Gospelchor
Ein Gospelchor ist eine Form des Kirchenchors oder kirchlich orientierten Chors, der Gospels, Spirituals und Lobpreis- und Anbetungslieder singt.
Besetzung
Die amerikanische Originalbesetzung für Gospelchöre besteht aus Sopran, Alt und Tenor. Die Basslage taucht vereinzelt nur bei Soli auf, da sie in Chorstärke nicht über eine gleichwertige Kraft verfügt wie höhere Stimmlagen. Die Basslinie wird meist von der Begleitband übernommen. In Europa und insbesondere in Deutschland ist hingegen meist die Besetzung mit Sopran, Tenor, Alt und Bass üblich. Vor allem in deutschen Gospelchören gibt es weitere Kombinationen: Frauengospelchöre mit Sopran, Mezzosopran, Alt und tiefem Alt sowie Männergospelchöre mit 1. und 2. Tenor, Bariton und Bass. Außerdem gibt es auch Kinder- und Jugendgospelchöre.
Repertoire
Die Sprache ist meist Englisch; manchmal werden Übersetzungen ins Deutsche verwendet. Im deutschsprachigen Gebiet werden auch afrikanische Lieder in das Repertoire aufgenommen. Diese haben einen eigenen Ursprung, werden aber manchmal irrtümlich mit Black Gospel gleichgesetzt. Deutsche Gospelchöre beschäftigen sich manchmal schwerpunktmäßig mit dem Vorgänger der Gospel, den Spirituals, und führen diese konzertant in vollständig klassisch aufgesetzten Arrangements auf.
Je nach Interesse und Glaube des Gospelchores beziehungsweise des Chorleiters wird zunehmend Traditional Gospel bekannter amerikanischer Interpreten wie Mahalia Jackson, Thomas A. Dorsey sowie Contemporary Black Gospel der jüngeren Generation wie Richard Smallwood, Kirk Franklin, Kurt Carr und Andraé Crouch gesungen.
Chöre
Der größte Gospelchor kam am 15. Oktober 2011 in der Olympiahalle München für einen Guinness-Weltrekord zusammen, es nahmen 1138 Sänger teil.[1] Am Gospelkirchentag 2012 in Dortmund kamen 6.000 Sänger und 80.000 Besucher zusammen. Die Veranstaltung wird alle zwei Jahre durchgeführt und gilt als größte derartige Veranstaltung in Europa.[2][3]
Einige Kirchen in Deutschland haben Gospelchöre zu einem festen Bestandteil ihres Gemeindelebens gemacht. So veranstaltet der Gospelchor der evangelischen Kirchengemeinde in Dresden-Strehlen seit 1998 regelmäßig am Heiligen Abend einen Gospelgottesdienst.[4] In Berlin gehören Gospelchöre ebenfalls zum Kulturprogramm der Weihnachtszeit.[5]
Bedeutung
Die Existenz „so vieler Gospelchöre spiegelt das Bedürfnis gegenüber der traditionelleren Musikpraxis nach noch emotionalerem musikalischem Glaubensausdruck wider, nach der Sehnsucht, Gott ungezügelter, rauschhafter zu begegnen, sich ihm zu nähern in der Gemeinschaft der Singenden und der Zuhörer“, meint Sönke Wittnebel im Blick auf die steigende Bedeutung von Gospelchören in den christlichen Kirchen.[6]
Literatur
- Martin Carbow, Christoph Schönherr: Chorleitung. Pop, Jazz, Gospel. Schott, Mainz 2006, ISBN 3-7957-0566-5
- Axel Christian Schullz: Handbuch der Gospelchorleitung. Good News Gospel Projekt, Essen 2004, ISBN 3980979008
Weblinks
- Gospelszene.de – Gospel- und Gospelchor-Portal mit Lexikon, Forum, Chorkarte und Terminen
- Linkkatalog zum Thema Gospelchöre bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Größter Gospelchor der Welt, abgerufen am 3. November 2011.
- http://www.livenet.ch/magazin/jugend/youthmag/events/217002-80000_besucher_und_6000_saenger.html (abgerufen am: 4. Juni 2012).
- http://www.gospelkirchentag.de/ (abgerufen am: 4. Juni 2012).
- http://www.radiopsr.de/3552854/Allgemeine-Veranstaltungen/6892618/aktuelle_veranstaltungen_in_sachsen.html
- http://www.weihnachteninberlin.de/erleben/events/3200061-977872-gospel-weihnachtskonzerte-in-berlin.html
- Sönke Wittnebel, Die Sehnsucht, Gott emotionaler zu begegnen. Überlegungen zu den Gospelchören, in: Musik in unserer Kirche. Handbuch der Kirchenmusik in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, hrsg. vom Amt für Kirchenmusik der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Edition Strube-Verlag 9058, München 2007, ISBN 978-3-89912-102-5, S. 35