Fritz B. Simon

Fritz B. Simon (* 27. Oktober 1948 i​n Siegen) i​st ein deutscher Psychiater, Psychoanalytiker, Familientherapeut u​nd eine Gründerpersönlichkeit. Er h​at wesentlichen Anteil a​n der Einführung d​er systemischen Therapie d​er Palo Alto-Gruppe u​nd der Mailänder Gruppe i​n den deutschsprachigen Raum. Er zählt n​eben Helm Stierlin u​nd Gunthard Weber z​u den Begründern d​er Heidelberger Schule. Sein gegenwärtiger Schwerpunkt l​iegt in Forschung u​nd Lehre z​ur systemischen Therapie u​nd Beratung.

Leben

Fritz B. Simon studierte Medizin u​nd Soziologie u​nd machte z​udem eine Ausbildung z​um Psychiater u​nd Psychoanalytiker. Von 1982 b​is 1989 w​ar er leitender Oberarzt d​er Abteilung für psychoanalytische Grundlagenforschung u​nd Familientherapie d​er Universität Heidelberg. Er gründete 1983 d​ie Internationale Gesellschaft für systemische Therapie (IGST). Seine Habilitation i​m Bereich Psychosomatik u​nd Psychotherapie erfolgte 1987 a​n der medizinischen Fakultät d​er Universität Heidelberg.

Im Jahr 1989 gehörte Simon z​u den z​ehn Gründern d​es Carl-Auer-Verlages i​n Heidelberg. 1990 w​ar er a​n der Gründung u​nd am Aufbau d​es Heidelberger Instituts für systemische Forschung, Therapie u​nd Beratung beteiligt. Von 1999 b​is 2004 w​ar Fritz B. Simon Professor für Führung u​nd Organisation a​m Wittener Institut für Familienunternehmen d​er wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät d​er Universität Witten/Herdecke. Seit 2004 i​st er d​ort weiterhin a​ls außerplanmäßiger Professor assoziiert.

In d​en Jahren 2005, 2007 u​nd 2009 w​urde Fritz B. Simon d​urch die Zeitschrift Personalmagazin z​u einem d​er „40 führenden Köpfe i​m Personalwesen“ gewählt. Heiko Kleve bezeichnet i​hn als e​inen der „bedeutendsten u​nd innovativsten systemischen Therapeuten u​nd Theoretiker.“[1]

Gründungen

  • Die Internationale Gesellschaft für systemische Therapie (IGST) wurde 1985 mit dem Ziel gegründet, das systemische Denken und Handeln weiterzuentwickeln, zu vermitteln und es in unterschiedlichen psychosozialen Kontexten umzusetzen. Grundlagen der Weiterbildung bilden die systemische Theorie und Praxis der Heidelberger Schule, die sich in den 80er Jahren an der Abteilung für psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg in fachlicher Zusammenarbeit mit dem Centro per lo Studio e Terapia della famiglia in Mailand und dem Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto/Kalifornien entwickelt hat. Die IGST ist Gründungsmitglied der Systemischen Gesellschaft, dem deutschen Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V.
  • Der Carl-Auer Verlag gilt als der wichtigste deutschsprachige Verlag für systemische Therapie und Beratung sowie für Hypnotherapie. Seit 1989 werden neue Erkenntnisse des systemischen Denkens aus der ganzen Welt veröffentlicht. Die Gründer waren zehn Psychologen, Psychiater, Professoren, Lehrtherapeuten, Unternehmensberater und Philosophen in Heidelberg. Im Mittelpunkt standen von Beginn an Bücher für die tägliche Praxis von Systemischer Therapie und Beratung, Hypnotherapie, Management und Organisationsberatung, Sozialer Arbeit, Coaching und Supervision.
  • Simon, Weber and Friends. Die beiden Namensgeber, Gunthard Weber und Fritz B. Simon, gehören zu den Begründern der sog. Heidelberger Gruppe, sie arbeiten seit 1982 zusammen und waren maßgeblich an der Entwicklung der theoretischen und praktischen Grundlagen der Heidelberger Schule der systemischen Therapie und Beratung beteiligt.
  • Die Carl-Auer Akademie entwickelt, teils mit Kooperationspartnern, Formate für kontroverse und ideentreibende Begegnungen von Professionellen im erweiterten systemischen Feld und ermöglicht so unwahrscheinliche Kommunikation. Sie reichen von Think-Tanks, Systemischen Labors, Workshops über Symposien und Tagungen bis hin zu großen Kongressen. Wenn Meinungen aufeinander treffen, hat Gregory Bateson einmal sinngemäß formuliert, ist das keine Katastrophe, sondern eine Chance. Die Akademie bringt Menschen miteinander ins Gespräch, die sich sonst eher nicht treffen würden.

Schriften (Auswahl)

Als Autor:

  • Der Einfluss konstitutioneller Faktoren auf die Nervenleitgeschwindigkeit. 1972 (Dissertation, Universität Göttingen, 1973).
  • Die Sprache der Familientherapie: Ein Vokabular. Überblick, Kritik und Integration systemtherapeutischer Begriffe, Konzepte und Methoden. Klett-Cotta, Stuttgart 1984; 6. Auflage 2004.
  • Der Prozess der Individuation: Über den Zusammenhang von Vernunft und Gefühlen. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1984.
  • Klinische Epistemologie: Über den Zusammenhang von familiärer Interaktion, Kognition und psychosomatischer, manisch-depressiver und schizophrener Symptombildung. 1987 (Habilitationsschrift, Universität Heidelberg, 1987).
  • Unterschiede, die Unterschiede machen: Klinische Epistemologie: Grundlage einer systematischen Psychiatrie und Psychosomatik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988; 2. Auflage 1995.
  • Meine Psychose, mein Fahrrad und ich: Zur Selbstorganisation der Verrücktheit. Auer, Heidelberg 1990; 10. Auflage 2004.
  • mit Conecta-Autorengruppe: Radikale Marktwirtschaft : Verhalten als Ware oder wer handelt, der handelt. Auer, Heidelberg 1992; 5. Auflage 2005.
  • Die andere Seite der Gesundheit: Ansätze einer systemischen Krankheits- und Therapietheorie. Auer, Heidelberg 1995; 3. Auflage 2012.
  • Die Kunst, nicht zu lernen und andere Paradoxien in Psychotherapie, Management, Politik … Auer, Heidelberg 1997; 4. Auflage 2007.
  • mit Christel Rech-Simon: Zirkuläres Fragen: Systemische Therapie in Fallbeispielen. Ein Lernbuch. Auer, Heidelberg 1999; 9. Auflage 2012.
  • Tödliche Konflikte: Zur Selbstorganisation privater und öffentlicher Kriege. Auer, Heidelberg 2001; 2. Auflage 2004.
  • Zwischen Couch & Einwegspiegel: Systemisches für Psychoanalytiker – Psychoanalytisches für Systemiker. Ein Gespräch. Auer, Heidelberg 2001.
  • mit Gunthard Weber: Vom Navigieren beim Driften: „Post aus der Werkstatt“ der systemischen Therapie. Auer, Heidelberg 2004; 4. Auflage 2012.
  • Gemeinsam sind wir blöd!? Die Intelligenz von Unternehmen, Managern und Märkten. Auer, Heidelberg 2004; 3. Auflage 2009.
  • mit Rudolf Wimmer, Torsten Groth: Mehr-Generationen-Familienunternehmen: Erfolgsgeheimnisse von Oetker, Merck, Haniel u. a. Auer, Heidelberg 2005.
  • mit Gunthard Weber, Gunther Schmidt: Aufstellungsarbeit revisited … nach Hellinger? Auer, Heidelberg 2005.
  • Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus. Auer, Heidelberg 2006.
  • Einführung in die systemische Organisationstheorie. Auer, Heidelberg 2007.
  • mit Christel Rech-Simon: Survival-Tipps für Adoptiveltern. Auer, Heidelberg 2008.
  • Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie. Auer, Heidelberg 2009.
  • Einführung in die Systemtheorie des Konflikts. Auer, Heidelberg 2010.
  • mit Margarete Haaß-Wiesegart, Zhao Xudong: „Zhong-de-ban“ oder: Wie die Psychotherapie nach China kam: Geschichte und Analyse eines interkulturellen Abenteuers. Auer, Heidelberg 2011.
  • Einführung in die Theorie des Familienunternehmens. Auer, Heidelberg 2012.
  • Wenn rechts links ist und links rechts: Paradoxiemanagement in Familie, Wirtschaft und Politik. Auer, Heidelberg 2013.
  • Einführung in die (System-)Theorie der Beratung. Auer, Heidelberg 2014.
  • mit Heiko Kleve und Steffen Roth: Lockdown: Das Anhalten der Welt. Debatte zur Domestizierung von Wirtschaft, Politik und Gesundheit. Heidelberg 2020.

Als Herausgeber:

  • mit Gunthard Weber: Geist or Ghost. Merkwürdige Begegnungen. Carl Auer, Heidelberg 1990.
  • Lebende Systeme: Wirklichkeitskonstruktionen in der systemischen Therapie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997.
  • Die Familie des Familienunternehmens: Ein System zwischen Gefühl und Geschäft. Auer, Heidelberg 2002; 3. Auflage 2011 (auch Hauptautor).
  • mit Dirk Baecker und Peter Krieg: Terror im System: Der 11. September 2001 und die Folgen. Auer, Heidelberg 2002.
  • Vor dem Spiel ist nach dem Spiel: Systemische Aspekte des Fußballs. Auer, Heidelberg 2009.

Einzelnachweise

  1. Heiko Kleve: Fritz B. Simons klinische Epistemologie – oder: Über die Verrücktheit, nach logischen Regeln zu leben, in Der Zirkel des Talos. Gespräche mit Systemischen TherapeutInnen; Aachen (1999), Heinz J. Kersting (Hrsg.)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.