Giovanni Domenico Prato
Giovanni Domenico Prato, auch Johann Dominikus Abratto, war ein Baumeister aus Graubünden, der im frühen 17. Jahrhundert im heutigen Vorarlberg tätig war.
Leben
Wo und wann Giovanni Domenico Prato geboren wurde bzw. verstarb, ist bisher unbekannt. Er stammt angeblich aus Roveredo in der Region Moesa des Kantons Graubünden in der Schweiz.
Wie Benedetto Prato zählt Giovanni Domenico Prato zu den ersten Baumeistern aus Graubünden, die die «Schule der oberitalienischen ‹Muratori›» in die deutschsprachigen Länder brachten. So war es um die Mitte des 16. Jahrhunderts zu einer Auswanderung aus dem Tal Misox südlich vom San-Bernardino-Pass nach den «deutschen Landen» gekommen, wo einige von ihnen als Graubündner Magistri namentlich bekannt wurden als Baumeister und Stuckateure. Diese Künstler waren hauptsächlich zwischen Rhein und Donau tätig, vor allem im heutigen Süddeutschland. Mehrere Künstler mit dem Familiennamen Prato ließen sich in Bregenz nieder, wie auch Giovanni Domenico Prato. Die Verwandtschaft zu dem seit 1599 urkundlich dort erwähnten Benedetto Prato und dem ab 1617 ebenfalls in Bregenz angewiesenen Andrea Prato ist nicht nachgewiesen.
Zwischen 1599 und 1602 leitete Benedetto Prato die Turmerhöhung des Martinsturmes in Bregenz; Andrea Prato war zwischen 1627 und 160 mit seinen Gesellen für die Pfarrkirche St. Gallus tätig und fungierte als Dolmetscher. Ein in der Literatur genannter Giulio Prato war 1627 als Meister in Biberach beschäftigt.
Giovanni Domenico Prato wurde erstmals 1604/1605 in Bregenz urkundlich erwähnt. Dort betraute man ihn 1609 mit dem Neubau einer Kirche für das Kloster Thalbach. Später arbeitete Prato auch für den Grafen Kaspar von Hohenems und ab 1617 für dessen Bruder, den Salzburger Erzbischof Marcus Sittikus in Hohenems als Bau- und Werkmeister.
Giovanni Domenico Prato war beteiligt am Umbau des Turmes der Kirche in Hohenems nach Plänen von Santino Solari. Dafür reiste er 1617 nach Salzburg, um das Projekt zu besprechen. Auch wenn von dem Projekt nur der Giebel ausgeführt wurde, bekam Prato um April 1620 einen Monatssold ausbezahlt.[1]
Werke (Auswahl)
- Burg Hohenbregenz
- Kirche des Hl. Antonius im Kloster Thalbach
Literatur
- Alemania, Zeitschrift für alle Gebiete des Wissens und der Kunst mit besonderer Berücksichtigung der Heimatkunde. Jg. 3, Dornbirn 1929.
- Bericht über den Ursprung und die Verehrung des wunderthätigen Gnadenbildes der Mutter Gottes im Kloster der Dominikanerinnen zu Thalbach bei Bregenz. In: Zeitschrift für alle Gebiete des Wissens und der Kunst mit besonderer Berücksichtigung der Heimatkunde. Einsiedeln 1864.
- Georg Dehio: Johann Bernhard Fischer von ErlachHandbuch der Kunstdenkmäler in den Donau- und Alpengauen. Berlin 1943.
- DEHIO-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs, Vorarlberg. Wien 1983.
- Petr Fiedler: Architektur des Seicento. Baumeister, Architekten und Bauten des Wiener Hofkreises. Innsbruck 1990.
- Heinz Held: Vorarlberg und Liechtenstein. Landschaft, Geschichte und Kultur im ›Ländle‹ und im Fürstentum. Köln 1988.
- Michael Kühlenthal: Graubündner Baumeister und Stukkateure: Beiträge zur Erforschung ihrer Tätigkeit im mitteleuropäischen Raum. Locarno 1997.
- Walter Neuhauser: Der Thalbacher Übergabekatalog von 1783. In: Gedenkschrift Eberhard Tiefenthaler. Graz 1996.
- Max Pfister: Baumeister aus Graubünden – Wegbereiter des Barock. In: Die auswärtige Tätigkeit der Bündner Baumeister und Stukkateure in Süddeutschland, Österreich und Polen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Chur 1993.
- Ulrich Rapp: Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg. Bd. 2. Brixen 1896.
- Andreas Ulmer: Die Gotteshäuser Vorarlbergs in Wort und Bild. Bregenz 1934.
- Franz zu Sayn-Wittgenstein: Vorarlberg und Liechtenstein. München 1889.
- Oscar Sandner: Graubündner Baumeister als Barockbringer: der Bregenzer Martinsturm und der Barockbeginn am Bodensee. In: Vorarlberg – eine Vierteljahreszeitschrift. Jg. 7, 1969, Heft 2.
- Arnoldo M. Zendralli: Graubündner Baumeister und Stukkatoren in deutschen Landen zur Barock- und Rokokozeit. Zürich 1930.