Gletscher-Hahnenfuß
Der Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) ist eine besonders hochsteigende Pflanzenart aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
Gletscher-Hahnenfuß | ||||||||||||
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Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ranunculus glacialis | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Der Gletscher-Hahnenfuß ist eine überwinternd grüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimeter erreicht. Die Pflanzenteile sind meist kahl. Die handförmigen Laubblätter sind am Grund gestielt. Sie sind glänzend, fleischig und haben drei bis fünf grob stumpfzähnige Lappen. Die Stängelblätter sind sitzend und weniger tief geteilt mit lanzettlichen Zipfeln.
Die Farbe der Blüten wechselt von zuerst weiß über rosa bis dunkelrot und sie haben einen Durchmesser von 3 Zentimeter. Eine rostbraune Behaarung überzieht die Außenseite der Kelchblätter. Krone und Kelch fallen beim Verblühen nicht ab und bleiben bis zur Fruchtreife erhalten – im Gegensatz zu allen anderen Hahnenfuß-Arten. Die Blütezeit reicht von Juli bis August.
Die Gletscher-Hahnenfuß ist diploid und die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]
Ökologie
Der Gletscher-Hahnenfuß ist ein Hemikryptophyt. Er wächst oft im Schutz von Eisüberhängen, die wie ein Glashaus wirken, wodurch er zu einer der am höchsten aufsteigenden Pflanzen werden konnte. Beim Gletscher-Hahnenfuß handelt es sich um eine der physiologisch am besten untersuchten Alpenpflanzen.
Diese Pflanzenart braucht zwei bis drei Vegetationsperioden, bevor sie Blüten bilden kann. Trotz der extrem frostgefährdeten Standorte weisen die glänzend grünen Blätter keine sichtbaren Klimaanpassungen auf. Möglicherweise beruht dies auf einer Frostresistenz des Protoplasmas.
In ungünstigen Sommern werden die Reservestoffe aus den Blättern wieder in die Wurzeln zurückverlagert und bereits gebildete Knospen wieder abgebaut.
Die meist homogamen Blüten werden durch Fliegen bestäubt.[2]
Die Früchte sind flache, geflügelte Nüsschen, die sich als Segelflieger in Adhäsionshafter ausbreiten; daneben erfolgt eine Bearbeitungsausbreitung beispielsweise durch Schneefinken.[2]
Der Gletscher-Hahnenfuß ist wie alle Hahnenfußarten giftig.
Vorkommen
Vor allem in der zentralen Kette der Alpen als auch in den Pyrenäen, Karpaten, in Skandinavien und der Arktis ist diese Art vertreten. In den Alpen werden kalkarmer Schutt, Moränen, Geröll und nackter Fels in Höhenlagen von 2300 m bis über 4200 m (Finsteraarhorn) bevorzugt. Er gedeiht auf sickerfrischen, nährstoffarmen und kalkarmen, mehr oder weniger rohen, lockeren, zum Teil bewegten Silikatschuttböden. Er ist eine Charakterart der Ordnung Androsacetalia alpinae und kommt gern zusammen mit dem Alpen-Säuerling (Oxyria digyna) vor.[3] In den Allgäuer Alpen steigt er in Bayern am Linkerskopf von 1950 bis zu 2450 Metern Meereshöhe auf und kommt dort zusammen mit der Kriech-Nelkenwurz (Geum reptans) vor.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+w (feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1 (alpin und nival), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]
Literatur
- Xaver Finkenzeller: Alpenblumen. Erkennen & bestimmen, Mosaik-Verlag, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
Einzelnachweise
- Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 8 (Nymphaeaceae to Ranunculaceae). Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 194.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 416.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 550.
- Ranunculus glacialis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 31. März 2021.
Weblinks
- Gletscher-Hahnenfuß. FloraWeb.de
- Gletscher-Hahnenfuß. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitungskarte weltweit
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Klimawandel gefährdet Pflanzen. In: tageszeitung. 11. April 2006. (über Rückgang des Gletscher-Hahnenfuß im Zusammenhang mit Klimawandel)