Glanz-Melde
Die Glanz-Melde (Atriplex sagittata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Melden (Atriplex) in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).
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Glanz-Melde (Atriplex sagittata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Atriplex sagittata | ||||||||||||
Borkh. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Glanz-Melde ist eine einjährige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 250 cm erreicht und ästig verzweigt ist. Die Laubblätter sind oberseits dunkel-lindgrün und unterseits heller bis weißlich, die oberen Blätter (ab dem sechsten Blattpaar) sind wachsartig glänzend. Die Blattspreite ist länglich-dreieckig-spießförmig mit einer Länge von bis über 10 cm und oft lang zugespitzt. Der Blattrand ist grob buchtig spitz gezähnt, bei den obersten Blättern ganzrandig bis geschweift gezähnt. Der Geschmack der Blätter wird als eklig bitter und brennend beschrieben.
Blütenstand und Blüte
Die Blüten stehen in der Achsel von Tragblättern in Knäueln aus meist fünf bis sechs (ein bis zu elf) in end- oder seitenständigen, zusammengesetzten ährigen Blütenständen zusammen. Die grünen Blüten können männlich, weiblich oder zwittrig sein. Zwittrige Blüten (ohne Vorblätter) enthalten fünf längliche Blütenhüllblätter (Tepalen), sowie fünf Staubblätter und einen horizontalen Fruchtknoten. Bei rein männlichen Blüten fehlt der Fruchtknoten, bei weiblichen „horizontalen“ Blüten sind die Staubblätter nicht entwickelt. Die stets weiblichen „vertikalen“ Blüten werden von zwei Vorblättern umhüllt, Blütenhüllblätter sind nicht vorhanden, sie enthalten nur einen vertikalen Fruchtknoten.
Frucht und Samen
Zur Fruchtzeit werden die Seitenzweige von der Fruchtlast herabgebogen. Die vertikale Frucht bleibt von den Vorblättern umhüllt, die sich auf etwa 10 mm Länge und 7 mm Breite vergrößern. Die Vorblätter sind breit eiförmig, länger als breit, spitz zulaufend und ganzrandig. Zur Fruchtreife sind sie halbtransparent und von strohgelber bis bräunlicher Farbe. Ihre Oberfläche ist netznervig, die drei Hauptadern sind von der Basis an getrennt. Die Samengröße erreicht etwa die halbe Vorblattlänge. In den „horizontalen“ Blüten umgibt die fünfteilige Blütenhülle die horizontale Frucht.
Es gibt zwei Samentypen (Heterokarpie): Schwarze Samen entstehen in vertikalen und horizontalen Blüten. Ihre Oberfläche ist nach Entfernen der dünnen Fruchtwand glänzend. Braungraue Samen entstehen nur in horizontalen Blüten.
Blütezeit
Die Blütezeit reicht von Ende Juli bis September.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[1]
Photosyntheseweg
Die Glanz-Melde ist eine C3-Pflanze mit normaler Blattanatomie.[2]
Ökologie
Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch den Wind, auch Selbstbestäubung oder die Übertragung der Pollen durch Insekten sind möglich.[3]
Die Glanz-Melde wird von den Raupen von Schmetterlingen als Nahrung genutzt, beispielsweise von der Meldenflureule (Dicestra trifolii)[4] und von der zu den Palpenmotten gehörenden Scrobipalpa nitentella[5]
Ein Falscher Mehltaupilz Peronospora minor lebt parasitisch auf der Glanz-Melde.[6]
Vorkommen
Die Glanz-Melde ist in Mittel- und Osteuropa und im westlichen und mittleren Asien weit verbreitet. In Westeuropa gilt sie als eingebürgerter Neophyt, in Nordeuropa kommt sie nur unbeständig vor. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind Steppen und Halbwüsten.[7]
Sie gilt als wärmeliebend und salzertragend[8] und besiedelt Unkrautfluren an Schuttplätzen und Wegen, an Autobahnen und Fernverkehrsstraßen. In der Pflanzensoziologie gilt sie als Charakterart des Atriplicetum nitentis aus dem Verband Sisymbrion.[7] In Flusstälern wächst sie an trockenfallenden Flussufern oder in stickstoffliebenden Flussmeldenfluren (Verband: Chenopodion rubri).[7] Auf Steinböden findet man sie als Erstbesiedler. An Weser und Elbe kommt sie auch als Agriophyt in Äckern vor. Nach Ellenberg ist sie eine Volllichtpflanze, ein Wärmezeiger und ein Zeiger stickstoffreicher Standorte.[3]
In Deutschland ist die Glanz-Melde wohl ein bereits seit mehreren hundert Jahren heimischer Archaeophyt.[3][9] Da sie aber erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts regelmäßig auftritt, wird sie häufig auch als Neophyt eingestuft.[4] Sie kommt hier zerstreut, aber gesellig vor allem in Trocken- und Wärmegebieten, besonders im Osten vor.
In Österreich tritt die möglicherweise alteingebürgerte Art im pannonischen Gebiet häufig bis zerstreut, sonst selten auf mäßig trockenen Ruderalfluren der collinen Höhenstufe auf. Die Vorkommen beschränken sich auf die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich, Steiermark; jene in Kärnten und Salzburg gelten als unbeständig.[8]
Taxonomie
Die Glanz-Melde (Atriplex sagittata) zählt zur Sektion Atriplex in der Gattung Atriplex[2].
Die Erstbeschreibung von Atriplex sagittata erfolgte 1793 durch Moritz Balthasar Borkhausen.[10] Synonyme von Atriplex sagittata Borkh. sind Atriplex acuminata Waldst. & Kit., Atriplex hermannii Soyer-Willemet, Atriplex hortensis subsp. nitens E.Pons, Atriplex hortensis var. nitens Fior und Atriplex nitens Schkuhr (nom. illeg., ein überflüssiger Name für die bereits benannte Art) sowie Atriplex micrantha Kar. & Kir. (non C.A.Mey., nom. nud.).[11]
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 91. (Abschnitt Beschreibung)
- Oliver Christoph Schwarz: Beiträge zur Biologie, Chorologie, Ökologie und Taxonomie der neophytischen Melde Atriplex micrantha und verwandter Arten. Dissertation Uni Stuttgart, 2004 (PDF-Datei). (Abschnitt Beschreibung).
- Pertti Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore): Atriplex sagittata. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011 (Abschnitte Vorkommen, Taxonomie).
Einzelnachweise
- Atriplex sagittata bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias, Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis. In: American Journal of Botany. Band 97, Nr. 10, 2010, S. 1664–1687.
- Atriplex sagittata bei BiolFlor.
- Glanz-Melde. FloraWeb.de
- Hostplant Species: Atriplex nitens Gaden S. Robinson, Phillip R. Ackery, Ian J. Kitching, George W. Beccaloni, Luis M. Hernández: HOSTS - A Database of the World's Lepidopteran Hostplants.
- Eintrag bei Encyclopedia of Life (EOL).
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 349.
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- Pertti Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore): Atriplex sagittata. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
- Moritz Balthasar Borkhausen: Flora der oberen Grafschaft Catzenelnbogen. In: Rheinisches Magazin zur Erweiterung der Naturkunde. Band 1, 1793, S. 393–608, Atriplex sagittata auf S. 477 ff. (Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Alexander P. Sukhorukov: Zur Systematik und Chorologie der in Russland und benachbarten Staaten (in den Grenzen der ehemaligen UdSSR) vorkommenden Atriplex-Arten (Chenopodiaceae). In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 108B, 2007, S. 338–339 (zobodat.at [PDF; 32,1 MB]).
Weblinks
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Atriplex sagittata Borkh. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Verbreitungskarte für Europa und Westasien.
- Günter Blaich: Fotos europäischer Pflanzen: Atriplex sagittata.
- Dietmar Brandes: Flora und Vegetation der Elbe-Binnenhäfen in Deutschland. Ausbreitungszentren oder Habitatinseln? Braunschweig 2005, S. 16–18 (PDF-Datei; 6,79 MB).