Großsteingräber von Domsühl
Die Großsteingräber von Domsühl, befinden sich nördlich der L92 (Parchimer Straße) im östlichen Teil von Domsühl. Hier geht nach Norden die Straße „Am Hünengrab“ ab. Von ihr führt ein Fußweg nach Osten direkt auf das Großsteingrab Nr. 1 zu. Etwa 50 m südlich liegt die Anlage „Domsühl 2“. Domsühl liegt im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Im Ortsbereich finden sich noch weitere Anlagen.[1]
Großsteingräber von Domsühl | |||
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Koordinaten | 53° 29′ 19,6″ N, 11° 46′ 47,7″ O | ||
Ort | Domsühl, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland | ||
Sprockhoff-Nr. | 412 - 415 |
Es handelt sich bei den 1964 von Adolf Hollnagel (1907–1975) untersuchten Anlagen um ein Ganggrab und einen Großdolmen mit den Sprockhoff-Nrn. 412 bzw. 413. Sie sind neolithische Megalithanlagen der Trichterbecherkultur (TBK) und entstanden zwischen 3500 und 2800 v. Chr. In beiden Anlagen fanden sich Hinweise (darunter tierische und menschliche Knochen, Keramikscherben, sowie Holzkohle) auf eine Nachnutzung durch die Träger der Kugelamphorenkultur (KAK). „Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie jungsteinzeitlicher Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung“.[2]
Domsühl Steingrab 1 (Spr.-Nr. 412)
Die Anlage „Domsühl 1“ ist ein nord-süd-orientiertes Ganggrab, das einst im Rollsteinhügel[3] lag. Die etwa 1,6 m hohe Kammer hat eine Länge von 5,7 m und eine Breite von 2,1 m. Der etwa 1,7 m lange lateral mittig ansetzende Gang zeigt nach Osten, drei seiner Tragsteine ein Deckstein sowie das Fragment eines weiteren Tragsteins sind erhalten. Die Anlage hat nordseitig ein Quartier. Die Diele besteht aus Rollsteinen, geglühtem Feuerstein und Lehmestrich. Von den 10 Tragsteinen sind alle bis auf einen erhalten. Die Schlusssteine der Schmalseiten stehen in situ. Neben und in der Kammer liegen einige Steine, darunter auch zwei Decksteine, einer mit zwei Schälchen.
Unter den Beigaben befanden sich neben 206 Scherben, sieben Klingen, vier doppeltkonische Gefäße, drei Bernsteinperlen (eine doppelaxtförmig[4]), zwei Schlagsteine, eine Sandsteinscheibe, ein hoher Topf, eine kugelige Schale und eine Schüssel.
Domsühl Steingrab 2 (Spr.-Nr. 413)
Die Anlage „Domsühl 2“ ist ein nord-süd-orientierter Großdolmen der einst im Rollsteinhügel lag, mit Zugang im Süden. Die etwa 1,5 m hohe Kammer hat eine Länge von 3,5 m und eine Breite von 1,9 m. Der Zugang ist nicht erhalten. Die Anlage hat ein Quartier. Die Diele besteht aus Rollsteinen, geglühtem Feuerstein und Lehmestrich. Die Längsseiten weisen noch zwei Tragsteine auf, der Schlussstein ist ebenfalls vorhanden. Ein verstürzter Deckstein liegt im Bereich des Zugangs. Vermutet hatte die Kammer einst drei Decksteine. Einer der Steine hat Schälchen.
Unter den Beigaben befanden sich neben 58 Scherben, vier Klingen, zwei Bernsteinperlen (eine doppelaxtförmig), zwei Kugelamphoren, zwei Schüsseln, ein hoher Topf, ein doppeltkonisches Gefäß, ein dicknackiges Beil, ein Flachbeil, ein Schmalmeißel und ein Klingenkratzer.
Domsühl 3 + 4 (Spr.-Nr. 414 und 415)
Die Anlagen sind weitestgehend zerstört oder nicht ausgegraben.
Einzelnachweise
- Domsühl 4 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- J. Müller In: Varia neolithica VI 2009 S. 15
- Diese in Mecklenburg-Vorpommern häufiger anzutreffende Steinabdeckung (kein Steinhügel oder eine Röse) ist eine dünne Steinlage aus Rollsteinen auf einem Erdhügel, die die Erosion verhindern, oder die Optik eines Steinhügels vermitteln sollte
- Das Verbreitungsgebiet dieser Perlenform beschränkt sich auf die Nordgruppe und den östlichen Teil der Westgruppe der TBK mit Schwerpunkt auf Nordjütland und Mecklenburg-Vorpommern, wo sie überwiegend aus Megalithgräbern stammen
Literatur
- Adolf Hollnagel: Die Großsteingräber von Domsmühl, Kreis Parchim. In: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg. Jahrbuch. 1965 (1966), S. 55–57.
- Luise Lorenz: Keramiklaufzeiten und die Nutzungsdauer nordostdeutscher Megalithgräber. In: Martin Hinz, Johannes Müller (Hrsg.): Siedlung, Grabenwerk, Großsteingrab. Studien zur Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt der Trichterbechergruppen im nördlichen Mitteleuropa (= Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. 2). Rudolf Habelt, Bonn 2012, ISBN 978-3-7749-3813-7, S. 61–86, (Online).
- Ewald Schuldt: Die mecklenburgischen Megalithgräber. Untersuchungen zu ihrer Architektur und Funktion (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. 6). VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972.
- Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern. Rudolf Habelt, Bonn 1967, S. 37–38.