Franziska Barbara von Weltz
Franziska Barbara, Gräfin von Weltz zu Wilhermsdorf (* 4. August 1666; † 3. April 1718 in Wilhermsdorf), war Herrin von Wilhermsdorf. Sie war durch Ehen mit zwei regierenden Grafen aus dem Haus Hohenlohe erst Gräfin zu Hohenlohe-Neuenstein und dann Gräfin zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
Leben
Herkunft
Väterlicherseits entstammte sie einem Adelsgeschlecht, das in Kärnten und in der Steiermark beheimatet war.[1] Sie war die Tochter von Franz von Weltz (* 1635; † 1674), Freiherr von Weltz aus der Linie Eberstein, Herr auf Bergenweiler,[2] und der Freiin Anna Barbara de Guin (* 1640; † um 1681), Tochter des aus Schottland gebürtigen,[2] 1639 zum Reichsfreiherrn erhobenen und kaiserlichen Generalwachtmeisters William Gunn (Wilhelm von Guin/Guyn, * um 1604; † vor November 1660), ab 1642 Herr auf Burg Staufeneck,
- Wappen der Weltz von Eberstein
- Gebessertes Wappen der Grafen von Weltz
- William Gunn, Großvater mütterlicherseits (1649)
- Freiherr Georg Ludwig von Freyberg und Gräfin Barbara von Eberstein, Urgroßeltern mütterlicherseits (um 1600)
der in dänischen, schwedischen und kaiserlichen Kriegsdiensten gestanden hatte und Kommandant von Memmingen, Ulm und Mindelheim war, und der der Schwenckfeld-Sekte zugeneigten Anna Margareta von Freyberg, Tochter des Georg Ludwig von Freyberg, Freiherr von Freyberg zu Justingen, und der Barbara von Eberstein, Gräfin von Eberstein-Rixingen. Der Vater starb 1674 an einem tödlichen Schuss, den er beim Duell erhalten hatte, und wurde auf seinem Rittergut Bergenweiler beigesetzt.[2]
Erste Ehe: Gräfin zu Hohenlohe-Neuenstein
Sie heiratete 1689 den wesentlich älteren Grafen Wolfgang Julius aus der Linie Neuenstein des Hauses Hohenlohe, Witwer der Herzogin Sophie Eleonore von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, bei der sie vorher Hofdame war.[3] Wolfgang Julius verstarb nach neun Jahren Ehe 1698 im Alter von 76 Jahren. Die Ehe blieb kinderlos. Das Erbe ihres Mannes fiel gemäß Haus- und Lehnsrecht an dessen Bruder Johann Friedrich I. von Hohenlohe-Öhringen, Franziska Barbara erhielt lediglich die Herrschaften Wilhermsdorf und Neidhardswinden, die Wolfgang Julius am 4. Mai 1667 gekauft hatte.
Zweite Ehe: Gräfin zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst
Drei Jahre später, 1701, heiratete sie 35-jährig in zweiter Ehe den katholischen Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (* 29. Dezember 1663; † 29. November 1759, Haus Hohenlohe). Franziska Barbara behielt Wilhermsdorf als Sitz ihrer Residenz und blieb auch, trotz der abweichenden Konfession ihres zweiten Mannes, bei ihrem evangelischen Glauben. Franziska Barbara konnte mit einer Summe von 100.000 Gulden ihrem neuen Ehemann helfen, die von seinem Vater geerbten Schulden zu begleichen, ließ sich aber dafür die Einkünfte aus den hohenlohischen Ämtern Kupferzell und Waldenburg verpfänden.[4]
Wirken
Sie ließ den Ort Wilhermsdorf erheblich ausbauen. So holte sie 1712 neue jüdische Drucker dorthin, um der Papiermühle den Absatz zu sichern.[5] Unter ihrer Herrschaft erlebt Wilhermsdorf eine Blütezeit. Sie verwirklichte den von Julius Wolfgang geplanten Kirchenneubau in den Jahren zwischen 1706 und 1714. Zwischen 1707 und 1718 ließ sie das Schulhaus in der Burgmilchlingstraße, das Siechenhaus in der Spitalstraße, das Consulentenhaus (das heutige Wilhermsdorfer Rathaus) und die Gottesackerkirche errichten. In Wilhermsdorf wird sie bis heute „Wohltäterin von Wilhermsdorf“ genannt. Am 3. April 1718 verstarb sie im Alter von 51 Jahren und wurde in einem Prunksarg in der Gruft der evangelischen Hauptkirche feierlich beigesetzt.
Nachkommen
Aus ihrer Ehe mit Graf Philipp Ernst hinterließ sie einen Sohn und eine Tochter:
- Philipp Ernst (* 1704; † 1759) ⚭ 1732 Franziska Elisabeth Gräfin von Limburg-Stirum (* 1719; † 1752)
- Caroline Juliane von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (* 1706; † 1758) ⚭ 1733 Christian Otto von Limburg-Stirum (* 1694; † 1749).
Zwei weitere 1702 und 1703 geborene Söhne erreichten nicht das Erwachsenenalter und starben noch vor ihrer Mutter. Sie hinterließ ihren überlebenden Kindern wertvolle Kleinodien, gefasste und ungefasste Edelsteine aller Art, reiches Silbergeschirr, Kristallgefäße, venezianische Spiegel, großes Barvermögen und die Liegenschaften in Wilhermsdorf.[6]
Nach ihrem Tod fiel auch das Lehen Wilhermsdorf und Neidhardswinden an ihre minderjährigen Kinder. Im Jahr 1733 übernahm der Sohn Philipp Ernst die Herrschaft Wilhermsdorf, blieb aber ohne Nachkommen, so dass Wilhermsdorf spätestens 1769 an den Sohn von Franziska Barbaras Tochter Caroline Juliane, Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum, fiel.
Literatur
- Adolf Fischer: Geschichte des Hauses Hohenlohe. II. Teil, Zweite Hälfte, W. Kohlhammer, Stuttgart 1871, S. 125–131 (Nachdruck der drei Bände von 1866, 1868 und 1871. Herausgegeben vom historischen Verein für Württembergisch Franken, Schwäbisch Hall, Hohenloher Druck- und Verlagshaus Gerabronn 1991, ISBN 3-87354-195-5)
- Theodor Schön: Die nach Schwaben übergesiedelten Glieder des Kärntner Freiherrengeschlechtes von Weltz, in: Monatsblatt des Heraldisch-Genealogischen Vereines "Adler", Band 4, Wien 1896–1900, S. 298–305, hier besonders S. 304 f.
Weblinks
- Allgemeine Informationen zur Geschichte auf den Seiten des Marktes Wilhermsdorf
- Stammbaum der Franziska Barbara von Welz bei fabpedigree.com (englisch)
Einzelnachweise
- Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, Band 122, 2006, S. 76. Johann Friedrich Gauhe: Des heil. Röm. Reichs Genealogisch- historisches Adels-LEXICON, Leipzig 1719, S. 1871–1877.
- Theodor Schön: Die nach Schwaben übergesiedelten Glieder des Kärntner Freiherrengeschlechtes von Weltz, in: Monatsblatt des Heraldisch-Genealogischen Vereines "Adler", Band 4, Wien 1896–1900, hier S. 304 f.
- W. Kohlhammer: Schwäbische Lebensbilder, Band 6, 1957, S. 124.
- Adolf Fischer: Geschichte des Hauses Hohenlohe. II. Teil, Zweite Hälfte, W. Kohlhammer, Stuttgart 1871, S. 125.
- http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_BY_JU_wdf_drucke.pdf
- Adolf Fischer: Geschichte des Hauses Hohenlohe. II. Teil, Zweite Hälfte, W. Kohlhammer, Stuttgart 1871, S. 131.