Ghoti
Ghoti ist ein fiktives Wort aus der englischen Sprache. Die Erfindung wird fälschlich dem irischen Schriftsteller George Bernard Shaw zugeschrieben. Das Wort soll die fehlende Logik der englischen Schreibung, beziehungsweise deren verstümmelte Phonem-Graphem-Korrespondenz persiflieren, denn es wird angegeben, dass „Ghoti“ wie das englische Wort fish [fɪʃ] (deutsch: „Fisch“) auszusprechen sei.
Zusammensetzung
Kritik
Obwohl dieses Konstrukt als beliebtes Argument für eine englische Rechtschreibreform gilt, so hat es doch seine Haken:
- <gh> wird am Anfang eines Wortes immer als [g],
- <o> wird ausschließlich beim Wort „women“ (Plural von „woman“) als [ɪ], und
- <ti> wird am Ende eines Wortes nie, sonst nur bei nachfolgendem Vokal, meist in lateinischen Lehnwörtern als [ʃ] ausgesprochen.
Durch eine Rechtschreibreform in Richtung einer Lautschrift würde außerdem viel etymologische Information verloren gehen.[1][2]
Hingegen wäre physche sehr wohl eine Schreibweise von fish, die mit den Regeln der englischen Aussprache kompatibel ist.
Neuere Lesart
Eine andere Lesart, die bekannt geworden ist, setzt sich folgendermaßen zusammen:
- gh wird hier wie in night oder fight ausgesprochen,
- o wie in people,
- t wie in ballet, gourmet oder mortgage,
- i schließlich wird wie in business ausgesprochen.
Demnach dürfte man das Wort also überhaupt nicht aussprechen, da keines der genannten Grapheme im jeweiligen Wort einen eigentlichen Laut repräsentiert, sie sind stumm.
Weitere Persiflagen
Neben Ghoti gibt es noch andere Persiflagen, deren Ursprung unbekannt ist:
Wenn
- gh wie [p] in hiccough,
- ough wie [əʊ] in dough,
- phth wie [t] in phthisis,
- eigh wie [eɪ] in neighbour,
- tte wie [t] in gazette,
- eau wie [əʊ] in plateau ausgesprochen wird,
dann sollte es möglich sein, das englische Wort potato (deutsch: „Kartoffel“) ghoughphtheightteeau zu schreiben.
Wenn
dann sollte es möglich sein, das Wort ship (deutsch: „Schiff“) tiogh zu schreiben.
Trivia
Der Entwickler der Sprache Klingonisch, Marc Okrand, hat bewusst für Fisch das Wort ghotI [ɣotɪʔ] gewählt.
Siehe auch
- Aussprache der englischen Sprache
- Orthographische Konferenz von 1901 – mit einigen Anpassungen [auch in Fremdwörtern] an die deutsche Aussprache, u. a. die „C“-, „K“ und „Z“-Schreibung betreffend
- Shaw-Alphabet, Unifon-Alphabet, Quikscript, Ewellsches Alphabet, Deseret-Alphabet – Versuche eines englischen phonologischen Alphabets
- Internationales Phonetisches Alphabet, Teuthonista (Lautschrift), Rheinische Dokumenta – Praktisch verwendete phonologische Alphabete
Literatur
- Holroyd, Michael, Bernard Shaw: Volume III: 1918-1950: The Lure of Fantasy, Random House, 1994. ISBN 0-517-13035-1
Weblinks
- „How to pronounce ‚ghoti‘“ (englisch)
- „Hau tu pranownse Inglish“ (englisch) – Mark Rosenfelder; eine kurze Untersuchung zur Aussprache der englischen Schriftsprache
- „What is ghoti?“ (englisch) – Jim Scobbie
- Informationen zum Shaw-Alphabet (englisch)
Einzelnachweise
- Ben Zimmer: On Language: Ghoti. In: The New York Times. Arthur Gregg Sulzberger, 25. Juni 2010, abgerufen am 15. September 2019 (englisch).
- Mark Rosenfelder: Hou tu pranownse Inglish. In: Zompist.com. Mark Rosenfelder, 2000, abgerufen am 15. September 2019 (englisch).