Große Spinnen-Ragwurz
Die Große Spinnen-Ragwurz oder auch nur Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) ist eine Vertreterin der Gattung Ragwurzen (Ophrys) aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae).
Große Spinnen-Ragwurz | ||||||||||||
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Große Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. sphegodes) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ophrys sphegodes | ||||||||||||
Mill. |
Merkmale
Es ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Die Kelchblätter sind grün oder weißlich-rosa gefärbt, während die kahlen und oft welligen Kronblätter gelbgrün bis braunrot erscheinen. Die rote bis braune Lippe ist, wenn überhaupt, nur schwach geteilt. Ganz selten kommen tief dreilappige Varianten vor.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[1]
Ökologie
Für die Große Spinnen-Ragwurz wurde nachgewiesen, dass der Sexuallockstoff der bestäubenden Sand- oder Erdbiene Andrena nigroaenea mit dem Duftstoff der Pflanze nahezu identisch ist.[2]
Standort
Man findet diese Art in lichten Wäldern, Macchien, Garriguen und Magerrasen mit frischen bis mäßig trockenen, aber stets basenreichen Böden. Im Gebirge findet man diese Pflanzen-Art bis zu einer Höhe von 1300 Metern über NN. Nach Baumann und Künkele hat die Art in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 80–760 Meter, Frankreich 1–1250 Meter, Schweiz 260–1000 Meter, Liechtenstein 500–565 Meter, Österreich 120–760 Meter, Italien 2–1250 Meter, Slowenien 50–600 Meter.[3] In Europa steigt die Art in Spanien bis 1320 Meter Meereshöhe auf.[3]
Unterarten
Wie bei vielen Orchideen ist auch hier die Gruppe der Unterarten formenreich und schwer zu gliedern. Im Folgenden werden zunächst zwei Unterarten näher beschrieben:
- Ophrys sphegodes subsp. sphegodes
Der Stängel wird zwischen 10 und 40 cm hoch. Die Kelch- und Kronblätter sind kurz. Die Lippe ist klein. Jedoch unterteilt sich diese Unterart in mehrere weitere Varianten, bei denen die Merkmale wiederum variieren. Alle blühen jedoch von Januar bis Juni und kommen im Mittelmeergebiet vor.
- Epirus-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. epirotica (Renz) Gölz & H.R.Reinhard, Syn.: Ophrys mammosa subsp. epirotica (Renz) H.Baumann & R.Lorenz)
Bei dieser im Mai blühenden Unterart erscheinen die seitlichen Kelchblätter in der unteren Hälfte meist braunrot. Diese Unterart kommt in Zentralgriechenland, Westmazedonien und Südalbanien in Höhenlagen zwischen 0 und 1100 Metern Meereshöhe vor.[4] Es ist noch nicht ganz geklärt, ob sich diese Unterart genügend von Hebes Ragwurz (Ophrys hebes (Kalop.) E.Willing & B.Willing) unterscheidet.
Weitere Unterarten sind:[5]
- Äskulap-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. aesculapii (Renz) Soó ex J.J.Wood): Griechenland.[5] Sie gedeiht in Höhenlagen zwischen 0 und 1000 Metern Meereshöhe.[4]
- Amanus-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. amanensis (E.Nelson ex Renz & Taubenheim) H.A.Pedersen, P.J.Cribb & Rolf Kühn, Ophrys amanensis (E.Nelson ex Renz & Taubenheim) P.Delforge): Südliche Türkei und nordwestliches Syrien. Sie gedeiht in Höhenlagen zwischen 0 und 900 Metern Meereshöhe.[5][4]
- Kleine Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. araneola (Rchb.) M.Laínz): Südwesteuropa und südliches Mitteleuropa. Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 1330 Metern Meereshöhe.[5][4]
- Schwarze Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. atrata (Rchb.f.) A.Bolòs, Syn.: Ophrys aranifera subsp. atrata (Rchb.f.) Arcang., Ophrys incubacea Bianca): Südwesteuropa und südliches Mitteleuropa.[5] Sie wächst in Höhenlagen 0und 1300 Metern Meereshöhe. Als Bestäuber wurde Andrena morio beobachtet.[4]
- Aveyron-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. aveyronensis J.J.Wood): Südlich-zentrales Frankreich und nördliches Spanien.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 200 und 950 Metern Meereshöhe. Als Bestäuber wurde Andrena hattorfiana beobachtet.[4]
- Ophrys sphegodes subsp. catalcana Kreutz: Europäische Türkei. Sie wurde 2011 erstbeschrieben.[5]
- Kleine Kretische Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. cretensis H.Baumann & Künkele): Inseln der südlichen Ägäis bis Kreta.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 600 Metern Meereshöhe.[4]
- Gortyn-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. gortynia H.Baumann & Künkele, Syn.: Ophrys mammosa subsp. gortynia (H.Baumann & Künkele) H.Baumann & R.Lorenz, Ophrys gortynia (H.Baumann & Künkele) Paulus): Zentrale und südliche Ägäis bis Kreta.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 600 Metern Meereshöhe.[4]
- Helenes Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. helenae (Renz) Soó & D.M.Moore, Syn.: Ophrys helenae Renz): Südliches Albanien und Griechenland.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 1000 Metern Meereshöhe.[4]
- Halbmond-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. lunulata (Parl.) H.Sund., Syn.: Ophrys lunulata Parl.): Sizilien.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 1300 Metern Meereshöhe. Als Bestäuber wurde die Biene Osmia kohlii beobachtet.[4]
- Lykische Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. lycia (Renz & Taubenheim) H.A.Pedersen & P.J.Cribb, Syn.: Ophrys lycia Renz & Taubenheim): Südwestliche Türkei.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 400 und 600 Metern Meereshöhe.[4]
- Busen-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. mammosa (Desf.) Soó ex E.Nelson, Syn.: Ophrys mammosa Desf.): Südosteuropa bis Iran.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 1500 Metern Meereshöhe.[4]
- Oster-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. passionis (Sennen) Sanz & Nuet, Syn.: Ophrys passionis Sennen): Nordöstliches Spanien, Frankreich, Sardinien, Sizilien und Italien.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 1000 Metern Meereshöhe. Als Bestäuber wurde Andrena carbonaria beobachtet.[4]
- Siponto-Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. sipontensis (Kreutz) H.A.Pedersen & Faurh., Syn.: Ophrys × sipontensis O.Danesch & E.Danesch): Südöstliches Italien.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 2 und 680 Metern Meereshöhe. Als Bestäuber wurde Xylopa iris beobachtet.[4]
- Spruners Ragwurz (Ophrys sphegodes subsp. spruneri (Nyman) E.Nelson, Syn.: Ophrys spruneri Nyman, Ophrys ferrum-equinum subsp. spruneri (Nyman) E.G.Camus): Griechenland, Kreta und Ägäis.[5] Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 900 Metern Meereshöhe.[4]
Literatur
- Karl-Peter Buttler: Orchideen. München, 1986
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 278.
- Schiestl et al.: Orchid pollination by sexual swindle. In: Nature. Vol. 399, Juni 1999, S. 421 f.
- Helmut Baumann, Siegfried Künkele: Orchidaceae. In: Oskar Sebald u. a.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1. Auflage Band 8, Seite 411. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998. ISBN 3-8001-3359-8
- Helmut Baumann, Siegfried Künkele und Richard Lorenz: Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2006, Seite 140–204.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Ophrys sphegodes. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 10. Mai 2020.
Weblinks
- Ophrys sphegodes agg.. FloraWeb.de
- Verbreitungskarten
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Deutschland (AHO)
- Schweiz (AGEO)
- Regionale Links