Gutshaus Rumpshagen
Das Gutshaus Rumpshagen in Rumpshagen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Ankershagen, im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern, ist ein zweigeschossiger barocker und verputzter Backsteinbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Außergewöhnlich erscheint der in wohl in Norddeutschland einmalig ausgeführte Putz der Außenfassaden mit eingedrückten Glasbruch. Die auch von der Positionierung her, am nördlichen Ortsrand, typisch etwas vom Ort extra gelegene klassische Anlage mit Gutshaus, umrahmt mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, steht unter Denkmalschutz.[1]
Ursprünglich war in Rumpshagen eine Turmhügelburg, womöglich dem später mit der Ritterwürde teilhaftigen Knappen Hermannus (von) Rumpeshagen zuzuordnen,[2] 1287 erwähnt.[3] Danach war das Gut viele Jahrhunderte ein befestigter Rittersitz (oft als Nebengut) der von Voß auf Flotow und Groß Gievitz, mit Standort womöglich mittelbar am jetzigen Schlossareal gelegen. Das heutige Gutshaus ist nur teilweise unterkellert, vielleicht ursächlich aus der Zeit der Voß stammend. Der letzte Voß auf Rumpshagen, Johann Ernst von Voß, war beim Erbantritt noch minderjährig. Er lebte jung verheiratet u. a. in Berlin, war zumal im Ausland tätig, sowie auf dem Hauptgut Groß Gievitz, in Rumpshagen selbst agierte nur noch ein Verwalter.
Das nach jüngeren Forschungen[4] nachweislich[5] erst 1768–70 errichtete heutige Gutshaus Rumpshagen ist durch Kolossalpilaster gegliedert und mit einem Mansarddach bedeckt. Sowohl an der Hof- als auch an der Gartenseite befinden sich dreiachsige Mittelrisalite, die dreieckig übergiebelt sind. Der Giebel auf der Hofseite enthält in der Mittelachse das Wappen derer von Gundlach. Bauherr war Jobst von Gundlach, der für Rumpshagen ein unteilbares Fideikommiss einrichtete.[6] Der im Putz enthaltene Glasbruch weist nachdrücklich auf die Waldglashütten der Gundlachs hin. Besonders nennenswert, Hans Justus von Gundlach fand 1839 mit seinen Familienvettern Aufnahme[7] in die mecklenburgische Ritterschaft, und sein Sohn, der Kammerherr Adalbert von Gundlach (1819-1886), wurde vom Landesherrn zum Schlosshauptmann ernannt.[8] Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 war das Herrenhaus in Besitz dieser Adelsfamilie. Langjährigster Eigentümer war nach den Güteradressbüchern[9][10], mit einer stabilen Größe um die 679 ha,[11] von 1886 bis 1945 Günther von Gundlach. Er ließ mit seine Ehefrau Ida, geborene von Lücken (1870-1945),[12] auch das Hausinnere zum Teil im Gründerstil ausrichten. Der Gartensaal ist aber immer noch mit einer Rokoko-Stuckdecke ausgestattet.[13][14] Zum Herrenhaus Rumpshagen gehört ebenso das unweit entfernte, 1847[15] eingerichtete und 1915[16] erneuerte Erbbegräbnis mit Friedhof und kleiner Kapelle der von Gundlach, inmitten des Ortes. Die umzäunte Friedhofsanlage ist zugänglich.[17]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das spätbarocke Herrenhaus zu Wohnzwecken und von der Gemeindeverwaltung genutzt. Eine Neueinrichtung eines landwirtschaftliches Gutsbetriebes Anfang der 1990` er Jahre trug sich nicht.[18] Heute befindet sich das Gutshaus in Privatbesitz:[14][19] Nach dem Jahr 2000 fanden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt.[20] Eine Gästewohnung und Gesellschaftsräume im Gebäude können gemietet werden.[21]
Literatur
- Christa Kostolnik, Die Geschichte des "Glasdorfes" Rumpshagen, Vom stolzen Aufstieg und tragischen Untergang der adligen Gläsnerfamilie von Gundlach, S. 16, 101, 107, 131; Friedland, 2020, 2. Auflage, ISBN 978-3-941681-83-5
Einzelnachweise
- Denkmalliste Mecklenburg-Vorpommern (Stand 1997) (PDF; 956 kB), S. 203, auf landtag-mv.de,
- H. Grotefend, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. (Hrsg.): Mecklenburgisches Urkundenbuch 786-1900. Band 11. Schwerin 1900, S. 560 (google.de [abgerufen am 18. Mai 2021]).
- C. G. J. von Kamptz: Die Familie von Kamptz. Bärensprungsche Hofdruckerei, Schwerin 1871, S. 18 (google.de [abgerufen am 28. Mai 2021]).
- Christa Kostolnik: Die Geschichte des "Glasdorfes" Rumpshagen, Vom stolzen Aufstieg und tragischen Untergang der adligen Gläsnerfamilie von Gundlach. In: Ortschronik/ Genealogie. 2. Auflage. Edition Lesezeichen, Friedland 2020, ISBN 978-3-941681-83-5, S. 16 f. (d-nb.info [abgerufen am 13. April 2021]).
- Direktorialvermessungskarte (DVK) Kreis Waren. In: Landeshauptarchiv Schwerin (Hrsg.): Vermessungskarte. Rumpshagen Auflage. 12. Karten, Pläne, Bestand. Eigenverlag, Waren 1758, S. 1 (landeshauptarchiv-schwerin.de [abgerufen am 13. April 2021]).
- Erhard Prillwitz: Kirche Rumsphagen. Motiv Grabplatte Jobst von Gundlach, Möllenhagen 2002, S. 1 f. (heimat-mecklenburgische-seenplatte.de [abgerufen am 26. April 2021]).
- Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Taschenbuch des Adeligen Häuser, Alter Adel und Briefadel. Band 14, Aufnahme in die Ritterschaft aller Vettern von Gundlach, auf Hinrichsberg, Leizen, Mollenstorf, Möllenhagen, Toristorf. Gotha 1920, S. 329 f. (familysearch.org [abgerufen am 19. Mai 2021]).
- Allgemeine Zeitung München 1869. In: Personal-Nachrichten. Hofämter Norddeutscher Bund Mecklenburg-Schwerin, Nr. 4. Cotta, München 1869, S. 4342 (google.de [abgerufen am 18. Mai 2021]).
- Hofbuchhandlung E.Brückner (Hrsg.): Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Brünslow, Neubrandenburg 1896, S. 134 f. (uni-goettingen.de [abgerufen am 26. April 2021]).
- Adolf Freiherr von Maltzahn (Hrsg.): Handbuch des Grundbesitzes im Deutsche Reiche. 4. Auflage. Mecklenburg-Schwerin-und Strelitz. Nicolai (R.Stricker), Berlin 1924, S. 212 (google.de [abgerufen am 26. April 2021]).
- Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg. In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Güter-Adreßbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 209 (g-h-h.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
- Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 5. Auflage. Gotha 1904, S. 506 f. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 26. April 2021]).
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern, Deutscher Kunstverlag, Neubearbeitung, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6
- Gutshaus Rumpshagen bei gutshaeuser.de
- Andreas Graf Bernstorff: Die Geschichte von Ankershagen (und das neue Erbbegräbnis der von Gundlach Rumpshagen). In: H. Grotefend (Hrsg.): Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. 59. Auflage. Bärensprung Hofbuchdruckhaus, Leipzig 1894, S. 304 (google.de [abgerufen am 17. Mai 2021]).
- Justus Perthes (Hrsg.): Ehrentafel der Kriegsopfer des reichsdeutschen Adels 1914-1919. Mit dem Tod des: Hans Rochus von Gundlach 1915. Gotha 1921, S. 85 (d-nb.info [abgerufen am 20. Mai 2021]).
- Mario Niemann: Mecklenburgische Gutsherren im 20. Jahrhundert : Erinnerungen und Biographien. In: Zum Freitod von Günther und Ida von Lücken am 8.5.1945. Neuer Hochschul-Verlag, Rostock 2000, ISBN 978-3-412-04400-8, S. 370 (google.de [abgerufen am 17. Mai 2021]).
- Genealogisches Handbuch des Adels. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): Stammbaum Familie von Kessel-Zeutzsch. Band 106. Starke, Limburg/Lahn 1994, ISBN 978-3-7980-0700-0, S. 188.
- Renate de Veer: Steinernes Gedächtnis, Band II., Stock&Stein-Verlag, Schwerin 2006, S. 204
- Eine Schönheit aus Scherben mit glänzendem Gesicht. in: Nordkurier, 12. Juni 2013, online.
- Gutsgärtnerei, Jägerhaus & Schloss Rumpshagen, auf gutsgaertnerei-rumpshagen.de, abgerufen am 15. Januar 2020.