Gebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf
Ein Gebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf ist ein städtischer sozialer Brennpunkt in Deutschland. Viele Bundesländer haben Regelungen erlassen, wie diese Gebiete bestimmt werden sollen; teilweise werden diese auch noch im Rang klassifiziert.
Hintergrund ist eine Eigendynamik der sozialen Entwicklung von Stadtgebiete: Wenn in einem Gebiet eine merkliche Verschiebung in Richtung Verelendung auftritt, verlassen viele der bisherigen Einwohner das Gebiet, soweit sie es sich leisten können. So entsteht eine Abwärtsspirale der Verelendung. Im Extremfall bildet sich ein Ghetto heraus, das von Kräften außerhalb des Gebietes gemieden wird (Isolation) und so kaum eine Möglichkeit der Besserung hat.
Um dieser Spirale vorzubeugen, werden durch die Gemeinden städtische Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf klassifiziert. In diesen Gebieten wird dann gezielt die soziale Struktur gefördert, um ein weiteres Abrutschen der Lebensbedingungen zu vermeiden. Problematisch ist, dass zum Teil Gebiete erst dann gefördert werden, wenn sie in der allgemeinen Wahrnehmung der Bevölkerung schon ghetto-nahe Eigenschaften aufweisen.
Stadtteiltypen, die besonders zur Ausbildung sozialer Brennpunkte neigen:
- Innenstadtnahe oder innerstädtische Quartiere
- Große Wohnsiedlungen einschl. Plattenbausiedlungen
- Wohnsiedlungen der abgezogenen Streitkräfte
- Gewerbe-, Industrie-, Post- und Bahnbrachen
Kriterien, mit denen der besondere Entwicklungsbedarf erkannt wird:
- Hohe Arbeitslosigkeit
- Zunahme einkommensschwacher Haushalte und steigende Anzahl an Sozialhilfeempfängern
- Zunehmende Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen durch wachsende Jugendarbeitslosigkeit und fehlende berufliche Chancen
- Zunahme von Gewaltbereitschaft und Kriminalität
- Vorherrschende städtebauliche Missstände
Entwicklungsziele, die in den betroffenen Gebieten angestrebt werden:
- Verbesserung der Wohnverhältnisse
- Schaffung und Sicherung von Beschäftigung auf lokaler Ebene
- Verbesserung der sozialen Infrastruktur, insbesondere für junge Menschen
- Verbesserung des Angebotes an bedarfsgerechten Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten
- Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Quartier
- Wohnumfeldverbesserung
- Maßnahmen zur Umweltentlastung
- Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs
- Belebung der Stadtteilkultur und Erhöhung des Angebotes zur Freizeitgestaltung
Literatur
- Hartmut Häussermann: Das Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“. In: Handbuch Kommunale Sozialpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-92874-6, S. 269–279, doi:10.1007/978-3-531-92874-6_20.