Gutshaus Stolpe
Das Gutshaus Stolpe ist ein Herrenhaus in Stolpe an der Peene im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Es war das Gutshaus des Gutes Stolpe und wird heute als Hotel und Gaststätte genutzt.
Geschichte
Das Kloster Stolpe war 1534 säkularisiert worden und in den Besitz der Herzöge von Pommern-Wolgast gelangt, die hier das Amt Stolpe einrichteten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das ehemalige Klostergut durch einen Brand und Plünderungen beschädigt. Kaiserliche Truppen hatten sich dort verschanzt und waren vom schwedischen Heer beschossen worden. 1648 kam Stolpe zu Schweden und 1720 zu Preußen.
Gut Stolpe wurde 1720 persönliche Domäne des preußischen „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. Sein Urenkel Friedrich Wilhelm III. verkaufte Stolpe 1807 an den Staat als dessen Domäne. Bis 1852 war das Gut an Pächter Müller vergeben. 1852 wurde es an die Familie von Bülow verkauft, die sodann das Gutshaus erbauen ließ. Es diente als Wohnhaus der Gutsherren bzw. der Pächter oder Verwalter. Es ist ein eingeschossiger Putzbau auf Feldsteinsockel und hat einen breit gezogenen Mittelrisalit, der übergiebelt ist. Es hat einen niedrigen nördlichen Seitenanbau aus Feldstein. Zum rechtsseitigen Speicher besteht eine bauliche Verbindung. Ein frühgotischer Giebel am südlichen Seitenflügel könnte noch aus der Zeit des Klosters stammen.
1865 hatte das Stolper Gut 8 Wohn- und 11 Wirtschaftsgebäude, sowie 1 Windmühle. Es wohnten dort 182 Einwohner, bestehend aus 1 Inspektor, Gesinde und 30 Tagelöhner, sowie jeweils deren Familien. Im gleichen Jahr hatte Stolpe-Dorf 1 Filialkirche zu Medow, 1 Schulhaus, 1 Windmühle, 1 Schmiede, 1 Krug, sowie 10 Wohn- und 12 Wirtschaftsgebäude. Es hatte außerdem 93 Einwohner, darunter 2 Bauern, 6 Büdner und 8 Tagelöhner mit den jeweiligen Familien.
Der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter war von 1853 bis 1863 häufiger in Stolpe zu Gast. Er schrieb hier einen Aufsatz über das „Landwirtschaftliche Ding“ und im August 1856 den bekannten Roman „Kein Hüsung“. 1860 regte ihn die Klosterruine zur Verfassung der „Urgeschicht von Meckelnbörg“ an. Dem Inspektor Knitschky und der Gutsmamsell Caroline Neukirch setzte er in diesem Werk ein literarisches Denkmal. An sie erinnern noch heute gusseiserne Grabkreuze auf dem Stolper Friedhof. Reuter wohnte im nördlichen (linken) Anbau des Gutshauses, deshalb noch heute der Name Reuteranbau.
Das Gut wurde von den Bülows selbst wenig genutzt, es war überwiegend verpachtet oder durch Inspektoren verwaltet, so z. B. Pächter Fritz Peters, ein Freund von Fritz Reuter von 1853 bis 1880. Als 1920 Hans von Bülows Frau Sophie, geb. Freiin von Maltzan, starb, adoptierte dieser 1921 deren Nichte Ursula von Maltzan. Diese heiratete 1926 Kurt Stürken. Er sanierte das verschuldete Gut und ließ neue Wirtschaftsgebäude bauen. 1945 folgte die Enteignung und Flucht der Gutsherrin mit Kindern.
In der DDR-Zeit war das Gut ein VEG (volkseigenes Gut) Saatzucht. Das Gut war Sitz der Verwaltung und das Herrenhaus war Lehrlingswohnheim des VEG.
1990 kehrte der Sohn von Kurt Stürken, der wie sein Vater Kurt heißt, nach Stolpe zurück, erwarb 1994 das Gut mit allen Gutsgebäuden und 150 Hektar Wald und Acker zurück. Stürken richtete nach der Sanierung im Jahr 1996 einen Gaststätten- und Hotelbetrieb ein, der das gesamte Areal des ehemaligen Gutes einnimmt. Auch die Nebengebäude wurden für verschiedene Zwecke nach und nach restauriert.[1]
Hier die Funktionen der einzelnen Gutsgebäude:
- Gutshaus – Empfang, Gaststätte, Verwaltung, Besitzerwohnung usw.
- Speichergebäude rechts am Gutshaus – Hotelzimmer
- Pferdestall oben mit Speichergeschoss – Tagungssaal
- Großer Kuhstall (ausgebrannt) – Die Grundmauern umschließen Hotelparkplatz
- Stallgebäude (vor Klosterruine) – Wirtschaftsgebäude für den Gutshof
- Scheune an der Straße – soll Pferdestall für einen Reiterhof des Gutes werden
- Stall rechts vom Tor – Wirtschaftsgebäude mit Nutzung durch Gemeinde z. B. Freiwillige Feuerwehr
Das gesamte Objekt steht unter Denkmalschutz, der Gutshof weist noch alte Pflasterstraßen mit Alleebäumen und gepflegte Rasenflächen auf. Der angrenzende Gutspark wurde ebenfalls saniert. Zum jetzigen Anwesen gehören der 300 Jahre alte „Fährkrug“ mit der Fritz Reuter Bank sowie eine alte denkmalgeschützte Feldstein-Vorlauben-Schmiede gegenüber dem Krug.
- Parkseite des Gutshauses – rechts der Reuter-Anbau
- ehem. Pferdestall mit Stufenspeicher – jetzt Tagungssaal
- Allee mit Pflasterstraße auf Gutshof Stolpe
- Ruine der Klosterkirche
- Der Fährkrug an der Peene