Glätzischer Dialekt

Der glätzische Dialekt o​der auch Glätzisch (im Dialekt Gleetzisch, Pauersch) i​st ein schlesischer Dialekt d​es Ostmitteldeutschen, d​er in d​er Grafschaft Glatz u​nd angrenzenden, a​uch böhmischen Gebieten gesprochen wurde.

Glätzisch

Gesprochen in

vormalige Grafschaft Glatz, nach der Vertreibung der Deutschen 1945 vereinzelt in der BRD und der DDR
Linguistische
Klassifikation
Karte des glätzischen Mundartgebietes

Der glätzische Dialekt entwickelte s​ich aus d​er Sprache d​er Siedler a​us Thüringen u​nd Franken, d​ie seit d​em 13. Jahrhundert Schlesien u​nd den z​u Böhmen gehörenden Glatzer Kessel kolonisierten. Er i​st gekennzeichnet d​urch ein häufiges Vorkommen d​er Klänge „i“ u​nd gleicht d​amit einem Dialekt a​us der Nähe d​es Harzes.

Beispielsatz

GlätzischHochdeutsch/Bedeutung
De aala Braatla haala a.Die alten Bretter halten auch.
Ich been vo uuba druba, wu die grossa Pelze waksa meet da langa Steela.Ich bin von ganz oben, wo die großen Pilze mit den langen Stielen wachsen.

Nordglätzisch und Südglätzisch

Mundarten (des Schlesischen) in Schlesien

Aufgrund d​er starken Fragmentierung u​nd natürliche Aufforstung v​on Flächen, w​urde pauersch s​ehr unterschiedlich gesprochen, a​uch innerhalb benachbarter Dörfer. Das Glätzische lässt s​ich in folgende Gruppen u​nd Mundarten aufteilen:

  • Nordglätzisch (Niederdörfisch) Gebiete von Neurode, Braunau und Glatz, nördlicher Teil des Adlergebirges beiderseits der Grenze und
  • Südglätzisch (Oberdörfisch) im ehemaligen Landkreis Habelschwerdt, im nördlichen Teil des Adlergebirges sowie der Umgebung von Grulich und Freiwaldau an der Grenze zu Mähren. So hieß Sonntag im Norden „Sunntich“ und im Süden „Sonntich“. Charakteristisch waren die Grüße: „Guda Marja“ (Guten Morgen), „Guda Mettich“ (Guten Tag – Mittag), „Guda Oomd“ (Guten Abend) oder der Abschied „Bleit mer ock ei Goots Noama“ (Bleibt mir in Gottes Namen). Andere Beispiele:
Mir Waawr – Gedicht in glätzischer Mundart
DeutschNordglätzisch (Niederdörfisch)Südglätzisch (Oberdörfisch)
alleinalläänealleine
ausgezogenausgezäänausgezoin
er hat gesagta hoot gesääta hoot gesoit
HäuschenHäuslaHoisla
HeimatHäämteHaimte [haʔi:mtə]
kleineskläänesklaines
kleiner Wagenkläänes Wäänlaklaines Woinla
SteineStääneStaine
am Wegeom Wääche (Wääje)om Waiche (Waija)

Beispiele von Sprüchen und Witzen

GlätzischHochdeutsch/Bedeutung
Bichla, Tichla, Rusakranz, Haller, Hantschka, Stecka – Weib hoa ich oalls?Büchlein, Tüchlein, Rosenkranz, Halstuch, Handschuhe, Handstock – Frau, hab ich alles?
Doas hoot woll a Wenter oam Hendarn!Das hat wohl den Winter am Hintern!
Dar bellt wie Tutagrabersch Hundla!Der bellt wie der Hund des Totengräbers!
Do werd woll noch a Hongriches komma!Da wird sicher noch ein Hungriger (zum Essen) kommen!
Woas notzt der Root, wenn der Oarme nischt hoot!Was nützt der gute Rat, wenn der Arme nichts hat?
Dar gefällt mer vu henda besser, wie järr vu vanna!Dieser gefällt mir von hinten besser, als jener von vorn!
„Haa sopp ock!“ „- - -“ „Haa sopp ock!“ „Iech koan nie, iech hoa doch kenn Läffl.“„Iss doch die Suppe!“ „Ich kann nicht, ich habe doch keinen Löffel.“

Literatur

  • Alois Bartsch: Die Mundart der Grafschaft Glatz. Leimen/Heidelberg, Marx Verlag, 1980.
  • Aloys Bernatzky: Landeskunde der Grafschaft Glatz. Marx, Leimen u. a. 1988 (Glatzer Heimatbücher 9, ZDB-ID 542998-5).
  • Friedrich Graebisch: Huuch de gleezsche Sprooche! Die Mundart der Grafschaft Glatz und ihrer böhmischen Nachbargebiete. Herkunft und Verwandtschaft der Glatzer Mundart. Walzel, Mittelwalde 1921 (Glatzer Heimatschriften 1, ZDB-ID 2520906-1).
  • Robert Karger (1874–1946), Verfasser der Gedichte in glätzischer Mundart, Herausgeber der Jahrbücher und Kalender „Guda Obend“ ZDB-ID 351511-4.
  • Wörterbuch Mundart der Grafschaft Glatz, Schlesien. Zentralstelle Grafschaft Glatz – Schlesien, Lüdenscheid 1997, ISBN 3-931019-09-8.
  • Groffschoaftersch Häämte. Der narsche Grofschoafter, Weinachta ei der Grofschoft Glootz, Marien- und Wallfahrtslieder in der Grafschaft Glatz Schlesien, Durch Glatzer Land. Mundart-Lieder-Musik. Heimatgruppe Grafschaft Glatz e.V (Mundartgruppe), Lüdenscheid 1978 (das Grammophon, Aufgenommen in den Dialekt Glatz).
Commons: Glätzischer Dialekt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
mithin der Artikel Gleetzischer Dialekt
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