Frei Betto

Frei Betto O.P. („Bruder Betto“; bürgerlicher Name Carlos Alberto Libânio Christo; * 25. August 1944 i​n Belo Horizonte) i​st Dominikaner u​nd einer d​er wichtigsten Befreiungstheologen Lateinamerikas.

Frei Betto

Bereits i​n jungen Jahren engagierte s​ich Frei Betto i​n der katholischen Sozialarbeit u​nd galt a​ls militanter Kämpfer g​egen die 1964 installierte Militärdiktatur. Anfang d​er 1970er-Jahre verbrachte e​r zwei Jahre a​ls politischer Häftling i​m Gefängnis. Nach seiner Entlassung fungierte e​r u. a. a​ls Verbindungsmann zwischen d​er Regierung Kubas u​nter Fidel Castro u​nd der katholischen Kirche. Mit d​em kubanischen Staatschef s​tand er n​ach eigener Aussage b​is zu dessen Lebensende i​n Kontakt u​nd kannte a​ls einer v​on wenigen Menschen a​uch den Standort v​on Castros Privathaus.

Betto verarbeitete d​ie Zeit d​er Militärdiktatur i​n dem Buch Bautismo d​e sangre, d​as im Jahr 2006 verfilmt wurde. Er selbst w​ird in d​er Adaption v​on dem brasilianischen Darsteller Daniel d​e Oliveira porträtiert.[1][2]

Aus d​er Volksbewegung g​egen die Militärdiktatur k​ennt er d​en späteren brasilianischen Präsidenten Lula d​a Silva. Als Lula i​m April 1980 v​on der Polizei verhaftet wurde, wohnte Frei Betto i​m selben Haus w​ie Lula. Dieser machte i​hn 2003 z​um Regierungsberater; Frei Betto w​ar für d​as Anti-Hunger-Programm d​er Regierung (Fome Zero) zuständig.[3]

2004 g​ab er n​ach einem Konflikt m​it dem Minister für Sozialentwicklung, Patrus Antanias, u​nd weil d​em Hungerbekämpfungsprogramm d​ie finanziellen Mittel fehlten, seinen Rücktritt bekannt.[4]

2013 w​urde Frei Betto v​on der UNESCO für seinen Einsatz für Menschenrechte u​nd soziale Gerechtigkeit ausgezeichnet.[5] 2015 erhielt e​r die Ehrendoktorwürde i​n Philosophie d​er Universität v​on Havanna.[6]

Theologie

Ein Journalist d​er ARD fragte Frei Betto 2013 o​b es n​icht frustrierend sei, über Jahrzehnte v​om Vatikan gemaßregelt z​u werden. Betto sagte, d​as sei normal und: "Jesus u​nd alle Propheten h​aben gelitten. Wir h​aben das m​it viel Ruhe u​nd viel Glauben toleriert. Wir h​aben niemals Brüche innerhalb d​er Kirche provoziert. Alle Spaltungen, Häresien u​nd Brüche s​eit dem 20. Jahrhundert wurden v​on den Rechten verursacht, v​on den Konservativen u​nd Traditionalisten."[7]

Veröffentlichungen

  • L' Église des prisons. Lettres de Betto. Paris 1972.
  • Brasilianische Passion. Die Briefe des Pater Betto aus dem Gefängnis. München 1973.
  • Nachtgespräche mit Fidel. Autobiographisches, Kuba, Sozialismus, Christentum, Theologie der Befreiung. Freiburg i. Ue. 1986.
  • Schule, die Leben heißt. Befreiungstheologie konkret. München 1986.
  • Zeichen des Widerspruchs. Gespräche über Politik, Religion, Ordensleben, Volksbewegungen, Jugend in Lateinamerika. Freiburg i. Ue. 1989.
  • (mit Leonardo Boff), Mystik der Strasse. Düsseldorf 1995.
Commons: Frei Betto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frei Betto: Fidel, ein unvergesslicher Freund. In Granma Internacional, August 2021, S. 5
  2. Batismo de Sangue in der Internet Movie Database (englisch), abgerufen am 22. August 2021
  3. Erhard Stackl: Wie Brasilien den Hunger auf null bringt. In: DerStandard.at, 13. Dezember 2004. Abgerufen am 6. Juli 2011.
  4. Befreiungstheologe tritt von Regierungsamt zurück. In: DerStandard.at, 13. Dezember 2004. Abgerufen am 6. Juli 2011.
  5. https://www.tagesschau.de/ausland/interview-betto100.html
  6. Entregan Categoría Especial Dr. Honoris Causa en Filosofía a Frei Betto (+ Video), Cubadebate vom 12. Oktober 2015 (spanisch)
  7. https://www.tagesschau.de/ausland/interview-betto100.html
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