GAUwahnen
Die GAUwahnen sind ein politisches Kabarett, das im Jahr 1988 von Erhard Jöst in Heilbronn gegründet wurde. Der Name der Gruppe ist eine Worterfindung, die auf einen GAU anspielt.
Geschichte
In den ersten Jahren trat das Ensemble in verschiedenen Kleinkunstkellern auf. Seit 2001 ist die Ebene 3 im Heilbronner Theaterforum K3 seine feste Spielstätte. Die Kabarettisten präsentieren ihre Programme auch als Gastspiele im Bundesgebiet, vornehmlich aber in der Region Heilbronn. Sie treten häufig bei dem Kabarettfestival in Aschersleben auf, das von der Bundesvereinigung Kabarett veranstaltet wird. Die GAUwahnen schreiben ihre Programme selbst. Verschiedene Nummern haben heftige Reaktionen ausgelöst: So ließ der damalige Kultusminister von Baden-Württemberg, Gerhard Mayer-Vorfelder, den Lehrer Jöst von Aufsichtsbeamten daraufhin überprüfen, ob sein Unterricht „den Anforderungen von Landesverfassung, Schulgesetz und Lehrplan entspricht.“ Anlass zu dieser „Staatsaktion“[1] war eine Persiflage auf die Landeshymne.[2]
Nach der Deutschen Wiedervereinigung stehen die GAUwahnen in freundschaftlichem Kontakt zum Kabarett Die Oderhähne aus Heilbronns Partnerstadt Frankfurt (Oder). Seit 1993 präsentieren die GAUwahnen am 2. Oktober zusammen mit Kabarettisten aus den Neuen Bundesländern eine Nacht der deutschen GemEinheit. Die GAUwahnen standen auch mit Dieter Hildebrandt 1994 und 2008 in Heilbronn auf der Bühne. Außerdem bereicherten sie das Heilbronner Kulturleben mit der Naheilka (=Nacht der Heilbronner Kabarettisten).[3] Mit Sketchen, Liedern, Conferencen und Solo-Nummern nehmen die GAUwahnen das politische Geschehen, aber auch den gesellschaftlichen Alltag ins satirische Visier. Sie versuchen, Intrigen und opportunistische Handlungen zu entlarven und geben mit ihren Satiren dem Publikum Lachanreize und Denkanstöße. Die Lieder werden mit Klavier und Saxophon begleitet.
Ensemble
Ab 1997 treten die GAUwahnen in konstanter Besetzung auf: neben Erhard Jöst gehören Alexandra Müller-Kilgus, Eva Schwindt-Läpple und Niklas Albrecht dem Ensemble an.
Auszeichnungen
- 2005: Theaterverein der Stadt Heilbronn: Kilianpreis
- 2012: Kleinkunstpreis der Stadt Aschersleben für Erhard Jöst
- 2013: Goldener Misthaufen
Programme
- Chaos Regional (1988)
- GAUfahrt (1989)
- Alles lacht den Räten (1990)
- Jubilieren und satiren (1991)
- PFAUereien (1992)
- Über(s) Leben (1993)
- Kaufrausch (1994)
- Seid auf der Hut (1995)
- Der Große Lauschangriff (1996)
- GAUwahnen-Gala, Qual der Wahl (1998)
- Wenn bei Capri...Italien-Revue (1999)
- So schön war die Zeit! Deutschland-Revue (2000)
- www.wahnsinn.de (2001)
- Wir ampeln (2002)
- Bombenstimmung (2003)
- Schnäppchenjagd (2005)
- Der große Ruck (2006)
- PISAGEN (2008)
- Nachschlag (2010)
- Bohnen und Viagra; EUROPiraten (2012)
- Bundesgartenzwerge (2013)
- Über Wachung (2015)
- Schöne Miss Wirtschaft (2016)
- Zusammen hundert (2017)
- Oben bleiben! (2018)
Diskografie
CDs
- Kraft und Leben! Die GAUwahnen präsentieren Ludwig Pfau, scb-music 2002, SDD 10503
- www.wahnsinn.de, scb-music 2003, SDD 10504
- Viagra im Glas, scb-music 2005, SDD 10506
- Geklonte Bohnen, scb-music 2009, SDD 10779
DVDs
- Bombenstimmung, 2003 (DVD Video – PAL – Stereo)
- Schnäppchenjagd, 2005 (DVD Video – PAL – Stereo)
Literatur
- Erhard Jöst: GAUerkundung. Satirische Streifzüge. Geschichten – Gedichte – Lieder. Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 1990, ISBN 978-3-88099-626-7.
- Erhard Jöst: Steinerweichend schlecht – Ein Kabarett unter der Presse. Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 1992, ISBN 978-3-88099-633-5, S. 126.
- Erhard Jöst: Kultus und Spott. Provinzpossen und Schulsatiren. Akademischer Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 978-3-88099-639-7, S. 120.
- Erhard Jöst, Eckhard Lück: Auf die Bühne, fertig, los! Die kleine Theater- und Kabarett-Werkstatt. AOL-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-89111-078-2.
- Erhard Jöst: Blauer Trost – Gedichte. Freiheitsbaum edition Spinoza, Reutlingen 2001, ISBN 978-3-922589-60-0, S. 120.
- Klaus Budzinski, Reinhard Hippen: Metzler Kabarett-Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar 1996, ISBN 978-3-476-01448-1, S. 511.
Weblinks
Einzelnachweise
- Südwestpresse vom 6. Oktober 1987
- Des Lehrers Hymnen-Persiflage und ihre Folgen, Stuttgarter Zeitung vom 9. September 1987, Der Minister und der Volksverhetzer, Stuttgarter Zeitung vom 12. März 1991, Schauder vor solchem Volksverhetzer, Heilbronner Stimme vom 5. April 1991.
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