Fulgurit
Fulgurite (von lat. fulgur, „Blitz“), auch Blitzverglasung, Blitzsinter, Blitzröhren, sind durch Blitzeinschlag im Gestein oder Sand entstandene Röhren.
Beschreibung
Durch die beim Einschlag entstehenden Temperaturen von bis zu 30.000 °C verglasen die Wandungen durch Aufschmelzung des Gesteins. Die Röhren messen etwa 2 cm im Querschnitt und sind oft mehrere Meter lang. Häufig verzweigen sich die Enden. Nach den vom Blitz getroffenen Gesteinen werden Sand- und Felsfulgurite unterschieden. In Fulguriten wurden relativ seltene Minerale und chemische Verbindungen nachgewiesen, wie zum Beispiel das Mineral Lechatelierit, das ansonsten nur in Tektiten und Impaktgläsern gefunden wurde. War der Sand mit organischen Stoffen vermengt, können auch Fullerene entstehen, die in der Natur sonst sehr selten vorkommen.
Abgrenzung
Als Pseudofulgurite bezeichnet man gelegentlich ähnlich aussehende röhrenartige Gebilde, die aber auf andere Ursachen zurückgehen (zum Beispiel bioturbate Spuren wie etwa Grabbauten von marinen Krebstieren). Diese Strukturen werden Bioturbaturen genannt. Zuweilen werden röhrenförmige Sinter- und Erosionserscheinungen mit Fulguriten verwechselt, wie die sogenannten „Blitzröhren“ von Battenberg.
Unter dem Namen Fulgurit werden in der Baustoffindustrie auch Baustoffe der Fulgurit-Werk Luthe, etwa Dachplatten, vertrieben. Asbestbaustoffe werden unter dem Markennamen nicht mehr hergestellt.
Geschichte
Im Jahr 1817 wurden Gestalt und mineralogisch-physikalische Eigenschaften von Blitzröhren ausführlich beschrieben. Ihre Entstehung durch Blitzschlag wurde nach Erörterung anderer möglicher Ursachen als gesichert angesehen, bekannte Funde wurden angeführt und Eigenschaften der Fundorte erklärt. Der Verfasser des wissenschaftlichen Artikels[1] hatte selbst die „bekannte Sandwüste“ Senne mit dem Entdecker, dem lippischen Oekonomen Hentzen, durchstreift und beschreibt lebhaft die eigenen Funde und deren Präparation. Die Objekte seien zuerst in Deutschland und zwar in der Senne von dem genannten Laien entdeckt und von ihm als Blitzröhren im Jahr 1805 bekannt gemacht worden.[2]
Literatur
- Echterling: Ueber die Ausgrabung zweier Blitzröhren bei Augustdorf, und Beschreibung derselben, nebst einigen dadurch veranlaßten Bemerkungen über die Wirkung der Blitzschläge überhaupt. In: Rudolph Brandes und Moritz Leopold Petri (Hrsg.): Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl (6. Jahrgang). Hefte 29 und 30. Meyersche Hofbuchhandlung, Lemgo 1841, S. 465 ff.
- Karl Gustav Fiedler: Ueber die Blitzröhren und ihre Entstehung. In: Annalen der Physik, Kapitel III. Band 61, 1819, S. 235 ff.
- Fulgurit. In: Lexikon der Geowissenschaften Band 2. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 2001, ISBN 3-8274-0423-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Karl Gustav Fiedler: Ueber die Blitzröhren und ihre Entstehung. In: Annalen der Physik. 55, 1817, S. 121–164, doi:10.1002/andp.18170550202. Zwei beigegebene Tafeln enthalten Kupferstiche von Blitzröhren aus der Senne – teils mit Verzweigungen.
- Johann Karl Wilhelm Voigt: Nachricht von den Blitzröhren. Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde 10 (1805) 491-495. Röhren dieser Art seien bereits früher beschrieben, aber ihre Entstehung nicht auf Blitze zurückgeführt worden.