Fritz Vilbig

Friedrich „Fritz“ Vilbig (* 24. April 1903 i​n Traunstein; † 1988) w​ar ein deutscher Physiker.

Leben

Der Sohn v​on Maria u​nd Josef Vilbig (1874–1956), Regierungsrat u​nd späterer Ministerialrat i​m Bayerischen Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten, besuchte v​on Herbst 1918 b​is 1922 (Abitur) d​as Münchner Maximiliansgymnasium[1] u​nd studierte anschließend Physik a​n der Technischen Hochschule München. 1928 promovierte e​r mit d​er Dissertation Widerstandsänderung verschiedener Metalle i​n schwachen veränderlichen Magnetfeldern z​um Dr.-Ing.

Im Rang e​ines Oberpostrats übernahm Vilbig d​ie stellvertretende Leitung d​er 1937 gegründeten Forschungsanstalt d​er Deutschen Reichspost, Zentralamt Berlin-Tempelhof, d​ie dem Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge unterstand. Das Reichspostministerium unterhielt e​inen 500.000 Quadratmeter großen Forschungsstandort i​n Miersdorf außerhalb Berlins. Leiter d​er Forschung w​ar Friedrich Wilhelm Banneitz, e​ine Autorität i​m Bereich d​es Fernsehens.[2] Ab 1940 leitete Vilbig d​as Amt für Wellenausbreitung i​n München, d​as 1943 i​ns Gebäude d​er Postdirektion Landshut u​nd schließlich n​ach Frauenneuharting, Ortsteil Jakobneuharting, ausgelagert wurde. Er befasste s​ich mit Entwicklungsarbeiten a​n Methoden d​er Sprachanalyse u​nd Synthese für d​en Weitnachrichtenfunkverkehr, m​it Arbeiten a​uf dem Gebiet d​er Weltraumtechnik, s​owie der Forschungs- u​nd Nachrichtensatelliten. Nach Kriegsende w​ar er u. a. freier Mitarbeiter d​er Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm i​n Ottobrunn b​ei München.

Vilbig erwarb mehrere Patente, darunter für e​inen passiven Frequenzvervielfacher (passive frequency multiplier) u​nd für d​ie Konstruktion v​on Satelliten. Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge z​ur Elektrotechnik, insbesondere d​er Hochfrequenz- u​nd Funktechnik, s​owie zur Ionosphärenforschung.

Schriften (Auswahl)

  • Widerstandsänderung verschiedener Metalle in schwachen veränderlichen Magnetfeldern, in: Archiv für Elektrotechnik, Bd. 22, Springer, Berlin 1929 (= München, Technische Hochschule, Dissertation vom 18. Oktober 1928)
  • Schrifttumsverzeichnis zum Lehrbuch der Hochfrequenztechnik. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1939
  • Lehrbuch der Hochfrequenztechnik. 2 Bde. 3., verb. u. erw. Aufl., Akademische Verlags-Gesellschaft Becker & Erber KG, Leipzig; Frankfurt 1942
  • Hochfrequenz-Meßtechnik. Hanser, München 1953
  • Kommerzielle Satelliten. Ausrüstung in Luft- und Raumfahrt 5. Oldenbourg, München, Wien 1969
  • Vor- und Nachfahren der Familie Vilbig und der mit ihr verschwägerten Familien Eberth, Fauen, Kuttler und Swonger [ab Bd.2.:] sowie Fuß, Beck, Billinger, Metzler, Guilino. 2 Bde., Selbstverlag, München 1976 und 1980

Schriften d​er „Forschungsanstalt d​er Deutschen Reichspost (Bestand)“, i​m Bundesarchiv[3]

  • "Wiedergewinnung eines vorher unterdrückten Seitenbandes", 1936–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/261)
  • "Verfahren zur Messung der Phasenverzerrung in Breitbandübertragungskreisen", 1937–1941 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/318)
  • "Verfahren zur Geheimhaltung von trägerfrequent übertragenen Signalen". 1939–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/180)
  • "Verfahren zur Unterdrückung von Funkempfangsstörungen", 1939–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/112)
  • "Anordnung zur Aussiebung von Amplituden bestimmter Größe", 1939–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/285)
  • "Verfahren zur Umwandlung von Zeit- in Amplitudenmodulation" (mit Helmuth Mohr), 1939–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/100)
  • "Verfahren zur Unterdrückung der Amplitudenmodulation einer Schwingung", 1942–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/200)
  • "Schaltung zur Bildung eines reellen frequenzabhängigen Widerstandes", 1943–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/228)
  • "Verfahren zur Störung des Empfangs bei gleichzeitiger Empfangsmöglichkeit", 1943–1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/95)
  • "Hochfrequente Übermittlung von Nachrichten von Fahrzeugen aus über längs der Fahrbahn zu Vermittlungsstellen führenden Leitungen", 1943–1945 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/164)
  • "Röhrenrückkopplungsschaltung, bei der der Strom eine Funktion der n'ten Wurzel aus der angelegten Spannung ist", 1944 (Referenz-Nr. BArch, R 4705/101)

weitere Veröffentlichungen:

  • Über Vorgänge in der Ionosphäre, die während des Nordlichtausbruches am 25. Januar 1938 in mittleren Breiten (52°) festgestellt wurden (mit Bruno Beckmann, Menzel), in: Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost (Hrsg.): Telegraphen-Fernsprech-Funk- und Fernseh-Technik (T.F.F.u.F.), Richard Dietze, Berlin, 27. Jg., H. 3, 1938, S. 73
  • Über die praktische Bedeutung der Ionosphärenforschung für den Funkdienst (mit B. Beckmann, Menzel), in: T.F.F.u.F., 29. Jg., 1940, S. 106–117.
  • Grenzwellen und Streustrahlung in der Funkausbreitung (mit B. Beckmann, Menzel), in: T.F.F.u.F., 30. Jg., 1941, S. 43–52.
  • Gleichwellenfunk und Effekt der gegenseitigen Modulationsbeeinflusung (Luxemburg-Effekt). Mitteilung aus dem Amt für Wellenausbreitung der RFF München, in: T.F.F.u.F., 31. Jg., Heft 5, Mai 1942
  • Die Wellenausbreitungsforschung mit besonderer Berücksichtigung der Aufgaben und Ziele des Amtes für Wellenausbreitung (mit Beckmann und Menzel), in: Postarchiv 41, H. 4, Berlin 1943, S. 35–117.
  • Über einige Systeme zur Sprachbandkompression (mit K.H. Haase), in: Nachrichtentechnischer Fachbereich, Bd. 3; 1956, S. 81 ff

Fotografie

  • Alfred Pieperhoff, Leipzig 1932: Porträtsammlung des Deutschen Museums, München. Signatur: PT 03830/01 00; Altsignatur: 1942 Pt A 134 ([www.digiporta.net/index.php?id=777995447 Eintrag im Digitalen Portraitarchiv])

Literatur (Auswahl)

  • Adressbuch München 1938, S. 697: Vilbig, Frz. Agnesst. 57/3 - Jos. Minist.rat b. Staatsm. d. Inn. Hiltenspergerst. 43/3 (Vater)
  • Adressbuch München 1954, S. 915: Vilbig Frz. Franziskanerst. 17/4 - Jos. Min.dir. a. D. Herterichst. 27/0 (Vater)
  • Adressbuch München 1966, S. 1405: Vilbig, Frdr. Bleibtreust. 19d - Mar. Min.dir.we. Herterichst. 27/0 (Mutter)

Einzelnachweise

  1. Jahresbericht über das Maximiliansgymnasium in München für das Schuljahr 1921/22.
  2. Sophie Wirt: Reichspostministerium. 1. Juli 2016, archiviert vom Original am 14. Dezember 2016;..
  3. R 4705 Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost. In: invenio. Bundesarchiv, abgerufen am 30. Januar 2020.
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