Gorale
Die Gorale (Naemorhedus) sind eine asiatische Gattung der Ziegenartigen. Sie umfassen nach heutiger Ansicht sechs Arten.
Gorale | ||||||||||||
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Langschwanzgoral (Naemorhedus caudatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Naemorhedus | ||||||||||||
Smith, 1827 |
Merkmale
Gorale sind stämmige, ziegenähnliche Tiere. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 82 bis 130 Zentimeter, wozu noch ein 8 bis 20 Zentimeter langer Schwanz kommt. Die Schulterhöhe beträgt 57 bis 79 Zentimeter und das Gewicht 22 bis 35 Kilogramm. Beide Geschlechter tragen Hörner, die kegelförmig und leicht nach hinten gebogen sind und 13 bis 18 Zentimeter lang werden.
Das Fell ist lang und dicht, seine Färbung ist je nach Art grau, dunkelbraun oder fuchsrot. Alle Arten haben eine weiße Kehle und einen schwarzen Aalstrich. Männchen sind darüber hinaus durch eine kurze Nackenmähne charakterisiert.
Verbreitung und Lebensraum
Gorale sind in Ostasien beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet reicht von Kaschmir im Westen und dem südöstlichen Sibirien im Norden bis Myanmar und Thailand im Südosten. Ihr Lebensraum sind üblicherweise bewaldete Gebirge in Höhen von 1000 bis 4000 Metern.
Lebensweise
Gorale sind ausgezeichnete Kletterer, die sich an äußerst unwegsames Gelände angepasst haben. Sie sind vorwiegend am Morgen und am späten Nachmittag aktiv, in den Ruhephasen liegen sie häufig auf Felsen, wo sie durch die Fellfärbung kaum auszumachen sind. Sie leben in Gruppen von 4 bis 12 Tieren, ältere Männchen sind hingegen Einzelgänger. Zur Paarungszeit zwischen September und Dezember versuchen die Männchen, die Kontrolle über eine Weibchengruppe zu erlangen.
Ihre Nahrung besteht aus Gräsern, Blättern, Zweigen und Nüssen.
Nach einer sechs- bis achtmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen ein oder zwei Jungtiere zur Welt.
Systematik und Benennung
Innere Systematik der Gorale nach Xiong et al. 2013[1]
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Ursprünglich wurden innerhalb der Gorale nur vier Arten unterschieden,[2] eine Revision der Hornträger aus dem Jahr 2011 durch Colin Peter Groves und Peter Grubb erkennt dagegen insgesamt sechs Arten an:[3][4]
- Roter Goral oder Tibet-Goral (Naemorhedus baileyi Pocock, 1914); östliches Himalaya im Grenzgebiet von Assam, Yunnan, Tibet und Myanmar. Der manchmal als eigene Art geführte Tibetische Goral (N. cranbrooki) ist mit dem Roten Goral konspezifisch.
- Westhimalaya-Goral (Naemorhedus bedfordi (Lydekker, 1905)); Pakistan und nordwestliches Indien (Kaschmir).
- Langschwanzgoral oder Nordchina-Goral (Naemorhedus caudatus (Milne-Edwards, 1876)); südöstliches Sibiriens, nordöstliches China und Korea.
- Burma-Goral (Naemorhedus evansi (Lydekker, 1905)): zentrales und südliches Myanmar, Thailand, im Norden bis in die chinesische Provinz Yunnan.
- Grauer Goral oder Osthimalaya-Goral (Naemorhedus goral (Hardwicke, 1825)); westlicher Himalaya vom nördlichen Indien über Nepal und Bhutan bis Assam.
- Chinesischer Goral oder Westchina-Goral (Naemorhedus griseus (Milne-Edwards, 1871)); China (von der Inneren Mongolei bis Yunnan).
Der Burma-Goral galt lange Zeit als Unterart des Chinesischen Gorals, der Westhimalaya-Goral dagegen als lokale Form des Grauen Goral. Mehrere molekulargenetische Studien zeigten aber auf, dass der Chinesische Goral und der Burma-Goral sich um 6,9 % ihres genetischen Materials unterscheiden. Der Abstand zwischen dem Burma-Goral und dem Roten Goral liegt bei nur 4 %, beide werden deshalb als näher miteinander verwandt betrachtet. Somit stützen auch die genetischen Ergebnisse die Eigenständigkeit des Burma-Goral. Darüber hinaus bilden beide Arten die urtümlichste Gruppe innerhalb der Gattung. Der Chinesische Goral steht dagegen dem Grauen Goral näher.[5][1] Die Seraue (Capricornis), die manchmal in die Gorale eingegliedert wurden, stellten sich als eigenständige, monophyletische Gruppe heraus.[6]
Der Gattungsname leitet sich vom lateinischen nemus, Genitiv nemoris (= „Wald“) und haedus (= „Ziege“) ab und müsste darum eigentlich Nemorhaedus geschrieben werden. Der Erstbeschreiber, Charles Hamilton Smith, verwendete jedoch die Schreibweise Naemorhedus, die deswegen gültig ist. Es finden sich auch die (ungültigen) Schreibweisen Naemorhaedus, Nemorhaedus, Nemorhedus, Nemorrhaedus und Nemorrhedus.
Literatur
- Colin Groves und Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. S. 108–280)
- Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 743–745
- Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9
- D. E. Wilson, D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005. ISBN 0-8018-8221-4
Einzelnachweise
- Zhenhuan Xiong, Min Chen, Endi Zhang und Mingjian Huang: Molecular phylogeny and taxonomic status of the red goral by cytbgene analyses. Folia Zoologica 62 (2), 2013, S. 125–129
- Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. 3. Ausgabe. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4 ()
- Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 743–745
- Colin Groves und Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. S. 108–280)
- Alexandre Hassanin, Frédéric Delsuc, Anne Ropiquet, Catrin Hammer, Bettine Jansen van Vuuren, Conrad Matthee, Manuel Ruiz-Garcia, François Catzeflis, Veronika Areskoug, Trung Thanh Nguyen und Arnaud Couloux: Pattern and timing of diversification of Cetartiodactyla (Mammalia, Laurasiatheria), as revealed by a comprehensive analysis of mitochondrial genomes. Comptes Rendus Palevol 335, 2012, S. 32–50
- Alexandre Hassanin, Anne Ropiquet, Arnaud Couloux und Corinne Cruaud: Evolution of the Mitochondrial Genome in Mammals Living at High Altitude: New Insights from a Study of the Tribe Caprini (Bovidae, Antilopinae). Journal of Molecular Evolution 68, 2009, S. 293–310