Gase im Endlager für radioaktive Abfälle
Das Problem der Gase im Endlager von radioaktiven Abfällen ist seit längerer Zeit erkannt. Auch die deutsche Reaktorsicherheitskommission (RSK) hat zur Gasbildung in kerntechnischen Endlagerstätten bereits Studien in Auftrag gegeben und unter dem Titel Gase im Endlager ausgewertet. Eine 2009 initiierte Studie verschiedener Fachorganisationen auf EU-Ebene dazu läuft unter dem Titel FORGE.[1]
Neben geologischen Störungen im Gestein, die im Laufe der langen Einlagerungs-Zeiträume physikalische Kräfte auf ein Endlager ausüben können, sind Gase eines der sensibelsten Probleme solcher Tiefenlagerungs-Konzepte. Die eingelagerten Metalle sowie unvermeidbar mit eingelagerte organische Stoffe oder Bakterien produzieren durch Korrosion respektive Stoffwechsel-Vorgänge Gase, etwa Wasserstoff und Methan. Diese werden im dichten Wirtsgestein des Endlagers nur langsam abgeführt, es kommt im Lager zum Druckaufbau, der sogar den Gebirgsdruck überschreiten könnte. Unterschiedliche Berechnungen verschiedener Organisationen haben nach 1000 Jahren Einlagerungs-Zeit für ein Lager mit hochaktiven Abfällen Druckwerte von z. B. 20 bar oder gar 40 bar ergeben – Werte, die eine Langzeit-Sicherheit des Lagers in Frage stellen könnten.
Es besteht eine hohe Unsicherheit bezüglich dieser Gasgenerationsraten. Lösungsansätze sieht man in einer künstlichen Erweiterung der Gesteinsporen, welche die Gase mit einer gewissen, begrenzten Kapazität auch natürlich abzuführen vermögen. Die RSK stellt aber dennoch fest, dass es zu Rissen kommen könnte, welche andererseits die beabsichtigte Barrierewirkung des Gesteins beeinträchtigen könnten. Neue Erkenntnisse lieferte 2016 die ETH Lausanne: Forscher dort stellten fest, dass es im Lagergestein Opalinuston auch Bakterienarten gibt, welche den Wasserstoff nicht auf-, sondern abbauen. Allerdings ist noch nicht klar, ob sie nicht auch schädliche Einwirkungen haben könnten.[2]
Literatur
- Bundesamt für Strahlenschutz Salzgitter: Gasentwicklung. Abschlussbericht, Conlenco Bericht 3161/28, Januar 2005 (pdf, bfs.de).
- N. Müller-Hoeppe: Vorgehensweise zur Beherrschung von Gasen in einem Endlager im Salzgestein. Tagungspapier Gase in Endlagern im Salz. Workshop der GRS in Zusammenarbeit mit dem PTKA-WTE, Berlin, 17.–18. April 2007. GRS 242, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH, Braunschweig 2008, ISBN 978-3-939355-16-8, S. 149–155 (pdf, dbetec.de).
- I. Müller-Lyda (Bearb.): Erzeugung und Verbleib von Gasen in einem Endlager für radioaktive Abfälle. Bericht über den GRS-Workshop vom 29. und 30. Mai 1996 in Braunschweig. GRS 129. Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH, 1997, ISBN 3-92387589-4 (Abstract, grs.de).
- Reaktor-Sicherheitskommission (RSK): Gase im Endlager. RSK-Stellungnahme vom 27. Januar 2005, 379. Sitzung. (pdf, rskonline.de).
- André Rübel, Ulrich Noseck, Ingo Müller-Lyda, Klaus-Peter Kröhn, Richard Storck: Konzeptioneller Umgang mit Gasen im Endlager. GRS 205. Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH, 2004 (Abstract, grs.de).
Nachweise
- ENSI: Erfahrungs- und Forschungsbericht 2011
Einzelnachweise
- FORGE – Fate of Repository Gases. Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat, abgerufen am 12. Dezember 2013.
- Artikel in der AZ Nordwestschweiz (Printausgabe) vom 15. Oktober 2016.