Gabriel von Sedlmayr
Gabriel Sedlmayr, später Ritter von Sedlmayr (* 5. April 1850 in München; † 14. Januar 1931 ebenda), war ein bayerischer Unternehmer und Münchner Corpsstudent.
Leben
Als ältester Sohn des Besitzers der Leistbrauerei, Josef Sedlmayr, war seine Berufsausbildung vorbestimmt und auf die Weiterführung des väterlichen Betriebes ausgerichtet. Er wurde 1866 beim Corps Germania aktiv und studierte Brauereiwesen. Nach Abschluss seiner Studien legte er die Meisterprüfung im Brauereifach ab. Seine weitere Ausbildung in der Großbrauerei Dreher in Schwechat bei Wien ist von besonderer Bedeutung, da er hier mit der Herstellung von Märzenbier vertraut wurde, welches auf seine Veranlassung von der Franziskaner-Brauerei auf dem Oktoberfest eingeführt wurde.
Während des Studiums tat er es seinem Cousin Gabriel von Seidl nach und trat dem Corps Germania bei. Als Hauptfinanzier des Corpshauses schmückt sein Porträt zusammen mit dem von Seidl, als Architekt, bis heute das Vestibül des Corpshauses.[1][2]
Eine Studienreise nach England und Besuche bei anderen Brauereien in Deutschland ergänzten seine Ausbildung und nach der Vervollständigung der Erfahrungen unter väterlicher Aufsicht übernahm Sedlmayr 1875 den elterlichen Betrieb.
Gabriel Sedlmayr war über viele Jahre in den verschiedensten Gremien der Bayerischen und Deutschen Wirtschaft tätig. So war er ab 1876 jahrzehntelang Vorstand der Wissenschaftlichen Station für Brauerei in München. Viele Jahre war er Vorstand der Brauerei- und Mälzerei-Berufsgenossenschaft, Vorstandsmitglied des Bayerischen Brauerbundes und Ausschussmitglied des Deutschen Brauerbundes. Weiterhin wirkte er als Handelsrichter, Mitglied des Oberbayerischen Landrates, Ausschussmitglied und Vorstandsmitglied des Polytechnischen Vereins, Vorstandsmitglied des Münchner Handelsvereins und des Bayerischen Industriellenverbandes. Auch als jahrelanger Vorsitzender des Bayerischen Revisionsvereins und als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank[3] nahm Sedlmayr aktiven Anteil am wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg.
Sedlmayr war ein Neffe von Gabriel Sedlmayr und ein Corpsbruder seines Cousins Gabriel von Seidl, die Mütter waren Schwestern. Von 1923 bis 1931 war Sedlmayr der erste Ehrenvorsitzende des Philisteriums des Corps Germania München. Er wurde auf dem Südlichen Friedhof in München beigesetzt (Grab 5/16/28 A).
Auszeichnungen und Titel
- Goldene Bürgermedaille der Stadt München (1881)
- Dr.-Ing. h. c.
- Kgl. Bayer. Geheimer Kommerzienrat
- Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone, dadurch Erhebung in den persönlichen Adelsstand des Königreichs Bayern
- Erster Ehrenvorsitzender des Philister-Ausschusses des Corps Germania
Oktoberfest
Sedlmayr sorgte für die Einführung des noch heute gebräuchlichen Festbiers, des Märzenbiers. Zudem ist es der Verbindung zwischen Sedlmayr und der Familie Schottenhamel zu verdanken, dass die Münchner Studentenverbindungen auch heute noch ihre Boxen im ältesten Festzelt auf dem Oktoberfest nutzen können.
Literatur
- Hans Herpich, Monumenta Germaniae, Gedenkblätter zum 100. Bundesfest des Corps Germania zu München, Ingolstadt 1963.
- Hans Herpich, Monumenta Germaniae II, Gedenkblätter des Corps Germania zu München, Ingolstadt 1968.
- Marita Krauss: Bier, Kunst und Geselligkeit: Die Großfamilie Sedlmayr, in: Marita Krauss (Hrsg.): Die bayerischen Kommerzienräte - Eine deutsche Wirtschaftselite von 1880 bis 1928, Volk Verlag, München 2016, S. 80–90. ISBN 978-3-86222-216-2
Einzelnachweise
- Herbert Schneider: Horst Fuhrmann und die Monumenta Germaniae Historica. In: Von Kreuzburg nach München. Böhlau Verlag, Köln, ISBN 978-3-412-21604-7, doi:10.7788/boehlau.9783412216047.55.
- Wer sind wir? Corps Germania, abgerufen am 12. November 2019.
- Geschichte der HypoVereinsbank (Memento vom 18. August 2013 im Webarchiv archive.today)