Franz Waterstradt

Franz Waterstradt (* 2. Juli 1872 i​n Marnitz, Mecklenburg; † 24. Oktober 1914 gefallen b​ei Ypern i​n Flandern) w​ar ein deutscher Agrarwissenschaftler u​nd Hochschullehrer.

Leben

Franz Waterstradt w​urde 1872 i​n Marnitz (Mecklenburg) geboren. Sein Vater, August Waterstradt, w​ar Revierförster i​n den Ruhner Bergen u​nd seine Mutter w​ar Elise Regelien, d​ie Tochter d​es Kammerpächters Johannes-Magnus Regelien[1] i​m benachbarten Malow.

Waterstradt besuchte d​ie Real-Gymnasien z​u Parchim u​nd Bützow. Er verließ d​as Gymnasium Fridericanum i​n Parchim 1890 m​it dem Zeugnis, d​as zum Einjährigendienst berechtigte (wie Mittlere Reife). Nach e​iner 8-jährigen praktischen Tätigkeit i​n der Landwirtschaft entschloss e​r sich 1898, d​as Abitur nachzumachen, d​a er n​icht das Vermögen hatte, e​ine Pachtung z​u erwerben u​nd weil e​r sich gesundheitlich n​icht für e​ine schwere körperliche Arbeit eignete.

Als Student an der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin interessierte sich Franz Waterstradt – zur Überraschung seiner Freunde und Verwandten – immer mehr für die wissenschaftliche Seite. Dadurch wurde auch sein Lehrer (und späterer Schwiegervater) Professor Hugo Werner auf ihn aufmerksam. Franz Waterstradt hatte als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Friedrich Aereboe in der Buchstelle der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft (DLG) gearbeitet, bevor er sich 1904 an der Albertus-Universität Königsberg den Doktortitel mit einer Dissertation über die Methodik des Landbaues holte. Schon 1906 erging an ihn der Ruf als außerordentlicher Professor für die Wirtschaftslehre des Landbaus an das landwirtschaftliche Institut der Universität Breslau, da er von Friedrich Aereboe empfohlen wurde. Waterstradt leitete ab 1912 den Gutsbetrieb in Hohenheim und wurde 1913 ordentlicher Professor an der landwirtschaftlichen Universität Hohenheim (bei Stuttgart)[2]. Die landwirtschaftliche Betriebslehre wurde nun als eigenständiges Fach gelehrt. Wenn man von einem Streit in der damaligen wissenschaftlichen Führerschaft in der Wirtschaftslehre des Landbaues sprechen will, dann kann Franz Waterstradt als Aereboes Konkurrent bezeichnet werden[3]. Das Verdienst, die Reinertragslehre zum Hauptstück der landwirtschaftlichen Betriebslehre gemacht zu haben, kommt unstreitig Franz Waterstradt zu. Aereboes Bedeutung als Betriebslehrer liegt darin, dass er den von Waterstradt beschrittenen Weg konsequent weitergeführt hat[4].

Tragisch w​ar der Einfluss v​on Heinrich Claß a​uf ihn. Beeinflusst v​on den nationalen Gedanken meldete s​ich Waterstradt freiwillig z​u Beginn d​es Ersten Weltkrieges. Bereits i​m Oktober 2014 f​iel er b​ei Ypern i​n Flandern i​m Alter v​on 42 Jahren. Er hinterließ s​eine Ehefrau Else[5] (Tochter v​on Professor Hugo Werner) u​nd seinen 10-jährigen Sohn Werner.[6]

Schriften

  • Ein Beitrag zur Methodik der Wirtschaftslehre des Landbaues; Inaugural-Dissertation von Franz Waterstradt zur Erlangung der Doktorwürde der philosophischen Fakultät der Albertus-Universität zu Königsberg. F. Stollberg, Merseburg 1904.
  • Die Rentabilität der Wirtschaftssysteme nach J.H. von Thünens »isoliertem Staat« und in unserer Zeit. VB Parey, Berlin 1909
  • Die Wirtschaftslehre des Landbaues, ein Lehrbuch für Landwirte, Studierende, Landwirtschaftslehrer und Verwaltungsbeamte. E. Ulmer, Stuttgart 1912.

Literatur und Quellen

  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 10577.
  • Katrin Hirte: Die deutsche Agrarpolitik und Agrarökonomik: Entstehung und Wandel zweier ambivalenter Disziplinen. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-21683-2. digital
  • Familienchronik Pentzlin-Regelien. Privat, Schwerin 1932.
  • Johannes Cuno und Reiner Stephany (Hrsg.): Nachricht von dem Geschlecht und Herkommen der Cunoen: 1672 - 1957 / ... . MV-Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-86991-554-8.digital

Einzelhinweise

  1. Familienchronik Pentzlin-Regelien, Seite 125–129
  2. Grewoll: in Berlin Assistent am Institut für Gärungsgewerbe; in Hohenheim gleichzeitig Leiter der mit der Hochschule verbundenen Gutswirtschaft; Vorstandsmitglied der Vereinigung für exakte Wirtschaftsforschung und der Studienkommission für Erhaltung des Bauernstandes, für Kleinsiedlung und Landarbeit
  3. Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Seite 57. Verlag DLG-Verlag, Frankfurt am Main 1970
  4. Wilhelm Mügge: Existenzbedingungen kleiner bäuerlicher Betriebe. Seite 14, Verlag Nolte, Kiel 1930
  5. Elisabeth Waterstradt heiratete 1919 Wilhelm Grueber d. J., den Besitzer der technischen Federnfabrik in Hagen (Cuno, Seite 178)
  6. Der Ingenieur Werner Waterstradt heiratete Hanna Cuno. Er trat zusammen mit Dr. Heinrich Nettmann in die Federnfabrik Grueber ein (Cuno, Seite 178)
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