Fusion Festival
Das Fusion Festival (Aussprache: ['fjuːʒən], auch kyrillisch geschrieben: ФУЗИОН) ist ein deutsches Musikfestival mit kultureller Begleitung wie Theater, Kunstinstallationen und Performance-Kunst.
Es findet seit 1997 jährlich im Sommer auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Lärz nahe dem See Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) statt und erstreckt sich meist über vier Tage (Donnerstag bis Sonntag) mit inzwischen rund 70.000 Besuchern. Der Vorgänger des Festivals hieß „U-Site-OA“ und fand 1996 mit ca. 800 Gästen statt.[1] Träger des Festivals ist der 1999 gegründete Kulturkosmos Müritzsee e. V.
Konzept
Das Ziel der Fusion ist den Veranstaltern zufolge „Ferienkommunismus“. Fernab der Gesellschaft soll eine Parallelgesellschaft entstehen, die frei von Zwängen und Kontrollen sein soll. Die Veranstalter legen nach eigenen Angaben großen Wert auf gegenseitige Toleranz sowie eine umweltschonende und unkommerzielle Ausrichtung des Festivals. Es gibt keine Großsponsoren und keine Werbung auf dem Festivalgelände. Auf dem Festivalgelände werden ausschließlich vegetarische und vegane Speisen angeboten.
Aufgrund dieser Positionierung und der Avantgarde-Kunst wird die Fusion mitunter auch als europäisches „Burning Man Festival“ bezeichnet.[2][3][4] Auch Installationen vom Burning Man waren bereits auf der Fusion zu sehen, etwa „Charon“ von Peter Hudson.[5]
Musik
Das Programm umfasst beinahe den gesamten Bereich der elektronischen Musik, wie Minimal, Techno, House, Drum and Bass, Dubstep, Breakbeat, Dub, (Progressive) Trance und Goa. Geboten werden jedoch auch Hip-Hop, Jazz, Liedermaching, Rock, Punk, Metal, Polka, Ska und Reggae sowie Dancehall, in geringerem Umfang auch Klezmer und speziellere Musikrichtungen wie finnischer Tango und andere Live-Musik. Hinzu kommt ein vielfältiges Theater-, Kabarett-, Hörspiel- und Kinoprogramm, sowie Performances und Live-Installationen.
Veranstaltungsgelände
Der Flugplatz Lärz wurde 1993 von der russischen Armee verlassen. Das Gelände wurde am 30. April 2003 von dem Verein Kulturkosmos Müritzsee e. V. gekauft.[6] Auf dem Gelände stehen zwölf ehemalige Flugzeughangars, die mit Rasen bewachsen sind. Als grüne Hügel geben sie dem Gelände einen unverwechselbaren Charakter und ermöglichen auch bei schlechtem Wetter ein umfangreiches Programm. Eine bauliche Trennung zwischen Camping- und Festivalgelände gibt es nicht. Laut Vereinsvorstand Martin Eulenhaupt mussten die Außenzäune aufgrund von „mehreren tausend Ticketlosen“, die 2013 die Zäune überkletterten, verdoppelt werden.[7]
- Blick vom Hangar Richtung Turmbühne, 2014
- Eine Bühne bei Nacht, 2013
- Trancefloor, 2014
- Begehbare Installation, 2015
Entwicklung
Besucherzahlen
Die Anzahl der Besucher lag nach offiziellen Angaben im Jahr 2013 bei 62.500 (ohne ca. 8000 Freikarten und Sonntagstickets). Seit 2010 werden die Tickets limitiert und nur im Vorverkauf vertrieben und seit 2012 ausschließlich im Losverfahren verkauft.
Jahr | Besucher |
---|---|
2004 | 15.000 |
2005 | 22.000 |
2006 | 30.000 |
2007 | 34.000 |
2008 | 45.000 |
2009 | 60.000 |
2010 | 53.000 |
2011 | 55.000 |
2012 | 55.000 |
2013 | 70.000 |
2014 | 70.000[8] |
2015 | 70.000 |
2016 | 70.000[9] |
2018 | 70.000[10] |
Kontroverse um Sicherheitskonzept 2019
Seit 2013 wird ein Sicherheitskonzept verlangt, um eine Genehmigung für die Veranstaltung zu erhalten. Anfang Mai 2019 gab der Präsident des Polizeipräsidiums Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern, Nils Hoffmann-Ritterbusch, bekannt, dass das Sicherheitskonzept des Festivals nicht den neuen polizeilichen Anforderungen genüge. Unter anderem gebe es keinen ausreichenden Flucht- und Rettungswegeplan. Zudem müsse eine Polizeiwache auf dem Gelände eingerichtet werden. Das Kompromissangebot der Festivalveranstalter einer Wache neben dem Gelände lehnte er ab.[11] Das bereits zwei Monate zuvor erstellte Einsatzkonzept der Polizei für das Festival sah Räumpanzer, Wasserwerfer und bis zu 1000 Beamte mit „Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten“ sowie „Technische Maßnahmen Öffnen und Lösen“ vor.[12] Die Veranstalter starteten einen Aufruf, den innerhalb weniger Tage über 130.000 Menschen unterzeichneten.[13] Nachdem Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier einschritt und die Veranstalter ein neues Sicherheitskonzept vorlegten, wurde das Festival genehmigt. Eine Wache sollte wie in den Vorjahren direkt am Festgelände stationiert werden; die Beamten sollten anlassbezogen ungehindert Zugang auf das Gelände erhalten.[14]
Absage des Festivals 2020 und 2021, Plan:et C
Am 9. April 2020 gaben die Veranstalter bekannt, das für den Sommer geplante Festival aufgrund der COVID-19-Pandemie abzusagen. Nach Veranstalterangaben war das Festival mit rund 70 000 Tickets bereits ausverkauft.[15][16]
Für 2021 wurde geplant das Fusion Festival auf zwei Wochenenden mit je 35 000 Besuchern aufzuteilen. Jedoch wurde den die Veranstaltungen im Mai 2021 aufgrund der anhaltenden Pandemie erneut abgesagt.[17] Gleichzeitig mit der Absage gaben die Veranstalter bekannt, dass im Spätsommer ein auf drei Wochenende aufgeteiltes Festival mit je 10 000 Besuchern auf demselben Gelände stattfinden soll.[18] Diese Veranstaltungen tragen den Namen Plan:et C und werden mit einem zeitlich verkürzten und auf weniger Bühnen reduziertem Programm stattfinden.[19] Der erste Termin vom 20.–23. August wurde von den Behörden genehmigt und konnte wie geplant durchgeführt werden, für die weiteren zwei Veranstaltungen stehen die Genehmigungen noch aus.[20]
Gesellschaftliches Engagement
Der Verein Kulturkosmos Müritz fördert Jugendkulturprojekte[21] und Schulprojekte in Kooperation mit den angrenzenden Gemeinden.[22]
Er erwarb ein 1,8 Hektar großes Grundstück an der Gaarzer Straße in Lärz. Einen 2500 Quadratmeter großen Teil des Grundstücks verschenkte er im Dezember 2018 an die Gemeinde, damit diese darauf eine Kita errichten kann, da das bisherige Gebäude einem Neubau weichen müsse.[23]
Weblinks
- Offizieller Webauftritt
- Jan Freitag: Fusion ist Programm. In: Die Zeit. 25. Juni 2009.
Einzelnachweise
- Fusion-Festival in Lärz – Gürteltier im Festumzug. In: Deutschlandfunk Kultur. (deutschlandfunkkultur.de [abgerufen am 22. Mai 2018]).
- fest300.com (Memento vom 2. April 2016 im Internet Archive), Much like Burning Man, Fusion is a polarizer and not for everyone
- schoenhaesslich.de (Memento vom 23. Juli 2017 im Internet Archive), Das ganze erinnert ziemlich stark an das Burning Man, welches jährlich in Nevada stattfindet
- 10 Alternativen zum „Burning Man Festival“. In: virtualnights.com, 5. März 2014, abgerufen am 28. September 2014.
- Wüstengeflüster (Memento vom 19. August 2017 im Internet Archive), Eines der spektakulärsten Kunstwerke von Burning Man 2011 wird in 2012 auf dem Fusion Festival zu sehen sein: Charon von Peter Hudson. 29. Mai 2012.
- Johanna Ickert: Der Kulturkosmos Müritz: Sozialkapital, Placemaking und Local Governance als Entwicklungsfaktoren in ländlich-peripheren Regionen Ostdeutschlands. VDM Verlag Dr. Müller, 2009, ISBN 978-3-639-12354-8, S. 168 (Online (Memento vom 14. September 2015 im Internet Archive)).
- Elke Enders: Ohne Karte keine Chance beim Fusion-Festival. In: Nordkurier. 22. Juni 2014, abgerufen am 5. Juli 2014.
- Vanessa Kopp: 70 000 Gäste bei Fusion-Festival. In: Ostsee-Zeitung. 29. Juni 2014, abgerufen am 5. Juli 2014.
- Fusion 2016: 70.000 Fans elektronischer Musik in MV. Ostsee-Zeitung, 4. Juli 2016, abgerufen am 30. Juli 2016.
- dpa/mv: „Fusion“- gestartet: 70 000 Gäste erwartet. (Nicht mehr online verfügbar.) Ostsee-Zeitung, 27. Juni 2018, archiviert vom Original; abgerufen am 5. Juli 2018.
- Frida Thurm: Machtprobe an der Müritz. In: Die Zeit. 8. Mai 2019, abgerufen am 25. Mai 2019.
- Christoph Twickel: Streit über Polizisten beim Fusion-Festival. Ohne Wasserwerfer feiert es sich besser. In: Spiegel Online. 28. Mai 2019, abgerufen am 8. Juni 2019.
- Erklärung und Aufruf zum Mitzeichnen. In: kulturkosmos.de.
- mal/dpa: Nach Streit über Polizisten – Fusion-Festival kann stattfinden. In: Spiegel Online. 29. Mai 2019, abgerufen am 8. Juni 2019.
- Süddeutsche Zeitung: „Fusion“-Festival fällt 2020 wegen Corona-Krise aus. Abgerufen am 9. April 2020.
- - Auch das „Fusion“-Festival fällt aus. Abgerufen am 9. April 2020 (deutsch).
- „Fusion“-Festival wegen Corona erneut abgesagt. Abgerufen am 24. August 2021 (deutsch).
- Jetzt doch: „Fusion“-Festival soll im Spätsommer stattfinden. Abgerufen am 24. August 2021 (deutsch).
- Plan:et C. Abgerufen am 24. August 2021 (deutsch).
- NDR: Pangea und Planet C: So verlief das Festival-Wochenende. Abgerufen am 24. August 2021.
- Detail. In: Kulturstiftung des Bundes. Abgerufen am 31. Dezember 2018.
- Jugendarbeit von Kulturkosmos Müritzsee. Abgerufen am 31. Dezember 2018.
- Susann Salzmann: Neue Kita: Fusion-Verein schenkt Lärz ein großes Grundstück. In: Nordkurier. 21. Dezember 2018, abgerufen am 8. Juni 2019.