 mm (7 Zoll) dick.[14]
Jede Barbette war ein etwa birnenförmiges, 11-seitiges Polygon von 18,3 m × 13,7 m (60 × 45 Fuß) mit schrägen, 292 mm (11,5 Zoll) dicken Wänden und einer 254 mm (10 Zoll) dicken Rückseite. Die Hauptmunitionsaufzüge waren durch Panzerrohre mit 254–305 mm (10–12 Zoll) dicken Wänden geschützt.[4] Der Kommandoturm hatte ebenfalls 305 mm dicke Wände und ein 51 mm dickes Dach. Das Deck der mittleren gepanzerten Zitadelle hatte eine Dicke von 76 mm (3 Zoll) und das Unterdeck war von den Enden des Gürtels bis zum Bug und Heck 51–64 mm (2–2,5 Zoll) dick.[4][10]
Dienst
Die Collingwood, benannt nach Admiral Cuthbert Collingwood, Horatio Nelsons Stellvertreter beim britischen Sieg in der Schlacht von Trafalgar,[15] war das zweite Schiff ihres Namens, das in der Royal Navy diente.[16] Das Schiff wurde am 12. Juli 1880[10] in der Pembroke Dockyard auf Kiel gelegt und am 22. November 1882 von Louise Chatfield, der Ehefrau von Kapitän Alfred Chatfield,[17][10] vom Stapel gelassen. Bei der Durchführung von Schießversuchen am 4. Mai 1886 zerbrach das hintere linke Geschütz der Collingwood teilweise, und alle Mk-II-Geschütze wurden aus dem Verkehr gezogen. Sie wurden durch schwerere Mk-Vw-Modelle mit annähernd gleicher Leistung ersetzt.[12] Ohne ihre Bewaffnung kostete das Schiff 636.996 £. Das Schiff wurde am 1. Juli 1887 in Portsmouth anlässlich des goldenen Thronjubiläums von Königin Victoria in Dienst gestellt und im August in die Reserve überführt.[18]
Die Collingwood wurde für die nächsten zwei Jahre für die jährlichen Sommermanöver wieder in Dienst gestellt, bevor sie der Mittelmeerflotte zugeteilt wurde, wo sie von November 1889 mit einer Überholung in Malta im Jahr 1896 bis März 1897 diente.[18] Kapitän Charles Penrose-Fitzgerald kommandierte das Schiff, als sie 1889 zur Mittelmeerflotte stieß.[19] Nach ihrer Rückkehr wurde die Collingwood zum Küstenwachschiff in Bantry, Irland.[18] Am 23. Januar 1899 kollidierte sie im Hafen von Plymouth versehentlich mit dem Kreuzer Curacoa, der dabei schwer beschädigt wurde, sie selbst aber keinen größeren Schaden erlitt.[20] Sie nahm am 16. August 1902 an der Flottenschau in Spithead anlässlich der Krönung von König Eduard VII. teil[21] und war noch im selben Monat wieder in Irland, als sie die japanischen Kreuzer Asama und Takasago in Cork in Empfang nahm.[22] Das Schiff wurde im Juni 1903 in die Reserve eingezogen und im Januar 1905 nach East Kyle verlegt. Dort blieb die Collingwood, bis sie am 11. Mai 1909 für 19.000 Pfund[18] an Hughes Bolckow in Dunston, Tyne and Wear,[10] verkauft wurde.
Literatur
- John Beeler: Birth of the Battleships. British Capital Ship Design 1870-1881. Naval Institute Press, Annapolis 2001, ISBN 1-55750-213-7 (englisch).
- D. K. Brown: Warrior to Dreadnought. Caxton Editions, London 2003, ISBN 1-84067-529-2 (englisch).
- N. J. M. Campbell: British Naval Guns 1880-1945. In: Roberts John (Hrsg.): Warship V. Band 3. Conway Maritime Press, London 1981, ISBN 0-85177-244-7.
- N. J. M.Campbell: British Naval Guns 1880-1945. In: Roberts John (Hrsg.): Warship VII. Band 10. Conway Maritime Press, London 1983, ISBN 0-85177-630-2.
- Eugene M. Kolesnik: All the World´s Fighting ships 1860-1905. Conway Maritime Press, Greenwich 1979, ISBN 0-8317-0302-4 (englisch).
- Oscar Parkes: British Battleships. Naval Institute Press, Annapolis 1990, ISBN 1-55750-075-4 (englisch).
- Lawrie Philips: Pembroke Dockyard and the Old Navy. A Bicentennial History. The History Press, Stroud 2014, ISBN 978-0-7509-5214-9 (englisch).
- Paul H. Silverstone: Directory of the World’s Capital Ships. Hippocrene Books, New York 1984, ISBN 0-88254-979-0 (englisch).
- R. Winfield/D. Lyon: The Sail and Steam Navy List. All the Ships of the Royal Navy 1815–1889. Chatham Publishing, London 2004, ISBN 978-1-86176-032-6 (englisch).
Fußnoten
- Brown: Warrior to Dreadnought. S. 91.
- Beeler: Birth of the Battleship. S. 161f.
- Chesneau/Kolesnik: Conway's All the World's Fighting Ships. S. 29.
- Parkes: British Battleships. S. 302.
- Beeler: Birth of the Battleship. S. 164ff.
- Brown: Warrior to Dreadnought. S. 92f.
- Parkes: British Battleships. S. 300, 303, 305f.
- Parkes: British Battleships. S. 301.
- Brown: Warrior to Dreadnought. S. 94.
- Winfield/Lyon: The Sail and Steam Navy List. S. 258.
- Parkes: British Battleships. S. 316.
- Campbell: British Naval Guns 1880–1945. Band 3, S. 202.
- Campbell: British Naval Guns 1880–1945. Band 10, S. 171f.
- Parkes: British Battleships. S. 303.
- Silverstone: Directory of the World’s Capital Ships. S. 223.
- J. J. Colledge / Ben Warlow: Ships of the Royal Navy. Chatham Publishing, London 2006, ISBN 1-86176-281-X, S. 74.
- Phillips: Pembroke Dockyard and the Old Navy. S. 225, 326.
- Parkes: British Battleships. S. 304.
- Phillips: Pembroke Dockyard and the Old Navy. S. 225.
- The Annual Register: A Review of Public Events at Home and Abroad for the Year 1899. London: Longmans, Green & Co. 1900. S. 5.
- The Coronation - Naval Review. In: The Times. Nr. 36845. London 13. August 1902, S. 4.
- Naval & Military intelligence. In: The Times. Nr. 36852. London 21. August 1902, S. 8.