Genitivus absolutus
Der Genitivus absolutus (Abk. Gen. abs.) ist eine Partizipialkonstruktion des Altgriechischen, die dem lateinischen Ablativus absolutus entspricht und auch im Deutschen vorkommt. Er drückt meist ein gleich- oder vorzeitiges Geschehen als Zeitangabe für das Prädikat des Satzes aus.
Form und Beispiele
Ein Genitivus absolutus besteht aus einem (oder mehr) Nomen als Bezugswort (bzw. Bezugswörter) und einem hierzu im Numerus, Kasus und Genus kongruenten Partizip.
Beispiele:
- τῶν ἀνδρῶν πολεμούντων αἱ γυναῖκες μόναι οἴκοι εἰσίν („Während die Männer kämpfen, sind die Frauen allein zu Hause“)
- τοῦ δεσπότου κελεύσαντος οἱ δοῦλοι ἤργαζον („Nachdem ihr Herr den Befehl gegeben hatte, fingen die Sklaven an, zu arbeiten“)
- ἐκ τούτου συνελθόντων εἶπε Ξενοφῶν τάδε („Nachdem sie sich versammelt hatten, sagte Xenophon folgendes“)
In seltenen Fällen, wie etwa bei unpersönlichen Verben, kann das Bezugswort auch fehlen.
Beispiel:
- ὕοντος („weil es regnete“)
Im Gegensatz zum Lateinischen, wo das Partizip des Verbs „sein“ (esse) schon früh ausgestorben ist und im Ablativus absolutus durch eine Nominalkonstruktion kompensiert werden musste, war im Griechischen die Bildung des Genitivus absolutus mit dem Partizip des Verbs „sein“ (εἶναι) möglich.
Beispiel:
- Περικλέους ἡγεμόνος ὄντος („Unter der Führung Perikles'“), im Lateinischen dagegen: Caesare duce („Unter der Führung Cäsars“)
Absoluter Genitiv im Deutschen
Eine Art Genitivus absolutus kommt auch im Deutschen vor. Beispiele: klopfenden Herzens, unverrichteter Dinge, schweren Herzens, sehenden Auges, frohen Mutes, eines Tages, meines Erachtens.
Genitivus absolutus in Sanskrit
In Sanskrit gibt es neben dem Locativus absolutus auch einen Genitivus absolutus, der oft konzessive Bedeutung hat.[1]
Siehe auch
Quellen
- Eberhard Guhe: Einführung in das klassische Sanskrit. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2008. ISBN 978-3-447-05807-0. S. 95