Friedrich Wirth (Unternehmer)
Israel Friedrich Wirth (* 17. April 1806 in Stuttgart; † 22. Dezember 1883 in Stuttgart) war ein deutscher Möbelfabrikant in Stuttgart, Königlich Württembergischer Hofebenist und Pionier des Hopfenanbaus in Tettnang.
Leben
Stuttgart
Israel Friedrich Wirth, Rufname Friedrich, wurde am 17. April 1806 in Stuttgart geboren. Sein Vater war der Schreinerobermeister[1] Johann Israel Wirth († vor 1839), seine Mutter war Johanne Friederike Link († vor 1855). Die Familie wohnte in Stuttgart im eigenen Haus in der Kanalstraße 22 beim Charlottenplatz. Wirth wurde Schreinermeister und Ebenist (Kunstschreiner). Ab 1844 betrieb er eine Möbelfabrik in eigenen Gebäuden in der Kanalstraße 20 und 22. 1857 wurde er zum Königlich Württembergischen Hofebenisten ernannt. Um 1860 verkaufte er die Häuser Kanalstraße 20 und 22 und kaufte in der Nähe das Haus Charlottenstraße 21 und als Firmensitz die Häuser Gaisburgstraße 2 und 4. Ab 1864 firmierte seine Fabrik als „F. Wirth Söhne Möbel- und Parquetbodenfabrik und Dampfsägerei“ mit seinem Sohn Wilhelm Wirth als Teilhaber. Als dieser 1866 ebenfalls zum Hofebenisten ernannt wurde, firmierte die Fabrik als „F. Wirth Söhne Hofebenisten, Möbel- und Parquetbodenfabrik“. Ab 1879 trat Carl Treiber als weiterer Teilhaber hinzu. An seine Stelle trat 1883 Bruno Fleischer als Teilhaber.[2]
Tettnang
1866 erwarb Wirth das nördlich der württembergischen Stadt Tettnang gelegene Gut Kaltenberg, behielt aber seine Wohnung in Stuttgart bei. Fasziniert von der Hopfenkultur in Tettnang, schenkte er dem Hopfen erstmals wissenschaftliche Aufmerksamkeit; er brachte die Bauern vor Ort dazu, den Hopfenanbau in ihren Betrieben einzuführen. Im großen Trockenhaus seines Guts Kaltenberg, der so genannten „Hopfenburg“, wurde der Hopfen auf Hurden an der Luft getrocknet.[3]
1882 verkaufte Wirth das Gut Kaltenberg und zog sich nach Stuttgart zurück, wo er an 22. Dezember 1883 im Alter von 77 Jahren verstarb. Seine Frau überlebte ihn um 18 Jahre und starb 1901 im Alter von 85 Jahren. Wirth und seine Frau wurden in Stuttgart auf dem Fangelsbachfriedhof bestattet.[4] Die Grabstätte ist aufgelöst.
Familie
Israel Friedrich Wirth heiratete 1838 in Stuttgart Wilhelmine Wörnle (1816–1901), eine Tochter des Huf- und Waffenschmieds Wilhelm Gabriel Wörnle und seiner Frau Auguste Rosine Kraus. Aus der Ehe gingen 3 Söhne und 2 Töchter hervor:[5]
- Wilhelm Wirth (1837–1917) war ab 1864 Teilhaber der Möbelfabrik seines Vaters. Als er 1866 wie sein Vater zum Hofebenisten ernannt wurde, firmierte die Fabrik als „F. Wirth Söhne Hofebenisten, Möbel- und Parquetbodenfabrik“. 1893 wurde Wilhelm Wirth zum Kommerzienrat ernannt.
- Carl Wirth († 1883) betrieb von 1867 bis 1873 mit Hermann Wagner in Stuttgart eine „Parquetbodenfabrik und Dampfsäge“.[6]
- Paul Wirth war ab 1872 Teilhaber der Möbelfabrik F. W. Brauer in Stuttgart.
- Marie Haug geb. Wirth (1838–1872) heiratete 1857 den Ratsschreiber, Gemeinderat und Rechtsanwalt Hermann Haug (1827–1875).
- Friederike Wirth († 1867) blieb unverheiratet.
Villa Wirth
1864 ließ Israel Friedrich Wirth in Stuttgart-Ost im Kanonenweg 36 (seit 1946 Haußmannstraße) auf einem leicht ansteigenden Grundstück von dem Werkmeister Carl Eitelbuß (1825–1872) ein Landhaus errichten.[7] Das zweistöckige, dreiachsige Gebäude hatte eine Grundfläche von 20 mal 12 Metern. Es war giebelständig und mit einem Satteldach eingedeckt. Die Hauptfassade war symmetrisch aufgeteilt. Die klare Gliederung wurde durch Rundbogenfenster im Erdgeschoß, Segmentbogenfenster im ersten Stock und umlaufende Gesimsbänder betont. Der seitlich angebaute, markante Treppenturm aus rustiziertem Mauerwerk ruhte auf einem quadratischen Grundriss und trug eine Dachterrasse mit einer Balustrade und dem Standbild eines Schwertträgers. 1900 wurde an der Straße vor der Villa der Froschbrunnen errichtet.
Nach dem Tod von Wilhelmine Wirth, die das Haus von ihrem Mann geerbt hatte, erwarb 1903 der Regierungsbaumeister Robert Schmid die Villa als Sommerhaus und erweiterte sie um einige Anbauten. Robert Schmid erbaute 1903/1904 in der Nachbarschaft der Villa Wirth die Villen Kanonenweg 34, 34A, 34B und 38, die zum Verkauf bestimmt waren. Nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wurde die Villa Wirth renoviert und später abgebrochen.[8] Die denkmalgeschützten Nachbarhäuser blieben erhalten.
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Froschbrunnen
Der zur Uhlandshöhe ansteigende Hang an der Haußmannstraße wurde 1900 durch eine an der Straße entlanggeführte Stützmauer abgestützt. Vor der Villa Wirth wurde in die Stützmauer eine oben offene, axial zum Treppenaufgang der Villa ausgerichtete Nische eingelassen. Die Nische wird von zwei Pfeilern flankiert und durch eine Balustrade abgeschlossen. In die Nische ist ein Brunnen eingebaut.
Über einer ovalen Wanne aus Granit erhebt sich der Brunnenstock mit einem wasserspeienden Bronzefrosch und einer Herme mit einer bronzenen Faunbüste. Der weinlaubbekrönten Faunbüste sind als Attribute eine Kürbisflasche und eine Panflöte beigegeben. Den Faun modellierte der Bildhauer Emil Kiemlen, die architektonische Komposition des Brunnens entwarf der Architekt Franz Cloos. Den Guss der Bronzefiguren besorgte die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen.[9] 1953 wurden die Bronzefiguren neu gegossen, 1990 wurde der Brunnen saniert.
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Ehrungen
- Wirth, der unter anderem die Gründung des Verschönerungsvereins Tettnang anregte, wurde auf Beschluss des Tettnanger Gemeinderats vom 28. Juni 1869 für seine Verdienste die Ehrenbürgerschaft verliehen.[10]
- Verleihung des württembergischen Friedrichsordens durch König Wilhelm I.[11]
- Zu Wirths Ehren ist in Tettnang die Israel-Friedrich-Wirth-Straße benannt.
Schriften
- Friedrich Wirth: Der Hopfenbau : eine gemeinfaßliche belehrende Darstellung der Cultur und Behandlung des Hopfens von der ersten Anlage bis zur Ernte und dem Trocknen nach eigenen Erfahrungen. Metzler, Stuttgart 1875. (2. Auflage 1877, pdf (ohne Tafeln).)
Literatur
- Israel Friedrich Wirth. online beim Förderkreis Heimatkunde Tettnang.
- Landhaus Wirth. In: Gebhard Blank: Stuttgarter Villen im 19. Jahrhundert. Eine Begleitschrift zur Ausstellung im Wilhelms-Palais vom 18. März – 16. August 1987. Stuttgart 1987, S. 32.
- Haußmannstr. 36. In: Christine Breig: Der Villen- und Landhausbau in Stuttgart 1830–1930. Ein Überblick über die unterschiedlichen Umsetzungen und Veränderungen des Bautypus Villa in Stuttgart. Stuttgart 2004, S. 237–239.
- Gemeinderat (Hrsg.): Chronik der Kgl. Haupt- und Residenzstadt Stuttgart 1900. S. 178, 179 (Froschbrunnen).
- Michael Goer: Die „Hopfenburg“ des Hofguts Kaltenberg – ein Wahrzeichen des Tettnanger Hopfenanbaus. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Band 16, 1987, S. 180–182, (pdf)
- Peter Heidtmann: Grünes Gold. 150 Jahre Hopfenbau in Tettnang. Senn, Tettnang 1994, ISBN 3-88812-167-1.
- Friedrich Wirth (Neue Tischlerei). In: Eduard Schmidt-Weissenfels: Zwölf Tischler : biographisch-novellistische Bilder. Abenheim, ca., Berlin 1881, S. 133–144.
- Gustav Wais: Stuttgarts Kunst- und Kulturdenkmale : 25 Bilder mit stadtgeschichtlichen, baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen. Kohlhammer, Stuttgart 1954, S. 61.
- Hermann Ziegler: Fangelsbach-Friedhof. Klett-Cotta, Stuttgart 1994, S. 98, 78.
Weblinks
Fußnoten
- Vorsitzender der Schreinerzunft in Stuttgart.
- #Ziegler 1994, Stuttgarter Adressbücher 1811–1915.
- #Heidtmann 1994.
- #Ziegler 1994.
- Stuttgarter Adressbücher 1811–1900, #Ziegler 1994.
- #Heidtmann 1994, S. 53.
- In #Blank 1987 wird irrtümlich Wilhelm Wirth als Bauherr angegeben.
- #Breig 2004, #Blank 1987.
- #Chronik 1900.
- #Heidtmann 1994, S. 35.
- #Schmidt-Weissenfels 1881, S. 142.