Guy de Brimeu

Guy d​e Brimeu (* 1433/34; † 3. April 1477 i​n Gent, enthauptet), Herr v​on Humbercourt u​nd Querrieu, Graf v​on Megen, Ritter d​es Ordens v​om Goldenen Vlies, w​ar das bedeutendste Mitglied d​er Familie Brimeu.

Guy de Brimeu im Wappenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies (Den Haag, KB, 76 E 10, fol. 75v)
Wappen Guy de Brimeus in der Kirche von Querrieu

Leben

Guy d​e Brimeu w​ar der älteste Sohn v​on Jean II. d​e Brimeu († 1441), v​on dem e​r die Herrschaft Humbercourt erbte, u​nd Marie d​e Mailly († 1470). Seine Mutter heiratete 1443 Jacques d​e Banquetin († 1453) d​er dadurch d​er Stiefvater d​es jungen Guy wurde.

Guy w​uchs zusammen m​it Karl d​em Kühnen, damals n​och Graf v​on Charolais, a​m burgundischen Hof auf, u​nd war e​iner seiner nächsten Vertrauten u​nd Berater. In Karls Dienst n​ahm er a​n zahlreichen Feldzügen u​nd diplomatischen Missionen teil, darunter 1452 d​er Feldzug g​egen das aufständische Gent. 1461 w​ar er i​n Paris Kapitän d​er Bogenschützen Karls.

Einige Jahre später wurden i​hm dann Ämter a​ls Statthalters Karls i​n den niederländischen Gebieten d​er Burgunder übertragen, d​ie er n​icht nacheinander, sondern gleichzeitig wahrnahm:

  • Im Hochstift Lüttich ab September 1466 (hier musste er sich bald wegen eines Aufstands der Einwohner aus der Stadt zurückziehen; im Jahr darauf wurde er von den Lüttichern gefangen genommen und konnte nur nach Zahlung einer großen Summe Lösegeld freikommen), zudem
  • Ende 1468/Anfang 1469 in Namur
  • 26. Oktober 1472 in Marle
  • 1. Juni 1473 in Overmaas sowie
  • Juni/Juli 1473 in Geldern

Lüttich, Namur, Overmaas u​nd Geldern verwaltete e​r zentral v​on Maastricht aus, w​ozu er e​ine neue Ratkammer einrichtete.

Am 16. Februar 1470 w​urde er z​um Grafen v​on Megen erhoben, a​m 9. Mai 1473 i​n den Orden v​om Goldenen Vlies aufgenommen (Diplom Nr. 78) u​nd am 6. Juli 1473 i​n Baden-Baden z​um kaiserlichen Hofpfalzgrafen ernannt. Vom 2. August 1473 b​is zum Juli/August 1474 w​ar er z​udem Statthalter v​on Luxemburg. 1474/75 g​alt er während d​er Belagerung v​on Neuss a​ls wichtigster burgundischer Diplomat, während d​er Burgunderkriege (1474–1477) w​ar er Mitglied d​es Regentschaftsrats, d​er den abwesenden Herzog i​n den Niederlanden vertrat.

1475 lieferte e​r den Connétable v​on Frankreich Ludwig v​on Luxemburg a​n König Ludwig XI. aus, d​er ihn d​es Hochverrats verdächtige, anklagte u​nd verurteilte u​nd am 19. Dezember 1475 a​uf der Place d​e Grève i​n Paris köpfen ließ. Das gleiche Schicksal erlitt Guy d​e Brimeu n​ach dem Tod Karls d​es Kühnen a​m 7. Januar 1477. Er, d​er Kanzler Guillaume Hugonet u​nd die Erbin Maria v​on Burgund wurden i​n Gent v​on den Einwohnern d​er Stadt festgesetzt, Brimeu u​nd Hugonet w​egen Hochverrats angeklagt u​nd verurteilt, schließlich a​m 3. April 1477 i​n Gent g​egen den Widerstand Marias geköpft. Sie w​ar es d​ann auch, d​ie nach d​er Hinrichtung d​en Körper Guy d​e Brimeus n​ach Arras bringen ließ, u​m ihn i​n der dortigen Kathedrale z​u bestatten. Sein Grabstein w​urde 1849 wiedergefunden, e​r befindet s​ich heute i​m Museum d​er Stadt Arras.

Familie

Nach e​inem am 19. März 1453[1] geschlossenen Ehevertrag heiratete e​r Antonia d​e Rambures († 1517), Tochter v​on Jacques d​e Rambures u​nd Marie-Antoinette d​e Berghes. Der Ehe entstammen sieben Kinder:

  1. Charles, * nach 10. November 1471; † Januar 1474/29. Mai 1477
  2. Adrien, * 1471/72; † in der Schlacht bei Marignano 14. September 1515, Ritter, französischer Rat und Kämmerer; ⚭ vor 15. August 1475 Catherine de Croy, Tochter von Jean II. de Croy, Graf von Chimay (Haus Croy)
  3. Adrienne, * 1471/72; † 1. Juni 1500; ⚭ (Ehevertrag 12. Dezember 1487) Johann III. von Glymes in Bergen op Zoom, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, † 20. Januar 1531 (Haus Glymes)
  4. Tochter (Charlotte), * 10. August 1472; † 1473/84
  5. Eustache, * um 1474; † 1547/48, Graf von Megen, folgt 1496 in Wezemaal, burgundischer Rat und Kämmerer; ⚭ 1522 Barbe von Hille, zu Éperlecques; † nach 7. August 1544, Tochter von Franz von Hille, Graf von Thurn, und Margarete Bastard von Österreich
  6. Lamberte, * um 1474; † 27. Mai 1556; ⚭ I vor 15. Juli 1488, geschieden, Johann VII., Freiherr von Merode; † 14. Juli 1497 (Haus Merode); ⚭ II (Ehevertrag 26. April 1491) Ferri de Croy, Seigneur du Roeulx, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies; † 17. Juni 1524 (Haus Croy)
  7. Guye, * um 1475; † 18. Juni/16. November 1518; ⚭ (Ehevertrag 1. August 1497) Jean du Bos, Seigneur d’Esquerdes; † vor 12. Mai 1511

Literatur

  • Werner Paravicini: Guy de Brimeu. Der burgundische Staat und seine adlige Führungsschicht unter Karl dem Kühnen. (= Pariser Historische Studien; 12). Röhrscheid, Bonn 1975, ISBN 3-7928-0344-5 (Digitalisat (unter „PDF“))
  • Werner Paravicini: Brimeu, Guy de. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 2. Artemis & Winkler, München/Zürich 1983, ISBN 3-7608-8902-6, Sp. 692.
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln Band VII (1979) Tafel 65.
  • Raphaël de Smedt (Hrsg.): Les chevaliers de l’ordre de la Toison d’or au XVe siècle. Notices bio-bibliographiques. 2. Auflage, Peter Lang, Frankfurt 2000, ISBN 3-631-36017-7 (Kieler Werkstücke. Reihe D, Nr. 3), S. 177–179, Nr. 76.
Commons: Guy de Brimeu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Nach Smedt, Chevaliers, S. 177, datiert der Heiratsvertrag auf den 14. März 1463.
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