Grindkopf
Grindkopf ist ein Erzähltheaterstück für einen Schauspieler[1] von Tankred Dorst frei nach dem Grimmschen Märchen „Der Eisenhans“. Das Stück aus dem Jahr 1986 wurde am 15. Dezember 1988 unter der Regie von Alexander Brill im Schülerclub der Kammerspiele des Schauspiels Frankfurt uraufgeführt.[2][A 1]
Inhalt
Der alte König und die alte Königin sorgen sich sehr um ihren einzigen Sohn. Ihm soll nichts geschehen. Für den Fall eines Falles haben sie ihm die Gelenke abpolstern lassen. Sobald sich der junge Königssohn aus dem Gesichtskreis der besorgten Eltern entfernt, trägt er einen seidenen roten Faden am Knöchel. So kann sich das Kind nicht verlaufen.
Ein Abenteurer bittet den König um einen Ritt in den nahegelegenen verbotenen Wald. Das Königspaar rät ab. Der König spricht aber kein Verbot aus. Vom Schlossturm beobachtet der Königssohn den Ritt des Abenteurers in den Wald. Aus dem stillen Waldsee greift ein riesiger Arm nach dem Pferd und zieht es hinab. Unerschrocken lässt der Abenteurer den See bis auf den Grund ausschöpfen. Ein Riese kommt zu Tage. Der wilde Mann – Eisenhans heißt er – wird im Königsschloss in einen Käfig gesperrt. Als die königlichen Eltern einmal weggefahren sind, wird Eisenhans vom Königssohn befreit. Der Junge folgt dem Riesen in den verbotenen Wald. Dort muss er aufpassen, dass nichts in den Brunnen neben der Behausung des Eisenhans fällt. Als das lange Haar des Königssohnes einmal ins Wasser hängt, ist es plötzlich vergoldet. Darauf wird der Königssohn vom Eisenhans verjagt. Der Riese verspricht jedoch Hilfe im eventuellen Notfall.
Der Königssohn kommt an den Hof des kahlen Königs, verdingt sich als Gärtnerbursche und wird Grindkopf gerufen, weil er den angeblich grindigen Schopf unter seinem Taschentuch verbirgt. Die jüngste Tochter des kahlen Königs bemerkt das goldene Haar Grindkopfs und lässt sich von dem jungen Mann unter den Rock schauen. Denn dort habe sie ebenfalls goldene Haare.
Als der kahle König gegen den anrückenden Feind ins Feld ziehen muss, will Grindkopf dem Vater der Prinzessin beistehen. Am Rande des verbotenen Waldes bittet Grindkopf den Eisenhans um Hilfe. Der junge Bittsteller wird von dem Riesen mit Pferd, Rüstung und Schwert ausgestattet. Im Kampf gegen den Feind bestimmt Grindkopf den Ausgang der Schlacht. Die Prinzessin und Grindkopf werden ein Paar. Grindkopf lädt seine alten Eltern zur Hochzeit ein und zieht mit der Hochzeitsgesellschaft in den verbotenen Wald. Eisenhans soll mitfeiern. Der Riese wird gerufen, kommt aber nicht. Nur wer ihn kennt, kann ihn erahnen. Tankred Dorst schreibt: „Der schwarze Wald schwankt und bewegt sich im Wind. Ist da ein Gesicht zwischen den Tannenwipfeln? Ein Arm im Gehölz?“[3]
Inszenierungen
- 1994: Schauburg (München). Regie: Peer Boysen (Kurt-Hübner-Regiepreis im selben Jahr),
- 1994: Theater der Keller Köln. Regie: Anita Ferraris (Kölner Theaterpreis im selben Jahr),
- 2007: Theater im Marienbad Freiburg. Regie: Stephan Weiland. Mit Christoph Müller.
Rezeption
- Mit dem Stilelement Anachronismus geht Tankred Dorst in seiner Märchenversion bedachtsam-sparsam um. Der kahle König trägt Sonnenbrille[4].
- Georg Hensel[5] hebt Dorsts gelungene poetische Überhöhung des Grimmschen Märchens hervor. Die Bildkraft der Sprache fällt an etlichen Stellen des Stücks ins Auge.
Literatur
Ausgaben
- Tankred Dorst: Grindkopf. Libretto für Schauspieler. Mit farbigen Zeichnungen von Roland Topor. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1986 (it 929). 88 Seiten. Erstausgabe
- Grindkopf. Libretto für Schauspieler. S. 217–257 in Tankred Dorst. Wie im Leben wie im Traum und andere Stücke. Mitarbeit Ursula Ehler. Werkausgabe 5 (Inhalt: Eisenhans.[6] Der verbotene Garten. Ich, Feuerbach. Grindkopf. Korbes. Karlos. Wie im Leben wie im Traum). Nachwort: Georg Hensel. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990 (1. Aufl.), ISBN 3-518-40217-X (Verwendete Ausgabe).
Sekundärliteratur
- Peter Bekes: Tankred Dorst. Bilder und Dokumente. edition spangenberg, München 1991, ISBN 3-89409-059-6
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): text + kritik Heft 145: Tankred Dorst. Richard Boorberg Verlag, München im Januar 2000, ISBN 3-88377-626-2
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z. Stuttgart 2004, ISBN 3-520-83704-8, S. 126, linke Spalte
Weblinks
- 11. Juni 2007: Badische Zeitung
Anmerkung
- Bei Bekes findet sich auf S. 71 oben ein Bühnenfoto zur Frankfurter Uraufführung (Fotografin: Inge Rambow) und auf derselben Seite unten ist eine Zeichnung von Roland Topor aus dem Jahr 1986 zu sehen (Fotograf: der Zeichner). Der Schülerclub erhielt für die Inszenierung den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin 1989.
Einzelnachweise
- Theater Freiburg
- Erken bei Arnold, S. 89, linke Spalte, 4. Eintrag
- Verwendete Ausgabe, S. 256, 16. Z.v.o.
- Verwendete Ausgabe, S. 246, 11. Z.v.o.
- Hensel im Nachwort der verwendeten Ausgabe, S. 437, 10. Z.v.u.
- siehe auch Eisenhans (Film)