Gustav Wiedermann

Gustav Wiedermann (* 24. August 1850 i​n Franzensbad (Františkovy Lázně); † 11. Februar 1914 ebenda) w​ar ein deutsch-böhmischer Architekt d​es romantischen Historismus, insbesondere d​er westböhmischen Bäderarchitektur u​m 1900.[1][2][3]

Architekt Gustav Wiedermann

Leben und Wirken

Gustav Wiedermann w​ar der Sohn d​es Architekten Karl Wiedermann (1815– u​m 1875). Nach d​em Architektur-Studium i​n Prag, Graz u​nd München kehrte e​r in s​eine Heimatstadt Franzensbad zurück, w​o er a​b 1873 a​n den Bauvorhaben seines Vaters mitwirkte. Diese Bauten m​it dem charakteristischen gelb-weißen Kaiserstil h​at das unverwechselbare Erscheinungsbild d​es gesamten Zentrums d​er Kurstadt geprägt. Sein Baustil k​ann als romantischer Historismus bezeichnet werden, i​n dem s​ich Elemente d​er Neorenaissance, d​es Eklektizismus u​nd des späten Neoklassizismus vermischen.

Für seine russisch-orthodoxen Kirchenbauten, insbesondere für den Bau der Kirche der hl. Olga von Kiew in Franzensbad, wurde Gustav Wiedermann der Kaiserlich-russische Orden der hl. Anna des Russischen Reiches verliehen. Außerdem erhielt er bei einem Besuch des serbischen Königs Milan I. in Franzensbad den serbischen Orden des Heiligen Sava. Im Jahr 1889 wurde Gustav Wiedermann Vorsitzender des örtlichen Pflanz- und Verschönerungsvereins und war von 1900 bis 1910 kaiserlicher Rat und Bürgermeister von Franzensbad. Der Wiedermann-Park in Franzensbad mit dem Aussichtsturm Dankwarte (1916), jetzt Rozhledna Zámeček, wurde ihm zu Ehren benannt. Die Bauten von Gustav Wiedermann und seinem Vater Karl Wiedermann, die den größten Teil des öffentlichen Raums des Kurortes um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geprägt haben, blieben bis heute nahezu unverändert erhalten. Wegen der vielen Verdienste um seine Vaterstadt wird er auch als „Schöpfer des modernen Franzensbad“ verehrt.[4]

Bauten

In Františkovy Lázně

  • Saalanbau des Kur- und Gesellschaftshauses (1877)[5]
  • Villa Imperial (1877/78) Františkovy Lázně, Dr. Pohoreckého 151/3, von Karl Wiedermann, fertiggestellt von Gustav Wiedermann (1878)[6][7]
  • Kurbad II, genannt Kaiserbad (Císařské Lázně) (1872–1880), zusammen mit Karl Haberzettl (1848–1906)
  • Russisch-orthodoxe Kirche der hl. Olga (1887–1889), nach einem Entwurf von Alexander Lawrentjewitsch Ober, älteste orthodoxe Kirche in Tschechien[8][9]
  • Anbau des Israelitischen Hospitals an die Synagoge in Franzensbad (1898), zerstört
  • Aussichtsturm und künstlichen Burgruine, genannt Salingburg (1906)
  • Villa Steinsberg (1906) Františkovy Lázně, Kollárova 180/7[10]
  • Neue Kolonnade mit Gasbädern (1912), zusammen mit Gabriel von Seidl[11]
  • Wirtschaftsgebäude in Franzensbad[12]

In weiteren Orten

Galerie seiner Bauten

Commons: Gustav Wiedermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Alexandr Martinec: Pravoslavné chrámové stavby na území západních Čech (Orthodoxe Kirchenbauten in Westböhmen), Bakalaureus-Arbeit, Karlsuniversität Prag, Praha 2013, 75 S. (tschech.), siehe

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf Gustav Wiedermann (tschech.) (abgerufen am 10. Juni 2019)
  2. Slavné vily – Gustav Wiedermann (tschech.) (abgerufen am 10. Juni 2019)
  3. Vater und Sohn Wiedermann in Franzensbad (tschech.) (abgerufen am 10. Juni 2019)
  4. Wiedermannpark – Das grüne Gedächtnis von Franzensbad (abgerufen am 10. Juni 2019)
  5. Gesellschaftshaus INGO Casino Franzensbad (abgerufen am 10. Juni 2019)
  6. Hotel Imperial Franzensbad (abgerufen am 10. Juni 2019)
  7. Slavné vily – Villa Imperial (tschech.) (abgerufen am 10. Juni 2019)
  8. Die Kirche der hl. Olga (abgerufen am 10. Juni 2019)
  9. Russisch-orthodoxe Kirche Franzensbad (abgerufen am 10. Juni 2019)
  10. Slavné vily – Villa Steinsberg (tschech.) (abgerufen am 10. Juni 2019)
  11. Neue Kolonnade mit Gasbad (abgerufen am 10. Juni 2019)
  12. Lambert, André; Stahl, Eduard (Hg.): Wirtschaftsgebäude in Franzensbad. [Ausgeführt von Gustav Wiedermann, Franzensbad]. Tafel 94 in: Moderne Architektur. Ausgeführte städtische Wohngebäude, Geschäfts- und Einfamilienhäuser, Villen mit ihren Nebenbauten, interessante Details und Innenansichten, Holz- und Zierbauten, Grundrisse etc. etc. in farbiger Darstellung. Verlag: Stuttgart Konrad Wittwer, 1890, siehe
  13. Russisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul (abgerufen am 10. Juni 2019)
  14. Die russisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Wladimir (abgerufen am 10. Juni 2019)
  15. Slavné vily – Margarethen-Villa (tschech.) (abgerufen am 10. Juni 2019)
  16. Enzyklopädie Cheb - Handelskammer (abgerufen am 13. Juni 2019)
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