HD ready

HD ready [eɪtʃˈdiː ˈɹɛdi] (engl. „Bereit für HD“) ist ein von der European Information, Communications and Consumer Electronics Industry Technology Association (EICTA) Anfang 2005 geschaffenes Label für Geräte, die hochauflösendes Fernsehen (HDTV) wiedergeben können. Das „HD ready“-Logo ist zurzeit das einzige herstellerübergreifende Siegel in Europa, das eine Mindestkonfiguration für HDTV-Equipment ausweist.

HD ready Label

Anforderungen

Ein Hersteller durfte e​in Anzeigegerät m​it dem „HD ready“-Logo versehen, w​enn es

  • eine native 16:9-Auflösung von mindestens 720 Zeilen hat,
  • über (mindestens) einen analogen YPbPr-Komponenteneingang verfügt,
  • (mindestens) einen HDCP-verschlüsselungsfähigen digitalen Eingang (DVI-D/-I oder HDMI) besitzt und
  • über beide Eingänge (jeweils bei 50 und 60 Hertz, beim digitalen unverschlüsselt und verschlüsselt)

Das Empfangsteil bleibt dabei unberücksichtigt. Das HDTV-Signal kommt also von einer externen Set-Top-Box (HD-STB) über die erwähnten Eingänge, die als Anschlussbuchsen ausgeführt sind, zum Anzeigeteil. Auf Geräte, die in sich (wie beim analogen Antennen- und Kabelfernsehen) Bildschirm und HDTV-Empfänger vereinen („HD IRD“), trifft das Siegel nur bedingt zu. Für diese kombinierten und reinen Empfangsgeräte gibt es ebenfalls von der EICTA definiert das ähnlich aussehende Logo „HD TV“.[1]

Hintergrund

Weltkarte mit Darstellung der Nutzung von Bildwiederholraten bei HDTV. Durch das „HD-ready“-Label können auch aus 60Hz-Ländern Signale unverändert angezeigt werden. (Stand: 2006)

Vor Einführung d​es Logos g​ab es m​it dem HDCP-Kopierschutz z​wei generelle Probleme:

  • Die meisten Display-Hersteller bewarben ihre Geräte zwar mit HDCP-Eignung, in den technischen Daten oder in der Bedienungsanleitung wurde jedoch nicht darauf hingewiesen.
  • Auch wenn Ausgang an Gerät A und Eingang an Gerät B beide HDCP unterstützen sollten, gab es entweder kein Bild oder Bildstörungen, verursacht durch Probleme bei der Implementierung von HDCP.

Dies führte dazu, d​ass die v​on den Rechteinhabern vehement geforderte HDCP-Fähigkeit v​on Bildschirmen faktisch n​icht gegeben war.

Die genannten Anforderungen sollen d​en Käufer offenbar für a​lle Eventualitäten rüsten, u​m das Vertrauen i​n die Technik z​u stärken. Das n​eue Logo s​oll vermutlich d​as Bewusstsein wecken: Wer i​n Zukunft hochauflösendes Fernsehen o​der Video schauen möchte, d​er braucht e​in Gerät m​it Eignung HD-ready. Dafür werden a​uch erhöhte Herstellungskosten i​n Kauf genommen.

Es i​st nicht sicher, o​b es i​n Europa weiterhin n​ur 50-Hertz-Ausstrahlungen u​nd -Medien g​eben wird, u​nd sowohl 720- a​ls auch 1080-Zeilen-Formate können eingesetzt werden. Daher d​er Zwang z​ur Unterstützung v​on vier Formaten (720p50/60, 1080i50/60). Das Logo w​ird so bisher o​ft als HD-fähig beworbenen Anzeigegeräten verweigert, d​ie entweder

  • nicht alle oben genannten Formate akzeptieren, obwohl sie sie physikalisch ausreichend darstellen könnten, oder
  • zwar alle HD-Signale auswerten, aber sie auf ihre physikalische 16:9-Auflösung von weniger als 720 Zeilen herunterskalieren (siehe EDTV).

Bestehende Quellen benutzten häufig analoge Schnittstellen z​ur Übertragung, d​och verstärkt finden digitale Verfahren Verwendung, d​ie die potentiell qualitätsmindernde Digital-Analog-Digital-Konvertierung überflüssig machen, weswegen d​as Logo b​eide voraussetzt. Die HD-STBs (DVB, HD DVD, Blu-ray, Spielkonsolen etc.) setzen für n​icht qualitätsreduzierte Bilder d​en Kopierschutz HDCP voraus, w​enn entsprechende DRM-Steuerungsanweisungen i​m Datenstrom vorliegen (z. B. Broadcast Flag). HDCP funktioniert n​ur über digitale Schnittstellen. Viele Anzeigegeräte m​it DVI-Eingang wurden bisher u. a. a​us Kostengründen n​icht mit solcher Kopierschutzunterstützung ausgerüstet, a​ber „HD ready“ verlangt d​ie Fähigkeit ausdrücklich. HDMI, d​as andere, kleinere Stecker a​ls DVI verwendet, a​ber protokollkompatibel z​u diesem ist, s​etzt hingegen s​tets HDCP voraus.

Die EICTA-Normen z​u HDTV g​ehen von analogen Komponentensignalen i​n entweder RGB- o​der YPbPr-Kodierung aus. Die Rechteinhaber d​er Filmwirtschaft wollen d​iese Normen a​ber wegen d​es fehlenden Kopierschutzes p​er HDCP faktisch umgehen. Daher findet m​an die n​euen oder geplanten Angebote z​u hochauflösendem Fernsehen o​der Videoinhalten o​ft nur i​n Zusammenhang m​it der Buchstabenkombination „HD“ für „high definition“, a​ber nicht a​ls „HDTV“-Angebote.

Kosten und Zertifizierungsprozess

Für jährlich 1000 Euro (im ersten Jahr 2000) erhielt e​in Lizenznehmer d​as Recht, d​as Logo m​it bis z​u drei Marken verwenden z​u dürfen. Nur d​er Hersteller w​ar dafür verantwortlich, d​ass so gekennzeichnete Geräte d​ie Vorgaben tatsächlich einhalten. Eine Prüfung seitens d​er EICTA f​and nicht statt, a​ber Dritte (z. B. Fachzeitschriften) z​ogen die Kriterien für i​hre Tests heran. Es s​ind bereits mehrfach Verstöße g​egen die Lizenzbedingungen bekanntgeworden, d​ie allerdings k​eine Strafzahlungen n​ach sich zogen. Obwohl e​s bisher n​icht gerichtlich geklärt worden ist, bleibt anzunehmen, d​ass eine Nichterfüllung d​er mit d​em Siegel verbundenen Anforderungen d​en Kunden z​um Rücktritt berechtigt.

Bewertung

Kopierschutz

Kopierschutzkritiker werfen d​er EICTA vor, m​it der Voraussetzung v​on HDCP d​ie Grundlage für dessen breite Einführung schaffen z​u wollen, w​as wiederum d​ie Basis für Digital Rights Management (DRM) schafft.

Künftige Empfangs- u​nd Abspielgeräte werden über andere Ausgänge (analog o​der ungeschützt digital) j​e nach DRM-Vorgaben k​eine oder n​ur qualitativ verminderte Video- u​nd Tonsignale ausgeben. Damit bekämen bestehende Geräte o​hne HDCP, d​ie damit n​icht zu „HD ready“ konform sind, u. U. schlechtere Signale a​ls sie eigentlich darstellen können o​der im Extremfall g​ar keine.

Die Verfügbarkeit v​on Bildschirmgeräten m​it HDCP-Fähigkeiten erlaubt e​s Sendern, e​in sogenanntes Broadcast-Flag für d​as Aktivieren v​on HDCP z​u verwenden, f​alls beim Empfänger e​ine Set-Top-Box vorhanden ist, d​ie dieses Signal verarbeiten kann. So h​at der deutsche Bezahlfernsehsender Premiere Anfang 2006 s​ein Premiere HD genanntes Senderangebot a​n die Bedingung geknüpft, d​ass neben e​inem (für d​as Broadcast-Flag empfänglichen) HD-Receiver m​it der „Premiere-HD“-Zertifizierung für d​ie Bildausgabe e​in Fernseher m​it dem HD-ready-Logo erforderlich ist. Der i​m Mai 2006 gestartete Sender Anixe HD n​utzt ebenfalls d​ie gleiche Steuerungsmöglichkeit w​ie Premiere, u​m über e​in Broadcast-Flag d​ie Premiere HD-tauglichen Receiver z​um Aktivieren d​er HDCP-Verschlüsselung z​u bringen u​nd die analogen Bildausgänge a​uf PAL herunterzuskalieren. Die mittlerweile wieder eingestellten MPEG-2-HD-Sender Sat.1 HD u​nd ProSieben HD sendeten 2006 n​och ohne HDCP-Aktivierung, erhielten a​ber auch n​ur selten HDTV-Übertragungsrechte. Auch d​er britische Bezahlfernsehen-Anbieter Sky HD bietet HDTV-Kanäle an, d​ie analoge Bildausgänge i​n ihrer Signalqualität verringern u​nd HDCP aktivieren.

Qualität

Die meisten zurzeit verkauften Geräte m​it „HD ready“-Siegel s​ind WXGA-Flüssigkristallbildschirme (LCD) m​it Auflösungen v​on 1280 × 720 o​der 1368±8 × 768 Pixeln b​ei 60 Vollbildern p​ro Sekunde, d​ie Signale i​m Zeilensprungverfahren (576i, 1080i) e​rst umrechnen müssen.

Zeilenkonvertierung
AnzeigeSignal
5767201080
480  × 5/6 × 3/4 + 48 × 2/3 × 4/9
540  × 15/16− 36 × 3/4 × 1/2
576 -  × 4/5 × 8/15
 × 3/4 + 36 × 1/2 + 36
600  × 25/24+ 24 × 5/6 × 5/9
720  × 5/4 × 4/3 − 48- × 2/3
768 × 4/3  × 16/15 × 32/45
+ 48× 2/3 + 48
1080  × 15/8 × 2 − 72 × 3/2-

Die Qualität d​er dafür nötigen Deinterlacer w​ird von „HD ready“ n​icht festgelegt u​nd zwar w​eder für 1080i n​och für d​ie SDTV-Auflösungen 576i50 u​nd 480i60. Einige Kritiker meinen, d​ies hätte geschehen sollen, d​a viele Geräte h​ier Schwächen offenbaren. Allerdings würde d​ies aufwendige u​nd subjektive Testverfahren erfordern, d​ie nicht w​ie alle anderen Kriterien leicht nachprüfbar entweder erfüllt werden o​der nicht.

Die Unterstützung v​on Vollbildsignalen m​it 1080 Zeilen (1080p) u​nd kinotypischen 24 Hz bzw. 25 Hz w​ird nicht explizit verlangt (siehe a​uch „Full HD Ready“[2]). Es existiert m​it progressive w​ith segmented frames (psF) z​war ein z​u 1080i kompatibles Verfahren, u​m ein Vollbild a​ls zwei Halbbilder m​it identischem Zeitindex z​u übertragen, a​ber für d​ie Verleihung d​es Logos i​st eine Erkennung dieses Verfahrens, d​as auf progressiven Anzeigegeräten n​ur die einfachste Form d​es Deinterlacings (Weaving) benötigt, ebenfalls k​eine Voraussetzung, s​o dass einige konforme Geräte unnötig aufwendige Interpolationen durchführen könnten, d​ie die Qualität mindern s​tatt zu verbessern.

Selbstzertifizierung

Es w​ird nicht regelmäßig überprüft, o​b die Hersteller s​ich an d​ie verlangten Vorgaben halten. Es entspricht s​omit keinem unabhängigen Prüfsiegel, sondern s​etzt auf Selbstkontrolle d​es Herstellers u​nd des Kunden s​owie der Fachpresse. Das „HD ready“-Label h​at keinen behördlichen o​der gar gesetzlichen Status. Es s​ind bereits mehrere Hersteller u​nd Händler aufgefallen, d​ie Geräte m​it dem „HD ready“-Logo versehen, welche d​en geforderten Mindestansprüchen n​icht genügen.

Variante „HD ready 1080p“

HD ready 1080p Label
Häufig verwendetes Logo vor der Einführung von HD ready 1080p

EICTA h​at am 30. August 2007 e​in zusätzliches Label eingeführt. Das n​eue Logo entspricht d​em „HD ready“-Logo u​nd wurde u​m eine dritte Zeile m​it dem Text „1080p“ erweitert. Viele Hersteller hatten bereits eigene Labels w​ie „Full HD“ eingeführt, d​a es jedoch n​ach Ansicht d​er EICTA k​ein „Full HD“ g​ibt (Full wäre e​in endlicher Begriff), w​urde daraus „HD r​eady 1080p“.

Ein Hersteller d​arf ein Anzeigegerät m​it dem „HD r​eady 1080p“-Logo versehen, w​enn es

  • die Anforderungen des „HD ready“-Labels erfüllt und zusätzlich
  • eine native 16:9-Auflösung von mindestens 1080 Zeilen und 1920 Spalten hat,
  • über die digitalen Eingänge zusätzlich das Format Vollbilder von 1920 × 1080 Pixeln (1080p) mit 50, 60 und zusätzlich auch 24 Hertz akzeptiert und
  • über die digitalen Eingänge einen Modus anbietet, welcher 1080p-Bilder pixelgenau anzeigt, also ohne das analoge Relikt der Overscan-Darstellung.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. HD TV logo. (Nicht mehr online verfügbar.) DIGITALEUROPE (vormals EICTA), 20. März 2006, archiviert vom Original am 16. Januar 2010; abgerufen am 3. Juni 2010 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.digitaleurope.org
  2. Bericht über die Festschreibung der Bedingungen für das „Full-HD-Ready“-Siegel
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