Frenulotomie
Der Begriff Frenulotomie (synonym Frenuloplastik) steht in der Medizin ganz allgemein für die operative Durchtrennung einer zwischen zwei Organteilen befindlichen Schleimhautfalte (Frenulum).
In der Urologie bezeichnet dieser Begriff in der Regel eine Operationstechnik, bei der beim Mann ein verkürztes Vorhautbändchen (Frenulum breve) quer durchtrennt und der anschließend bestehende Schleimhautdefekt längs vernäht wird.[1]
Mit einer urologischen Frenulotomie bei der Frau würde ein verkürztes Klitorisbändchen (Frenulum clitoridis) durchtrennt werden, das an der Unterseite der Klitoris von der kranialen Vereinigungsstelle der kleinen Schamlippen zur Glans clitoridis führt. Dieser Artikel bezieht sich jedoch nur auf den chirurgischen Eingriff beim Mann, da bei der Frau über die Funktion, anatomische Anomalien und gegebenenfalls chirurgische Korrekturen des Frenulum clitoridis bislang wenig[2] beziehungsweise nichts[3] bekannt ist.
Operationstechnik
Bei der Frenulotomie an erwachsenen Patienten wird zunächst eine örtliche Betäubung des Vorhautbändchens vorgenommen. Hierzu kann ein Lokalanästhetikum (Betäubungsmittel) eingespritzt oder eine betäubende Salbe aufgetragen werden.
Nach sorgfältiger Desinfektion und sterilem Abdecken wird die Arterie, die durch das Frenulum läuft, ober- und unterhalb des geplanten Schnittes abgebunden oder mit einer Klemme abgeklemmt, um starke Blutungen zu vermeiden. Danach wird mit einem Skalpell oder einer Schere das Frenulum eingeschnitten. Der nun entstandene Schnitt wird längs vernäht. Hierbei kommen selbstauflösende Fäden mit einer kurzen Auflösungszeit von normalerweise 10 Tagen zum Einsatz. Am Ende kann eine Salbe aufgetragen werden, die ein Verkleben verhindern und die Fäden geschmeidig halten soll.
Es kann auch nach der Desinfektion und einer örtlichen Betäubung das Frenulum mit einem „Strommesser“ durchtrennt werden. Dieses Messer trennt das Frenulum und verödet gleichzeitig die Blutgefäße. Die Operation findet in aller Regel ambulant statt.
Bei Kindern erfolgt der Eingriff in Narkose. Das Frenulum wird elektrochirurgisch oder nach bipolarer Koagulation mittels Schere durchtrennt. Bei stärkerer Ausprägung wird die Arterie zusätzlich abgebunden. Weitere Nähte sind nicht erforderlich.
- Zustand vor Frenulotomie (Bild 1; 2) und Heilungsverlauf nach chirurgischem Eingriff
- Vergleich vor (oben) und nach Frenulotomie (unten)
Nachbehandlung
Die Nachbehandlung besteht vor allem in regelmäßigem Salben und Reinigen. Eine mechanische Belastung sollte für drei Wochen vermieden werden. Auch körpertemperierte Kamillebäder von 10 bis 15 Minuten unterstützen die Heilung. Sie wirken leicht desinfizierend und helfen damit, Infektionen vorzubeugen. Eine Reinigung mit Seife sollte unbedingt vermieden werden.
Komplikationen
Komplikationen können Wundinfekte, Nachblutung und starke Narbenbildung sein. Bei zu tiefem Schneiden kann die Harnröhre verletzt werden, dieses ist jedoch extrem selten.
Seit dem Verbot für Fäden aus Catgut werden synthetische selbstauflösende Fäden verwendet. Diese lösen sich aber häufig nicht nach 10 Tagen auf und müssen dann vom Urologen manuell entfernt werden.
Einzelnachweise
- Georges Mayor, Ernst J. Zingg: Urologische Operationen. Atlas zur Indikation, Technik, Nachbehandlung. Thieme, Stuttgart 1973, ISBN 3-13-468601-5, S. 419.
- Mohamed A. Baky Fahmy: Normal and Abnormal Prepuce. Springer International Publishing, Cham (CH) 2020, ISBN 978-3-030-37623-9/ e-book: ISBN 978-3-030-37621-5, S. 269–276 → Kapitel: Normal and Abnormal Prepuce. doi:10.1007/978-3-030-37621-5_32.
- Suchergebnisse bei "frenuloplasty frenulum clitoridis" Auf: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov; ausgeführt am 28. Januar 2022.