Gustav Barschdorf
Gustav Adolf Barschdorf (* 9. Mai 1908 in Peterswaldau; † 30. Dezember 1989 in Lübeck[1]) war ein 1974 verurteilter Kriegsverbrecher und bis 1964 leitender Beamter des Hamburger Verfassungsschutzes.
Leben
Barschdorf wurde im niederschlesischen Peterswaldau bei Reichenbach (Dzierżoniów) geboren. Barschdorf war Kriminalbeamter bei der Gestapo im Kommunisten-Referat der Stapo in Wien. Er war während des Zweiten Weltkriegs SS-Hauptscharführer und bei der Gestapo tätig. Ab April 1940 war er als Kriminal-Oberassistent der Gestapo in Oslo eingesetzt, um dort den norwegischen Widerstand zu bekämpfen. 1943 wurde er Mitglied der SS.
Nach dem Krieg lebte er unter falschem Namen und erhielt Ende 1952 eine Anstellung als freier Mitarbeiter beim Bundesamt für Verfassungsschutz und ab 1964 bis 1973 beim Bundesamt für Zivilschutz, zwischenzeitlich von 1964 bis 1966 beim Statistischen Bundesamt.
1974 wurde Barschdorf im Alter von 66 Jahren in Hamburg wegen der Ermordung einer norwegischen Widerstandskämpferin im Jahr 1942 bei deren Vernehmung vor der Gestapo in Oslo als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Die Frau wurde bei einer „verschärften Vernehmung“ am 17. Mai 1942, dem Nationalfeiertag Norwegens, derart misshandelt, dass sie daran verstarb. Sein 71-jähriger Mitangeklagter Felix Gruber, ebenfalls SS-Hauptscharführer und Gestapo-Beamter in Oslo, wurde freigesprochen.
Barschdorf musste die Freiheitsstrafe jedoch nie antreten, da das Gericht ihn aus Alters- und Gesundheitsgründen für haftunfähig erklärte.
Einzelnachweise
- Sterberegister des Standesamtes Lübeck Nr. 28/1990.
Literatur
- Constantin Goschler, Michael Wala: "Keine neue Gestapo". Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit. Reinbek : Rowohlt, 2015, ISBN 978-3-498-02438-3
- Constantin Goschler; Michael Wala: Der Schatten. Süddeutsche Zeitung, 9. März 2013, S. V2/9 (Zwischenbericht zum Forschungsvorhaben zur Organisationsgeschichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz 1950–1975, unter besonderer Berücksichtigung der NS-Bezüge früherer Mitarbeiter in der Gründungsphase)
Weblinks
- American Jewish Committee-Archives, PDF-Dokument, Seite 349 (441 kB)
- Justiz und NS-Verbrechen
- DDR-TV Beitrag „Das Rechtskartell“ in „Der schwarze Kanal“, Manuskriptseite 2 (PDF-Datei; 8,71 MB)