Franz Xaver Nißl
Franz Xaver Nißl (auch Nissl; * 26. Juli 1731 in Fügen im Zillertal; † 4. Dezember[1] 1804 ebenda) war ein bedeutender Tiroler Bildhauer.
Leben
Sohn des „Bäckenwirts“, lernte Nißl sein Handwerk beim Haller Bildhauer Gregor Fritz vermutlich zwischen 1745 und 1750 und dann mit höchster Wahrscheinlichkeit in München beim bayerischen Hofbildhauer Johann Baptist Straub. Um 1756 eröffnete er seine eigene Werkstätte in Fügen.
Obwohl Nißl in Fügen zwölf Bildhauergesellen beschäftigte und die Werkstätte von seinem Neffen Franz Serafikus Nißl (1771–1855) weitergeführt wurde, sind außer diesem und allenfalls Anton Huber (* 3. März 1768 in Fügen; † 4. März 1840 in Fügen) keine Schüler zu nennen. Ein bemerkenswerter Schüler des Franz Seraficus war dann Johann Baptist Pendl (* 22. Juni 1791; † 14. März 1859) aus Galler in Aschau im Zillertal, der 1816 nach Meran ging. Franz Xaver Nißl starb unverheiratet.
Werk
Nißl löste sich bald vom höfischen Rokoko und fand zu einem selbständigen naturalistischen Stil, der Münchner Eleganz mit Tiroler Bodenständigkeit verbindet und etwa in den Büßerfiguren der Fiechter Stiftskirche einen Höhepunkt findet (1773–1774). Zuvor hatte er dort die Reliefs auf den Stuhlwangen des Kirchengestühls gestaltet, weiters ein Chorgestühl und eine Kanzel (beide sind verlorengegangen, ebenso wie der Großteil der Werke, die er für Seitenaltäre in Fiecht anfertigte). Einer seiner frühesten größeren Aufträge dürfte 1759 der Fiechter Notburga-Altar gewesen sein, von dem nur zwei Statuen, nämlich die Heiligen Wendelin und Isidor, sowie zwei Puttengruppen erhalten sind. Eine davon befindet sich im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck.
Bedeutsame Plastiken entstanden beispielsweise für die Pfarrkirchen von Eben am Achensee, Gerlos, Alpbach und Fügen, Reliefs mit Darstellungen der Vierzehn Nothelfer und der Steinigung des Stephanus sowie um 1765 ein nur mehr in einzelnen Figuren erhaltener Altar für die Pfarrkirche von Stumm im Zillertal.
Im fortgeschrittenen Alter baute er auch Krippen: um 1780 für die Dekanatskirche Fügen, 1794 für die Kapelle der Brixener Hofburg (Wechselkrippe mit Weihnachts- und Fastenzyklus, mit gut 500 Figuren), jetzt im Diözesanmuseum Brixen. Weitere Nißl-Krippen befinden sich in Privatbesitz.
- Werke
- 1799 Seitliche Konsolfiguren Antonius Eremit und Hieronymus am Hochaltar der Pfarrkirche Hallein
- 80 Stuhlwangen (1772–1773), Abtei St. Georgenberg-Fiecht
- Motiv Tod des Hl. Benedikt (1772–1773) nach einem Stich der Gebrüder Klauber (Augsburg 1768 [?]), Abtei St. Georgenberg-Fiecht
- Puttengruppe Bäuerliche Verrichtungen, Notburga-Altar (1759), Abtei St. Georgenberg-Fiecht
- Kruzifix (1774), Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Fügen
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Nißl, Franz Xaver. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 20. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1869, S. 372 (Digitalisat).
- Albert Ilg: Nissl, Franz der Ältere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 704 f.
- Josef Ringler: Alte Tiroler Weihnachtskrippen. Universitätsverlag Wagner, 1969.
- G. Hölzl: Franz Xaver Nissl (1731–1804). Philosophische Dissertation, Universität Innsbruck 1977.
- Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs – Tirol. Scholl, Wien 1980, S. 229 f., S. 262 ff.
- Elisabeth Fidler-Daxer: Ikonographie der Fiechter Stuhlwangen. Absam 1995, ISBN 3-900627-01-0. (Zugleich: Diplomarbeit, Universität Innsbruck 1993.)
- Hans Wirtenberger: Von alten Zillertaler Krippen und ihren Künstlern. In: Der Krippenfreund. 83 (1996) 4, S. 169–172.
- Ekkart Sauser: Franz Xaver Nißl. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 1111–1112.
Weblinks
- Nißl-Krippe auf der Website des Diözesanmuseums Hofburg Brixen.
Einzelnachweise
- Fidler-Draxler gibt den 1. Dezember an.