Gestreifte Puppenschnecke
Die Gestreifte Puppenschnecke (Pupilla sterrii) ist eine Schneckenart aus der Familie der Puppenschnecken, die zur Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora) gerechnet wird.
Gestreifte Puppenschnecke | ||||||||||||
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Gestreifte Puppenschnecke (Pupilla sterrii) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pupilla sterrii | ||||||||||||
(v. Voith in Forster, 1840) |
Merkmale
Das zylinderförmige Gehäuse ist 2,8 bis 3,5 mm hoch (bis 3,7 mm hoch[1]) und 1,5 bis 1,7 mm breit. Es hat sechs bis sieben an der Peripherie stark gewölbte Windungen, die durch eine tiefe Naht voneinander getrennt sind. Der Apex ist gerundet und niedrig. Der helle Nackenwulst ist kräftig entwickelt. Er ist durch eine rinnenartige Einschnürung vom dünnen, stark erweiterten Mundsaum abgesetzt. Die Mündung ist schief-eiförmig, der Mundsaum nach außen gebogen. Die Mündung ist mit zwei Zähnen bewehrt, ein Palatalzahn und ein Parietalzahn. Der Parietalzahn ist meist klein, der Palatalzahn ist dagegen verdickt und beim senkrechter Aufsicht auf die Mündung gut zu erkennen. sehen. Die Oberfläche ist mit vergleichsweise groben Anwachsstreifen bedeckt. Das Gehäuse ist rötlich-braun bis hornfarben. Durch die Anwachsstreifen sieht die Oberfläche wie seidig-glänzend aus.
Ähnliche Arten
Das Gehäuse ist gröber gestreift als die anderen europäischen Pupilla-Arten. Verglichen mit der Moos-Puppenschnecke (Pupilla muscorum) ist das Gehäuse mehr zylinderförmig, die Mündung ist etwas kleiner. Das ähnliche Gehäuse der Dreizähnigen Puppenschnecke ist in den absoluten Maßen kleiner und im Verhältnis meist etwas schmaler. In der Mündung sind meist drei Zähne vorhanden. Der Palatalzahn ist bei der Gestreiften Puppenschnecke etwas runder und steht dichter am Mündungsrand.
Geographische Verbreitung und Lebensraum
Die Vorkommen der Gestreiften Puppenschnecke sind sehr zerstreut. Sie kommt in den Alpen, den Karpaten, Bulgarien[2], in Albanien[3], in der Ukraine[4][5], in der Türkei, im nördlichen Kaukasus[6] und in Nordwestchina vor. In Deutschland wurde sie im Fränkischen Jura und in Thüringen gefunden.
Die Gestreifte Puppenschnecke lebt meist montan auf grasigen, sonnenexponierten, felsigen, sehr trockenen und warmen Standorten auf kalkhaltigem Untergrund. Sie hält sich dort am Fuß freistehender Felsen im Mulm oder unter abgestorbenen Pflanzenteilen auf. In den Alpen steigt sie bis auf 2800 m über Meereshöhe an.
Lebensweise
Die Tiere sind ovovivipar, d. h. die Eier entwickeln sich sukzessive im Uterus. Es sind meist mehrere (bis etwa fünf) unterschiedlich weit entwickelte Embryonen im Uterus vorhanden. Die Jungen verlassen den Uterus als fertige kleine Tierchen.
Taxonomie
Das Taxon wurde 1840 von Ignaz von Voith[Anmerkung 1] in einem Werk von Fortunatus Forster als Pupa Sterrii erstmals beschrieben[7]. Es wird heute allgemein anerkannt und zur Gattung Pupilla gestellt[8].
Synonyme sind: Pupa aridula Held, 1843, Pupa striatissa, Gredler, 1856, Pupilla cupa f. carpathica Kimakowicz, 1890 und Pupa cupa Jan, 1932 (sensu Geyer, 1927).
Gefährdung
Die Art ist in Deutschland stark gefährdet[9].
Belege
Literatur
- Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. Natur Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89440-002-1 (S. 136).
- Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10), ISBN 3-570-03414-3 (S. 148)
- Jürgen H. Jungbluth und Dietrich von Knore: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). Mollusca, 26(1): 105-156, Dresden 2008, ISSN 1864-5127 (S. 117)
- Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8 (S. 120)
- Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Planet Poster Ed., Göttingen 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (S. 131)
Einzelnachweise
- Alexandru V. Grossu: Gastropoda Romaniae 2 Subclasa Pulmonata I Ordo Basommatophora II Ordo Stylommatophora Suprafamiliile: Succinacea, Cochlicopacea, Pupillacea. 443 S., Bukarest 1987 (S. 312–313).
- Atanas Irikov, Zoltán Eröss: An updated and annotated checklist of Bulgarian terrestrial gastropods (Mollusca: Gastropoda). Folia Malacologica, 16(4): 199-207, Warschau 2008 PDF
- Zóltan Fehér, Zóltan Péter Erőss: Checklist of the Albanian mollusc fauna. Schriften zur Malakozoologie, 25: 22-38, Cismar/Ostholstein 2009 PDF (Memento des Originals vom 8. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Igor Balashov, Nina Gural-Sverlova: An annotated checklist of the terrestrial molluscs of Ukraine. Journal of Conchology, 41(1): 91-109, 2012 PDF
- J. Pelbárt: Data to the mollusc fauna of the Carpathian Biosphere Reserve, Ukraine (Mollusca). Miscellanea Zoologica Hungarica, 13: 85-90, 200 PDF
- Frank Walther, Bernhard Hausdorf: Pupilla (Pupilla) kyrostriata n. sp. from Transcaucasia (Gastropoda: Pupillidae). Archiv für Molluskenkunde, 143 (1): 51-56, 2014 doi:10.1127/arch.moll/1869-0963/143/051-056
- Fortunatus Forster: Animalia mollusca. Mit Anmerkungen von I[gnaz]. v. Voith. S. 459–478, in: Fürnrohr, A. E.: Naturhistorische Topographie von Regensburg. In Verbindung mit Forster, Herrich-Schäffer, Koch, v. Schmöger und v. Voith. Dritter Band, die Fauna von Regensburg enthaltend. I-XVI, 1-478, Manz, Regensburg 1840 Online bei Google Books (S. 469).
- Fauna Europaea
- Jürgen H. Jungbluth & Dietrich von Knorre (2009): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalven)] in Deutschland. 6.revidierte und erweiterte Fassung 2008. Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 81: 1-28. PDF (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Anmerkung
- Welter-Schultes führt Fortunatus Forster als Autor. Dies ist nicht korrekt. „If a work is by more than one person but it is clear from the contents that only one of these is responsible for the name or act, then that person is the author; otherwise the author of the work is deemed to be the author of the name or act.“ (IRZN Art. 50.1.). Dies ist hier der Fall: „Diese neue Art wurde von Herrn Theologen Sterr bei Abach lebend entdeckt, von Hrn. Direktor v. Voith ihm zu Ehren benannt und auf folgende Art beschrieben: ... “ Auch eine zweite Beschreibung vor dieser Bemerkung ist mit P. Sterrii de Voith signiert. Es gibt auch keinen Hinweis in der Arbeit, dass Fortunatus Forster den neuen Namen für sich in Anspruch genommen hätte bzw. für den neuen wissenschaftlichen Namen und die Beschreibung die Verantwortung übernommen hätte. Der Autor des Taxons ist Ignaz von Voith.